Arabische Pferde – IN THE FOCUS

Er kam, sah und siegte!

Erfolgreichster Starter am Aachener Turnier war mit Abstand Haifi El Sorrento unter seiner langjährigen Reiterin und Ausbilderin Susanne Hoyler. Fünf Starts – drei Siege, zweimal Zweiter hinter der Erzrivalin Mekla (Trak.) unter Lise Frandsen – das war das Ergebnis eines erfolgreichen Wochenendes in der Aachener Soers.

Das hätte man sich vor zwei, drei Jahren noch nicht träumen lassen, dass Haifi El Sorrento so ein Routinier im Dressurviereck wird. Damals hat ihn das Klicken der Kamera noch völlig aus dem Konzept gebracht, heute läßt ihn das alles kalt. Aber er ist nicht nur selbstbewußter geworden, er strahlt geradezu Ruhe und eine innere Schönheit aus, die man nicht nur mit dem zunehmenden Alter erklären kann. “Sori”, wie er von seiner Züchterin und Besitzerin Edith Lipp genannt wird, hat in jeder Hinsicht von seiner reiterlichen Ausbildung profitiert, und ist durch das Reiten schöner und ausdrucksstärker geworden.

Auf Siegeszug


Die Siegesserie begann an diesem Turnier-Wochenende mit dem Sieg in der L-Trense, Wertnote 7,5. Diese Klasse war aufgrund der hohen Nennungszahlen zweigeteilt, so dass die Vollblutaraber eine eigene Klasse hatten. Dass er aber nicht nur unter Seinesgleichen bestehen kann, zeigte er in der L-Kür auf Kandare, wo er eine Gesamtnote von 8,0 erzielte, und einstimming von den Richtern auf dem ersten Platz gesehen wurde. Seine Rivalin, die Trakehner-Stute Mekla aus Dänemark, belegte unter Lise Frandsen Platz 2 mit 7,4 Punkten. In der L-Kandare und der Kombi-Prüfung lag dann Mekla vorne, aber die Krönung des Wochenendes war die M*-Dressur, die wiederum an Haifi ging: 7,6 Punkte, damit 0,2 Punkte vor dem Arabisch Partbred Hengst Saalefürst unter Andreas Brandt.
So eine Erfolgsserie kommt natürlich nicht von ungefähr. Haifi El Sorrento startet unter Susanne Hoyler selbstverständlich auf Warmblutturnieren und die beiden haben auch hier schon ihre erste M-Platzierung in einem Feld von 18 Teilnehmern errungen. Auf den Araberturnieren in Wiener Neustadt erreichten sie einen 2. Platz, in Exter waren sie siegreich in M. Auch wenn ihm vielleicht die “großen Gänge” fehlen, er macht es wett mit einer sehr schönen, konstanten Anlehnung – und dies war den Richtern in Aachen offensichtlich wichtiger als ein spektakulärer Mitteltrab (den, nebenbei bemerkt, kaum einer gezeigt hat).

Ebenfalls positiv aufgefallen ist – zumindest in der M-Dressur – der aus Schweden angereiste FLM Verdi unter Eva Palmaer mit einer Wertnote von 7,3. Er zeigte sich in den vorangegangenen Prüfungen etwas spannig und unkonzentriert, weshalb er nur im Mittelfeld oder noch weiter hinten zu finden war, aber mit der M-Dressur hat er zu seinem sonstigen Leistungsniveau gefunden, zumal er in Schweden auch in Warmblutkonkurrenzen bis Prix St. Georges startet. Beim Europa-Championat der gerittenen Vollblutaraber 2015, wo ja auch ein Prix St. Georges geritten wird, erreichte er den 5. Platz mit einer Wertnote von über 63%.

Teilnehmer aus den UAE

Eigens aus den Vereinigten Arabischen Emiraten angereist waren die W’Rsan Stables mit sechs Pferden, unter ihnen ihr “Star”, Al Khattar W’Rsan unter Line Moen, der als bestes Ergebnis einen dritten Platz in der L-Kandare mit nach Hause nahm, sowie Bint Al Sahaara W’Rsan, ebenfalls unter Line Moen, die sich in der L-Kür sogar noch einen Platz vor ihrem Stallgenossen platzieren konnte. Auch Al Khattar W’Rsan kennt man vom Europa-Championat 2015, wo die beiden sowohl in der Dressur als auch in der Classic Pleasure den dritten Platz belegten.
MS Madrass unter Susanne Giese war dieses Jahr wieder mit dabei und konnte sich in die Schleifenränge vorarbeiten: Ein dritter Platz in der reinen Vollblutaraber-Abteilung der L-Trense hinter Tamon unter Shannon Viuf aus Dänemark war ihr bestes Ergebnis an diesem Wochenende. Auf Platz vier folgte ihr in dieser Prüfung Gordons Chamway mit Christiane Pape im Sattel. Malik Ibn Prognoz, der auch schon in den vergangenen Jahren hier in Aachen antrat, konnte in der A-Dressur überzeugen: Sieg in der A**, und zweiter Platz in der Dressurreiterprüfung waren seine Leistungen unter Janine Holze.
Tove Roy war mit ihren Leistungen nicht zufrieden, es reichte zwar mit Padrons Must für einen dritten Platz in der Kombi L und einen vierten in der L-Kandare, aber die beiden können mehr, das hatten auch sie am Europa-Championat 2015 mit einem vierten Platz in der Dressur bewiesen. Hier in Aachen aber fehlte die Losgelassenheit und Leichtigkeit. Schade, denn die beiden kamen extra aus Dänemark angereist.

Sonderpreise

Der alljährlich ausgelobte “Ilse Kohueshölter Gedächtnispreis”, den die Eltern von Ilse Kohueshölter eigens überreichten, ging an den besten Vollblutaraber des Turniers, was eindeutig Haifi El Sorrento mit seiner Reiterin Susanne Hoyer war. Der Paltra Cup ging an den Sieger der kombinierten Prüfung Kl. L, die Trakehnerin Mekla mit Lise Frandsen im Sattel. Überreicht wurde dieser durch Anja Paltra und ihren Mann Claus, die diesen Preis jedes Jahr ausloben.
Noch ein Wort zu den Abstammungen der Pferde auf den vorderen Rängen: Hier haben wir Haifi El Sorrento, dessen Vater BS Specific 2007 Europa-Champion in der Schau wurde, die Mutterlinie von “Sori” läßt sich nach Rumänien zurückverfolgen. Auch der Vater von FLM Verdi, The Verdict HG, ist ein A-Schau-Champion, auf der Mutterseite von Verdi finden wir Taladdin, 1995 World Junior Champion und eine Marbacher Mutterlinie. Al Khattar W’Rsan stammt von Monarch AH, ein Rennpferdevererber aus den USA, mütterlicherseits finden wir Remington Steele, der sowohl den Tevis Cup (160-km Distanzritt in den USA) 1989 absolvierte, als auch US Top Ten Stallion 1988 wurde. MS Madrass stammt von Kamerton aus der Marenah und hat ein “rein russisches” Pedigree, das auf eine Leistungszucht zurückgeht. Auch Malik Ibn Prognoz hat ein überwiegend russisches Pedigree, wie auch Padrons Must. Die Vielzahl der Abstammungen, die bei den genannten Dressurpferden vertreten sind, bedeutet im Grunde genommen, dass man – zumindest noch vor 10 Jahren – sowohl aus Schau-Champions als auch aus ausgesprochenen Leistungslinien gute Reitpferde züchten konnte. Es gäbe sicherlich noch genügend talentierte Pferde ,ob mit oder ohne Schaulinien im Pedigree, die bei entsprechender reiterlicher Förderung ein gutes Bild unter dem Sattel abgeben würden. Aber an letzterem, der reiterlichen Förderung, fehlt es leider meist…

Kommentar

Die statistische Aufarbeitung der Teilnehmerzahlen und deren Herkunft offenbart leider eine wenig erfreuliche Entwicklung – zumindest aus deutscher Sicht: So haben die Starterzahlen seit 2011 ständig abgenommen, dieses Jahr waren es nur noch 168 (von einstens 262) Starts. Das lag zum Teil an der abgespeckten Ausschreibung. Es wurden weniger Prüfungen angeboten als früher, weil nur auf einem Dressurviereck geritten wurde. Dass die Dressurprüfungen nicht mehr parallel im Reitstadion stattfanden, wurde jedoch von den Reitern sehr positiv aufgenommen. Weiter fanden dieses Jahr nur vier Springprüfungen statt. Die Springprüfungen sind schon seit Jahren ein Trauerspiel, dieses Jahr haben sie einen Tiefpunkt erreicht – nicht in der Qualität, aber in der Teilnehmerzahl: Es fanden vier Prüfungen mit jeweils 5-6 Startern statt – wohlgemerkt trafen sich immer die gleichen 5-6 Pferde in den jeweiligen Prüfungen, Reiter waren es noch weniger. Die Frage muß erlaubt sein, ob sich dafür tatsächlich der Aufwand mit extra Springrichter, Parcoursbauer und Parcourshelfer lohnt?
Insgesamt waren es ca. 60 Pferde, die sich in Aachen trafen. Darunter waren sechs (!) Vollblutaraber aus Deutschland – soviele wie aus den Vereinigten Arabischen Emiraten angereist waren – und 20 deutsche “Partbreds” im weitesten Sinne, das heißt 9 deutsche und holländische Reitponys und 11 Trakehner, Arabisch Partbred, Rheinländer, Kleines Deutsches Reitpferd, etc. Letztes Jahr waren es noch 11 Vollblutaraber aus Deutschland und 26 Partbreds, bei etwa der gleichen Anzahl von Pferden insgesamt. Das heißt, der deutsche Anteil ist rückläufig und zwar um 20%!
Man sollte sich also von Verbandsseite überlegen, was man mit diesem Turnier bezwecken will. Eine Hauptaufgabe wäre m.E., dass insbesondere die Turnierteilnahme der Vollblutaraber gefördert wird. Den Vollblutarabern einen geschützten Bereich geben, wo sie ohne Konkurrenz von Warmblütern und Deutschen Reitponys starten können geht nicht, so hört man, die FN erlaubt keine reinen VA-Abteilungen, solange nicht über 30 Nennungen eingegangen sind. Aber natürlich könnte man auch andere Anreize bieten:

  • Man kann eine ” rassenbezogene” Rangliste erstellen, getrennt nach Rassegruppen, und dies auch entsprechend kommunizieren. Bislang wird man von der VZAP-Homepage auf die ANC-Homepage und von dort zur FN-Seite weitergeleitet, wenn man sich für die Reitergebnisse interessiert.
  • Man kann VZAP-Mitgliedern / VZAP-eingetragenen Pferden einen Transportkostenzuschuß bezahlen, sofern sie über 100 km Anreise haben.
  • Man kann ein “Nationales Championat” für jede Rassengruppe ausloten, für das nur die deutschen Pferde startberechtigt sind.
  • Man kann anhand der rassenbezogenen Rangliste, die besten Vollblutaraber mit einem Sonderpreis belohnen.
  • Man kann weitere Klassen anbieten, z.B. Classic Pleasure, die nicht der FN unterstehen, und diese nur für Vollblutaraber öffnen.
  • Westernklassen könnten ein ganz neues Klientel erschließen.

Der Fördermöglichkeiten gäbe es viele, wenn man das Problem nur endlich ernst nehmen würde. Der ANC in seiner Gesamtheit hätte theoretisch das Potential, ein wirkliches “Schaufenster” für den Vollblutaraber in all seiner Vielseitigkeit zu werden. Dazu aber muß man über seinen Tellerrand hinausschauen. Wenn man schon von “Klein-Scottsdale” träumt, dann nehme man sich doch bitte auch im Sportbereich ein Beispiel an dieser Veranstaltung.









Gudrun Waiditschka