Aus die Maus!

Eigentlich hätten Sie hier einen Bericht über die 13. ARABICA in Frankfurt finden sollen – aber diese wurde abgesagt, wegen zu geringer Teilnehmerzahl. Über die Gründe wird vielfach spekuliert.

Die Teilnehmerzahlen an Schauen gehen immer weiter zurück. Über die Gründe wird viel spekuliert.

Die Teilnehmerzahlen an Schauen gehen immer weiter zurück. Über die Gründe wird viel spekuliert.

Deirdre Hyde hat in unserem Interview eine ausgezeichnete Zusammenfassung der Entwicklung des Rennsport unter dem Einfluß des Mittleren Ostens gegeben. Die Parallelen zum Schauwesen sind nicht zu übersehen, und könnten in etwa so zusammengefasst werden:

Phase 1: Am Anfang stehen Züchter und Besitzer, für die das Arabische Pferd an sich und das Fortbestehen bzw. die züchterische Entwicklung der Rasse an erster Stelle stehen. Schauen sind ein Bestandteil des Selektionsprozesses.
Phase 2: Die Scheichs im Mittleren Osten haben das Arabische Pferd „wiederentdeckt“, übernehmen auch die Idee der Schauen, finden Gefallen daran und investieren viel Geld in Pferde und Infrastruktur. Das wird in Europa als Erfolg gefeiert!
Phase 3: Finanzkräftige, leistungsorientierte Neulinge interessieren sich für den Glamour rund um das Arabische Pferd, ihnen geht es aber nur um den Sieg. Um sich diese Siege zu sichern, kaufen sie weltweit die besten Pferde zusammen, mitunter ganze Zuchtprogramme. Das wird von denjenigen Züchtern in Europa und Übersee als Erfolg gefeiert, die ihre Pferde für horrende Summen verkaufen können.
Phase 4: Den Scheichs wird die Schauszene im Mittleren Osten zu klein, sie stellen daher auch vermehrt in Europa aus. Um den Europäern dies zu versüßen, „sponsern“ sie kräftig die europäischen Schau-
szene.
Phase 5: Da der Hobby-Züchter nun gegen die besten Pferde, zusammengekauft in der ganzen Welt, antreten muß, zieht er rasch den kürzeren und kehrt der Schauszene den Rücken. Außerdem verengt sich die Blutbasis der Pferde, die in diesem Wettbewerb vorne mithalten können. Die Schaupferdevererber aber kosten so viel Decktaxe, dass es sich der kleine Züchter nicht leisten kann, diese zu verwenden.
Phase 6: Ohne die Pferde der kleinen Privat-Züchter, gibt es nicht genügend Teilnehmer, um die Klassen zu füllen; aber Klassen mit 1-2 Pferden sind kein echter Wettbewerb. Die Wertigkeit eines Sieges oder Championats wird immer geringer, was zu noch weniger Teilnehmern führt. Veranstaltungen fallen Mangels Teilnehmer aus.
Phase 7: Der Privat-Züchter, einst das Rückgrad der Zucht in Europa, läßt seine Stuten leer, weil er keinen Verwendungszweck bzw. Käufer für seine Pferde findet, die auf Schauen nicht mehr konkurrenzfähig sind.
Phase 8: Die Scheichs sind unter sich – sowohl auf den Schauen im Mittleren Osten, als auch in Europa.

Ich überlasse es dem Leser, zu entscheiden, in welcher Phase sich unsere Schauszene derzeit befindet. Und ntaürlich ist die Zucht insgesamt nicht allein von der Schauszene abhängig. Aber eines steht für mich fest: Wir brauchen ein “Rettungsprogramm” für diejenigen Züchter, die nicht das hochspezialisierte Schaupferd oder Rennpferd züchten wollen, sondern – wie früher – den “Allrounder”. Wir brauchen für diese Pferde Aktivitäten, damit Käufer einen Einsatzbereich für das neue Familienmitglied sehen.
Ideen und Visionen sind gefragt!
Gudrun Waiditschka