Über die Regenbogenbrücke – Dschehim

Gestern Vormittag starb der Weil-Marbacher Hauptbeschäler Dschehim (Pamir I / Dschihan), *1996. Filigran in der Erscheinung, bestechend in Bewegung, Rittigkeit und Charakter, so wird Dschehim in der Erinnerung bleiben. Dschehim überzeugte jeden Tag mit seinem feinen Interieur, seiner überdurchschnittlichen Dressurveranlagung und durch seine einheitliche Vererbung. Seinen Nachkommen hat er Schmelz, Bewegung, Typ und Rittigkeit weitergegeben. Sein sensibles, sanftes Wesen und seine Menschenbezogenheit verkörperten in idealer Weise die Vorzüge des arabischen Pferdes. Dschehim hatte eine regelrechte Fangemeinschaft unter den Araberzüchtern und zunehmend auch unter den Trakehner und Hannoveraner Züchtern.

Dschehim (Pamir I  / Dschihan) ist gestorben. Foto: G. Waiditschka / IN THE FOCUS

Dschehim (Pamir I / Dschihan) ist gestorben.
Foto: G. Waiditschka / IN THE FOCUS

Seinen Typ hat er von seiner Mutter Dschihan, Tochter der Weltchampionesse Dschadaah, mitbekommen. Seine Bewegunsstärke hat ihm sein Vater Pamir I mitgegeben, der 2008 mit der WAHO-Trophy ausgezeichnet wurde. Er war einer der wenigen Hengste, die sowohl in der Hengstlinie als auch in der Stutenlinie auf die Gründerpferde des Königlichen Privatgestüts Weil von König Wilhelm I. von Wüttemberg zurückging; in Marbach kann dies nur noch sein Halbbruder Said aufweisen. Die Bairaktar-Linie war in Polen und Russland stark verbreitet, die polnische LInie ist sehr dünn geworden, die russische dagegen ist stark ausgeprägt; Dschehim gehörte dem polnischen Zweig an. Bairaktar wurde 1817 vom ungarischen Baron von Fechtig aus der Wüste importiert und avancierte zum “Leibreitpferd” des Königs, später wurde er zum Hauptbeschäler und hinterlies ca. 150 Nachkommen. Die bedeutende Familie der Murana I, einst ebenfalls aus der Wüste importiert, hat eine weitverzweigte Linie in der Vollblutaraberzucht; etwa die Hälfte der Marbacher Vollblutaraberstuten gehört dieser Linie an. Abere auch in der Trakehner Zucht hat sie viele Akzente gesetzt. Der Marbacher Veredler Donauabend stammt aus dieser Familie, wie zahlreiche andere gekörte Hengste und eine Stute, die 2012 der englischen Königin als Geschenk übergeben wurde.
Arabische Blutelemente, insbesondere aus der leistungsbetonten Weil-Marbacher Zucht, nehmen in der Warmblut- und Trakehner Zucht wieder an Bedeutung zu. Dschehim wurde 2007 für die Trakehner Zucht und 2009 für die Ponyzucht anerkannt, 2013 kam die Zulassung für den Hannoveraner Verband und die Aufnahme in die Beschälerriege des Landgestüts Celle über Samenversand hinzu. Der Trakehner Zuchtleiter Lars Gehrmann charakterisierte ihn wie folgt: „Imponierend ist die Qualität der schwunghaften Grundgangarten Trab und Galopp von Dschehim ox. Das betrifft die Schwungentfaltung, die Schulterfreiheit und die wirklich beeindruckenden Verstärkungsmöglichkeiten, die er auch unter dem Sattel zelebriert. Seine hohe Rittigkeit dokumentiert er durch seinen Ausbildungsweg bis zu den Lektionen der Schweren Klasse. Ein interessanter Veredlerhengst mit hoher Reitqualität“. Dschehim legte eine hervorragende Hengstleistungsprüfung (100-Tage-Test) unter Warmblütern ab mit einem Index von 116 (Dressur) und 104 (Gesamt) und wurde von Hauptsattelmeister Horst König in Lektionen der Klasse S ausgebildet. Auf Araberschauen brillierte er mit seinem Typ und seinem Gangvermögen und gewann mehrere bedeutende internationale Klassen.
Dschehim hat seinen Nachkommen Schmelz, Bewegung und Rittigkeit bei genügend Größe weitergegeben. Imponierende Schwungentfaltung, große Schulterfreiheit und beeindruckende Versammlungsfähigkeit bei bester Rittigkeit kennzeichnen ihn und seine Nachkommen. Auch großes Durchhaltevermögen ist seinen Kindern eigen: Seine Tochter Sevinc (a.d. Sarina) aus Marbacher Zucht ist im A-Kader Distanzsport und war Deutsche Meisterin 2013 und 2015, hochplatziert bei der EM in Most/Tschechien und WM-Teilnehmerin 2014 mit Melanie Arnold im Sattel.