Amurath – der faule Beschäler

Geschichtchen aus der Geschichte Weils…(I)
Amurath I 1829-600pxBei den zahlreichen Nachkommen, die von Amurath I 1829 überliefert sind, verwundert es umso mehr, daß Prof. Rueff über ihn berichtet, dass „bei diesem Hengst nicht selten stimulierende Mittel angewandt werden müssen, um ihn zur Begattung zu reizen. Amurath muß oft am Schlauche an der Rute gekitzelt werden, um ihn lüstern zu machen, sogar durch Peitschen mit Brennesseln versuchte man, seine Begattungslust zu erregen.“ Weiter heißt es, „daß als Stimulans bei dem Hengste unmittelbar vor dem Act ein Streicheln und Kneipen in der Nierenpartie nicht selten vorgenommen wurde.“
Die Ursache für die verminderte Libido könnte in einer Unterfunktion der Schilddrüse zu suchen sein, denn Amurath litt vermutlich am Kropf, wie Hofthierarzt J. Wörz berichtet: „Die Drüse der rechten Seite war schon seit mehreren Jahren sichtbar grösser und hatte bis zum October 1848 in dem Maasse zugenommen, dass sie beinahe die Grösse eines kleinen Kindskopf erreichte, unverschiebbar war und sich hart und fest anfühlte; die Respiration hinderte sie indess nicht im Geringsten, doch stand die Befürchtung nahe, dass wenn sie an Grösse und Umfang noch mehr zunhemen sollte, sie am Ende durch ihren Druck nachtheilige Folgen haben müsse.“
Mit der Eingabe (innere Anwendung) von Jod hatte Wörz kaum Erfahrung, weshalb er dies nicht anwandte. Vielmehr versuchte er es längere Zeit mit Jodeinreibungen, jedoch ohne Erfolg – eher im Gegenteil. Ende Oktober 1848 schwoll der Hals infolge einer Erkältung „bei dem etwas empfindlichen Pferde“. Diese Schwellung wurde mit Wärme behandelt, das Pferd wurde eingedeckt und der Hals mit Flanell umwickelt, außerdem machte er Einreibungen des „Ungt. Mercurial. et Altheae“ (Quecksilber und Eibisch-Salbe) mit etwas Kampher, womit eine merkliche Verkleinerung der „Geschwulst“ eintrat. Von jetzt an verkleinerte sich die Geschwulst mehr und mehr und „im März 1849 kam der Hengst zum Beschälen nach Weil, wo die Geschwulst allmählich in dem Maasse abnahm, dass sie bei dessen Rückkehr hierher im Juli bis auf ein Minimum verkleinert war und seit Ende des Jahrs 1849 ist sie vollends verschwunden.“

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