(R)evolution der Fortpflanzung

Der modernen Reproduktionstechnik sei Dank verfügen wir heute über eine breite Auswahl an Möglichkeiten, wie man Eizelle und Spermium zusammenbringen kann. Aber ist alles, was technisch machbar ist, auch sinnvoll, wünschenswert und ethisch vertretbar?

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Die Fruchtbarkeit seiner Zuchttiere ist für jeden Züchter ein wichtiger Faktor – nicht nur in züchterischer, sondern auch in ökonomischer Hinsicht. Sie ist ein Wirtschaftsfaktor in einem Pferdezuchtbetrieb, denn je höher die Fruchtbarkeit, desto rentabler lässt sich die Zucht betreiben. Bringt eine Stute nur alle 2-3 Jahre ein Fohlen, so ist dessen Produktion entsprechend teuerer, ebenso wenn hoher medizinischer Aufwand nötig ist, um einen Stute tragend zu bekommen. Neben der reinen Kosten/Nutzenrechnung sollte es für den Pferdezüchter aber auch noch andere Argumente geben, so sollte er sich nicht n ur Gedanken zum Genpool der Gesamtpopulation machen, sondern auch zur Ethik seines Tuns, speziell dem körperlichen und seelische Wohlergehen seiner Tiere.

NATURBELASSEN

Um die Veränderungen aufzuzeigen, die die modernen Reproduktionsmethoden mit sich bringen, wollen wir das natürliche Verhalten unserer Pferde als Grundlage nehmen. Dies kann man am besten bei den verwilderten Hauspferdeherden (Mustangs in Amerika, Brumbies in Australien, Carmarguepferde in Frankreich) beobachten. Die typische Familienstruktur ist eine polygame Herde, d.h. ein Hengst lebt mit mehreren Stuten im Herdenverband. Meist besteht so ein Harem aus 1-5 Stuten, selten auch mehr. Der Hengst deckt alle zuchtfähigen Stuten seines Harems, den natürlichen Instinkten wird bei der Partnerwahl und beim Deckakt freien Lauf gelassen. Der Deckakt findet selbstredend als „Natursprung“ statt. Die Abfohlrate hängt sehr stark von den Umweltbedingungen ab, es werden bei extrem unwirtlichen Umweltbedingungen, wie sie in Australien zu Trockenzeiten herrschen, Werte zwischen 20% (d.h. 20 von 100 Bedeckungen führten zu einem lebenden Fohlen) genannt, bis hin zu 95% bei optimalen Bedingungen.
Nun leben unsere Hauspferde nicht mehr in natürlichen Pferdeherden, dennoch war bis in die 1970er Jahre die Zuchtmethode der Wahl der Natursprung, auch wenn die Partnerwahl vom Menschen diktiert wurde. Seitdem hat sich aber viel getan:
Natursprung – hier unterscheidet man den Weidesprung, bei dem Hengst und Stute sich ohne Zutun des Menschen „freilaufend“ paaren können, und den „Sprung an der Hand“, bei der der Hengst der Stute zugeführt wird, die Stute ist dabei meist fixiert, um die Verletzungsgefahr zu minimieren. Die Trächtigkeitsrate liegt beim Weidesprung bei über 90%, beim Decken an der Hand je nach Qualität des Managements bei bis zu 85%.
Als Vorteil des Weidesprungs darf zählen, dass die Stute den Zeitpunkt des Deckaktes bestimmt und dadurch die Verletzungsgefahr minimiert wird, es finden wiederholte Bedeckungen statt, was zu einer hohen Trächtigkeitsrate führt.
Der Nachteil liegt in der geringen Stutenzahl, die dem Hengst auf diese Weise zugeführt werden können; es ist zeitaufwenidg, dem Herdenverband neue Mitglieder zuzuführen.
Der Vorteil beim „Sprung an der Hand“ liegt darin, dass – wenn richtig zeitlich geplant und durchgeführt (!) – ein Teil der Instinkte noch erhalten bleibt und ausgelebt werden kann. Auch kann ein Hengst eine grössere Anzahl von Bedeckungen durchführen, verglichen mit dem Weidesprung, weil die zeitaufwändige Eingliederung einer Gaststute in die Herde (falls überhaupt möglich) entfällt.
Nachteilig wirkt sich aus, dass in der Regel die Stute zum Hengst transportiert werden muss, was – insbesondere mit Fohlen bei Fuss – einen erheblicher Aufwand und auch Verletzungsrisiko birgt. Durch Transport und Stallumstellung (Stress) kann die Paarungsbereitschaft der Stute eingeschränkt sein. Ist der Zeitpunkt nicht optimal gewählt, kann es in der Folge zu einer „potentiellen Vergewaltigung“ kommen, denn die Stute wird i.d.Regel fixiert. Es können Stürze und Verletzungen durch Abwehrreaktionen eintreten. Bei unsachgemässer Vorbereitung können bei beiden Natursprungvarianten Deckinfektionen und Übertragung infektiöser Erkrankungen hinzukommen.

DER STANDARD IN DER PFERDEZUCHT

Die Künstliche Besamung (KB) beinhaltet die instrumentelle Samenübertragung in die Geschlechtsorgane der Stute; dies kann Frischsamen, aufbereiteter Frischsamen („Kühlsamen“) oder Tiefgefriersamen sein. Fischsamen wird vor allem bei Unverträglichkeit gegen den Verdünner angewandt. Beim aufbereiteten Frischsamen wird das Ejakulat untersucht, zentrifugiert, verdünnt, portioniert und gekühlt. Der so aufbereitete Frischsamen kann dann je nach Hengst bis zu 48 Stunden nach Gewinnung verwendet werden. Beim Tiefgefriersamen wird das Ejakulat aufgearbeitet, eingefroren und dann in flüssigem Stickstoff tiefgefroren gelagert. Dadurch kann es über lange Zeiträume gelagert und über grosse Strecken transportiert werden. Das erste aus Tiefgefriersperma erzeugte Fohlen wurde 1957 geboren. In der Englischen Vollblutzucht ist KB untersagt.
Die Vorteile der KB beruhen in der besseren Hygiene, der Möglichkeit, mehrere Stuten mit einem Ejakulat besamen zu können, einer annehmlichen Trächtigkeitsrate, einem geringeren Verletzungsrisiko für Pferde und Personal und geringerem Stress. Weiter können mittels KB die Stuten unabhängig von Ort (Kühlsamen) und Zeit (Tiefgefriersamen) belegt werden. Auch kann der Hengst während der Decksaison im Sport- bzw. Schaueinsatz bleiben und eine Verwendung des Tiefgefriersamens ist auch noch über Tod des Hengstes hinaus möglich. KB ist derzeit Standard in der Pferdezucht. KB minimiert die Infektionsgefahr und erzielt eine akzeptable Befruchtungs- und Abfohlrate.
Als Nachteile gelten, dass nicht jeder Hengst sich gleich gut zum Einfrieren des Spermas eignet. Auch die Qualität des Kühlsamens kann individuell sehr stark schwanken. Die natürlichen Instinkte werden je nach Management und Vorgehensweise mehr oder weniger ausgeschaltet (insbesondere auf der Seite der Stute). In der Englischen Vollblutzucht ist KB untersagt.

STEIGENDER AUFWAND

Beim Embryotransfer (ET) findet die (künstliche) Befruchtung in der Spenderstute statt. Nach 7-8 Tagen wird der Embryo der Spenderstute entnommen und in eine Empfängerstute transferiert. Die Zyklussynchronisation der Spender- und Empfängerstute ist hier von grosser Bedeutung für die Erfolgsquote. Der Embryo wird durch Ausspülen aus der Gebärmutter gewonnen. Der Transfer erfolgt entweder chirurgisch (invasiv, in vielen Ländern aus tierschützerischen Gründen nicht gestattet) oder nicht-chirurgisch via Gebärmutterhals. Als ergänzende Möglichkeit kommt noch die Embryonentiefgefrierung hinzu, womit eine räumliche und zeitliche Trennung von der Embryonenerzeugung erreicht wurde, was den Versand von Embryonen ermöglicht; das Verfahren ist aber noch nicht ausgereift.
Die Vorteile von ET sind dass die Spenderstute anderweitig genutzt werden kann (Sport, Schau); dass sie sich fortpflanzen kann, auch wenn sie körperlich / gesundheitlich nicht in der Lage ist, selbst ein Fohlen auszutragen; und dass eine genetisch wertvolle Stute mehrere Fohlen pro Jahr produzieren kann.
Als Nachteil unter verhaltensphysiologischen Gesichtspunkten ist zu nennen, dass weder die Spenderstute noch die Empfängerstute artgerechtes Sexualverhalten ausleben können. Das Fohlen wächst nicht mit seiner biologischen Mutter auf, und wird daher von einer anderen Stute in gewissen verhaltenstypischen Mustern geprägt (Dominanz, „Siegeswille“, Selbstbewusstsein, etc.). Auch die mitunter vorgenommene operative Entfernung der Eierstöcke (Ovariektomie) bei der Empfängerstuten ist nicht zuletzt aus ethischen Überlegungen zu verurteilen. Wo ET durchgeführt wird, um Nachwuchs aus zeugungsunfähigen Stuten zu erhalten, besteht das Risiko, dass die Nachkommen eine genetischen Veranlagung für die hierfür verantwortlichen Krankheiten haben werden. Die in der Rinderzucht mögliche hormonell herbeigeführte „Superovulation“ (Mehrfach-Eisprünge in einem Zyklus), bei denen bis zu 35 Embryonen gewonnen werden können, ist in der Pferdezucht (bislang) noch nicht gelungen; die Gewinnungsrate beträgt lediglich 2-5 Embryonen pro Stute pro Jahr.

ZUCHT MIT UNFRUCHTBAREN ELTERN

Die In-Vitro-Fertilisation (IVF) ist im Grunde ein Sonderfall des Embryotransfers. Die Befruchtung erfolgt dabei nicht im Körper der Stute, sondern es wird zuerst eine Eizelle aus der Spenderstute gewonnen. Hier unterscheidet man die Gewinnung von „in vivo“ (im Körper der Stute) gereiften Eizellen während des Östrus (Rosse), und die Gewinnung von „unreifen“ Eizellen, unabhängig vom Östrus. Auf diese Weise kann die Anzahl der gewonnenen Eizellen gesteigert werden, jedoch müssen diese unreifen Eizellen noch „in vitro“ nachreifen. Die Eizelle wird dann mit den Spermien im „Reagenzglas“ inkubiert, so dass es zur Befruchtung (Eindringen eines Spermiums in die Eizelle) ausserhalb des Stutenkörpers kommt – daher „in vitro“ (im Glas). Die befruchtete Eizelle wird im Brutschrank kultiviert und einer Qualitätskontrolle unterzogen. Der daraus entstehende Embryo wird dann einer Ammenstute eingesetzt. Das erste auf diese Art und Weise erzeugte Fohlen wurde 1990 geboren.
Die Vorteile der IVF sind wie bei der ET, eine natürliche Selektion der mobilen und schnellen Spermien bleibt bis zu einem gewissen Grad erhalten.
Die Nachteile sind ebenfalls wie bei ET, die Kosten höher. Insbesondere die Gewinnung von unreifen Eizellen ist aufgrund der dazu nötigen Punktion oder Operation aufwendig und unter tierschützerischen Gesichtspunkten fraglich.

Die Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) ist wiederum ein Sonderfall der IVF, wobei hier noch ein Schritt weiter gegangen wird. Für ICSI reicht ein einziges Spermium, das mittels Injektionsnadel in die Eizelle verbracht wird. Dabei wird allerdings die Akrosomreaktion übergangen, die beim natürlichen Befruchtungsvorgang durch Ausschüttung von Enzymen die Durchdringung der Eizellhüllen durch das Spermium ermöglicht.
Der Vorteil von ICSI wird darin gesehen, dass auch unfruchtbare Hengste, sofern sie noch in der Lage sind, lebensfähige Spermien zu erzeugen, zur Befruchtung eingesetzt werde können. Ein anderes Einsatzgebiet liegt vor, wenn beispielsweise von einem verstorbenen Hengst nur noch eine begrenzte Anzahl Spermien zur Verfügung stehen, und diese optimal genutzt werden sollen.
Als Nachteil gilt, dass durch die Ausschaltung der Akrosomreaktion die natürliche Selektion der mobilen und schnellen Spermien unterbunden wird, und damit ein weiterer Bestandteil der natürlichen Selektion verhindert wird. Man kann mit ICSI sozusagen aus einer unfruchtbaren Stute und einem unfruchtbaren Hengst noch ein Fohlen zeugen, das jedoch möglicherweise die Disposition zu den Gründen der Unfruchtbarkeit der Elterntiere in sich trägt.

Wiederum ein Sonderfall den man auf jegliche Art der künstlichen Befruchtung anwenden kann ist die Verwendung von „Sexed Semen“, das heisst die Spermien wurden zuvor mittels Durchflusszytometrie in „männliche“ und „weibliche“ Spermien unterschieden, so dass das Wunschgeschlecht erzeugt werden kann. Das erste so gezeugte Fohlen kam 2004 zur Welt.
Vorteil – man kann das Geschlecht des Fohlens gezielt im Vorfeld bestimmen.
Nachteil – Bei diesem Verfahren kommt es zu starken Verlusten in der Gesamtspermienzahl, sie ist also nur bei sehr guter Spermienqualität durchführbar.

KLONEN – KEIN SCIENCE FICTION MEHR

Das Extrem in der Fortpflanzungstechnik ist die Embryonenerzeugung mittels somatischem Klonen. Hierbei wird aus einer Eizelle der Zellkern entfernt und durch den Zellkern und das darin enthaltene Erbgut aus der Zelle eines erwachsenen Tieres ersetzt. Der so entstandene Embryo wird in die Gebärmutter einer Leihmutter übertragen. Das heranwachsende Tier ist weitgehend genetisch identisch mit dem Tier, von dem die Spenderzelle stammt. Das erste so erzeugte Klon-Fohlen wurde 2003 geboren.
Vorteil – Mit Hilfe der Klontechnik kann auch ein (im Sport erfolgreicher) Wallach noch Nachkommen „zeugen“, dessen genetisches Potential sonst für die Zucht verloren wäre.
Nachteil – sehr hohe Kosten von 150.000 bis 250.000 €, wobei es keine Garantie gibt, dass die Nachkommen die gleichen Eigenschaften haben, wie das genetische Elternteil. Ausserdem muss eine sehr hohe Zahl von Embryonen erzeugt werden, um letztendlich einen lebensfähigen Klon zu zeugen. Ein hoher Prozentsatz der Klone weist eine eingeschränkte Gesundheit auf. Von den gesunden Fohlen weiss man noch nicht, ob deren Lebenserwartung geringer ist, oder ob sie mit zunehmendem Alter krankheitsanfälliger werden als ihre Artgenossen, die zwei Elternteile haben.

UND DIE MORAL VON DER GESCHICHT’?

Wie so häufig in der Tier„produktion“ stehen sich auch in der Pferdezucht widersprüchliche Meinungen gegenüber, insbesondere, wenn es um die vollständig technisierten Reproduktionsmethoden wie ET, IVF, ICSI und Klonen geht. Auf der einen Seite stehen moralische Werte wie die Würde des Lebewesens, keine Instrumentalisierung der Tiere, die körperliche Unversehrtheit des Individuums, die Vermeidung von Schmerzen und Stress, und auf der anderen Seite stehen handfeste wirtschaftliche Interessen. Wenn wir die künstliche Befruchtung als ethisch vertretbar akzeptieren, da hier die Vorteile die Nachteile überwiegen, und man mit etwas Aufwand auch den Pferden beim Absamen und bei der Besamung entsprechende sexuelle Stimulation zukommen lassen kann, so sehen viele Menschen die weitergehenden Reproduktionsmethoden kritisch.
Gerechtfertigt werden diese Methoden in der Regel nur durch wirtschaftliche Aspekte – und auch Gründe wie „wertvolles genetisches Material“, oder „unfruchtbare Elternteile wären für die Zucht verloren“ sind im Grunde nur wirtschaftliche Argumente. Diese liegen nicht nur im Interesse gewisser Züchter, sondern auch im Interesse der Reproduktionszentren, die diese Möglichkeiten anbieten – entsprechend wird auch geworben. Und so findet man Werbeslogans, dass man auch mit einer unfruchtbaren Stute und einem unfruchtbaren Hengst noch ein Fohlen ziehen kann. Aber ist das sinnvoll? Züchten wir uns da nicht eine Zukunft voller unfruchtbarer Pferde heran – die dann bei der weiteren Fortpflanzung wiederum den Reproduktionszentren Geld in die Kasse spülen? Und was macht ein Pferd überhaupt „wirtschaftlich wertvoll“? Das ist in der Regel der Kaufpreis, den jemand gewillt ist, zu zahlen. Dieser wird um so höher sein, je höher die Chance ist, Ruhm, Ehre und Geld zu gewinnen. Preisgelder in Millionenhöhe, wie sie im Mittleren Osten ausgeschüttet werden, treiben also den Kaufpreis in die Höhe und damit den „Wert“ gewisser Blutlininen und gewisser Individuen, die dann „um jeden Preis“ ausgebeutet werden müssen – und sei es mit 3 und mehr Fohlen pro Jahr aus einer Stute. Die Embryonen werden dann mittels Embryo-Auktion verkauft, noch bevor auch nur ein Fohlen das Licht der Welt erblickt hat. All dies ist keine Zukunftsvision, sondern ist in der Araberzucht bereits Realität.

Jeder Züchter sollte sich daher die Frage stellen, ob wir in der Araberzucht diese Entwicklung ungehemmt zulassen wollen. So obliegt es jedem Zuchtverband, für Embryotransfer eine Höchstzahl an Fohlen pro Stute und Jahr festzulegen. Jeder kann also mit einem entsprechenden Antrag und seiner Stimme in seinem Zuchtverband entsprechende Weichen stellen. Die WAHO, die Organisation, die für die Stutbücher des Arabischen Vollblutes verantwortlich ist, hat dieses Problem an der letzten Sitzung im November 2011 in Qatar diskutiert, und hat es den jeweiligen Verbänden überlassen, eine Limitierung für Embryotransfer zu beschliessen (siehe Kasten, Regel 18). Es dürfen aber gemäss WAHO Regeln keine Fohlen, die durch IVF entstehen, in einem Stutbuch eingetragen werden, dasselbe gilt für Klone und deren Nachkommen.
Die Englische Vollblutzucht hat dagegen bereits vor vielen Jahren eine klare Position bezogen und die Künstliche Befruchtung (und alle anderen künstlichen Fortpflanzungsmethoden) verboten. Die Vollblutverbände aus etwa 70 Ländern haben eine Vereinbarung unterschrieben, dass Pferde, die „nicht auf natürliche Weise entstanden und geboren wurden“, nicht an Rennen teilnehmen dürfen – und die Englischen Vollblüter sind noch immer nicht ausgestorben, auch kam es nicht zu einem züchterischen „Rückschritt“, weil all diese Methoden nicht zur Anwendung kommen dürfen, und das obwohl es doch auch im Rennsport um viel Geld geht!
Gudrun Waiditschka

Relevante WAHO Regeln
Regel 18: Embryo Transfer und Eizellen Transfer
Jedes Mitglied, das ein (WAHO-)Stutbuch führt, kann Embryo Transfer oder Eizellen Transfer in seinem Hoheitsgebiet erlauben oder nicht. (…)
1. Importierte Pferde, produziert durch Embryo Transfer oder Eizellen Transfer
Es ist eine verbindliche Regel, dass alle WAHO-Stutbuch-Organisationen importierte Pferde, die mittels dieser Methode produziert wurden, eintragen muss.
2. Anzahl von Fohlen pro Jahr und Spenderstute
Stutbuch Organisationen können nach ihrem eigenen Ermessen oder entsprechender rechtlicher Beratung, eine Höchstzahl an Fohlen festlegen, die sie pro Spenderstute und Jahr gemäss ihrer Gesetze und landestypischen Kultur im Stutbuch registrieren. Sie können auch nach eigenem Ermessen mehrere Fohlen pro Spenderstute erlauben. (…)

Regel 19: Klonen
1. Es ist eine verbindliche WAHO-Regel, dass ein Vollblutaraber, egal welchen Alters, der durch Klonen produziert wurde, unter keinen Umständen ins Stutbuch eingetragen werden kann.
2. Es ist eine verbindliche WAHO-Regel, dass die Fohlen eines Vollblutarabers, der duch Klonen produziert wurde, nicht ins Stutbuch eingetragen werden können.

Regel 20: Befruchtung von Eizellen ausserhalb des Körpers für Embryo Transfer
1. Es ist eine verbindliche WAHO-Regel, dass ein Vollblutaraber, egal welchen Alters, der durch die Entnahme von Eizellen nach dem Tod der Stute produziert wurde, unter keinen Umständen ins Stutbuch eingetragen werden kann.
2. Es ist eine verbindliche WAHO-Regel, dass ein Vollblutaraber, egal welchen Alters, der durch In-Vitro-Fertilization (IVF) produziert wurde, unter keinen Umständen ins Stutbuch eingetragen werden kann.

Weiterführende Literatur:
Wilfried Brade, Ottmar Distl , Harald Sieme und Anette Zeyner (Hrsg.): „Pferdezucht, -haltung und -fütterung – Empfehlungen für die Praxis“, Landbauforschung vTI Agriculture and Forestry Research, 2011
J. Klewitz, P. Heer, D. Behrendt, J. Probst, G. Martinsson, H. Sieme: „Embryotransfer beim Pferd“ J Reproduktionsmed Endokrinol 2010; 7 (3): 184–9.
Nina Kölle: „Assistierte Reproduktion beim Pferd“ Inaugural-Dissertation an der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig – Maximilians – Universität München, 2003.
Poncet Pierre-André, Bachmann Iris, Burger Dominik, Ceppi Anne, Friedli Katharina, Klopfenstein Stéphane, Maiatsky Michaïl, Rieder Stefan, Rubli Simone, Rüegg Patrick, Trolliet Charles F. (2011): „Überlegungen zu Ethik und Pferd – Denkanstösse aus ethischer Sicht im Hinblick auf einen besseren Schutz der Würde und des Wohlergehens des Pferdes“, Bericht des Observatoriums der schweizerischen Pferdebranche, Avenches.

Danksagung:
Mein Dank gilt Dr.med.vet. Verena Bracher, PhD, und Dr. med.vet. Thomas Stohler von der Tierklinik Leimental, Schweiz, für die fachliche Durchsicht und Beratung zu diesem Beitrag.