Arabische Pferde – IN THE FOCUS

Im Griff der Krise

Editorial

Zugegeben, die Krise kommt nicht ganz unvorangemeldet, denn Pandemie-Szenarien gibt es ja schon lange, und Notfallpläne liegen in den Schubladen der Politiker. Aber uns Bürger hat die Corona-Krise doch ziemlich kalt erwischt. Was Umweltzerstörung und Klimawandel nicht geschafft haben – ein Umdenken in der Bevölkerung – schafft jetzt (vielleicht) ein kleines Virus, von dem wir Menschen, jeder einzelne von uns, uns offenbar in einem höheren Maße bedroht fühlen, als von diesen abstrakten Szenarien der globalen Veränderungen.
Ich will hier nicht darauf eingehen, ob und welche Maßnahmen sinnvoll sind, diese Pandemie in Schach zu halten, zum Schutze der Bevölkerung. Mir geht es mehr darum, das Positive in dieser Krise zu sehen, denn jede Krise bietet auch eine Chance! Als Pferdeleute sind wir eh’ priviligiert. Die meisten von uns können noch zu ihren Pferden oder haben sie beim Haus. Wer einen Hof hat, gar Landwirtschaft betreibt, dessen Lebensstil ändert sich vielfach gar nicht groß. Wer Tiere hat muss eh jeden Tag raus an die Luft und in den Stall. Wer Pferde hat, hat auch keine Langeweile, Pferde bieten Trost, bringen uns zum Lachen, und auf jeden Fall auf andere Gedanken. Sie “erden” uns in ganz erheblichem Maße – und das ist gut so, insbesondere in Zeiten der obstrusesten Verschwörungstheorien!
Aber natürlich ist da auch die Angst vor den wirtschaftlichen Folgen dieser Krise. Werden wir uns Pferdehaltung in Zukunft noch leisten können? Früher hatte ich mir oft überlegt, ob Pferde in unserer hochtechnologisierten und der Natur entfremdeten Zeit noch ihren Platz haben werden. Heute denke ich, liegt in dieser Krise vielleicht auch eine Chance, dass sie uns zum Umdenken zwingt. Sie zwingt uns darüber nachzudenken, was denn wirklich wichtig ist im Leben. Wenn uns unsere Pferde wichtig sind, und der damit verbundene Lebensstil, dann fällt es uns leicht(er), auf andere Dinge zu verzichten. Wir brauchen nicht jedes Jahr ein neues Smartphone, und nicht jedes zweite Jahr ein neues Laptop! Die Entschleunigung, zu der wir derzeit gezwungen werden, zeigt uns, dass es auch ohne “schneller, höher, weiter” geht. Regionalisierung ist eine weitere Chance, insbesondere was unsere täglichen Lebensmittel anbelangt. Regional beim Bauern kaufen und darauf achten, wie unsere Lebensmittel produziert werden ist auch ein Stück Umwelt- und Naturschutz. Wenn jeder ein klein wenig weg von der Konsumgesellschaft hin zu einer nachhaltingen Wirtschaft rückt, dann hat diese Krise einen Umdenkungsprozess in Gang gesetzt, der in die richtige Zukunft weisen könnte. Und in dieser Gesellschaft wird dann auch das Pferd noch einen Platz haben.
Gudrun Waiditschka