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Die wenigstens werden bemerkt haben, dass 2023 ein Jubiläumsjahr ist: vor 50 Jahren fand die erste internationale Araberschau in Deutschland statt. Ein Anlass, zurückzublicken und zu betrachten, wie sich die Schauszene in einem halben Jahrhundert entwickelt und verändert hat..
Damals, im Jahr 1973, gab es natürlich noch gar keine „Schauszene“ in Deutschland. Die Welt war eine andere, auch die Welt des arabischen Pferdes – eine Welt, die viele Araberzüchter und -besitzer heute gar nicht mehr kennen.
Anfang der 1970er-Jahre kam die Araberzucht in der Bundesrepublik Deutschland gerade erst in Schwung. Wo es vorher nur Marbach gegeben hatte und eine kleine Handvoll privater Züchter, schossen nun die Gestüte geradezu aus dem Boden. Viele der neuen Züchter gingen dabei ganz neue Wege und importierten ihre Stammpferde nicht nur aus Ägypten, sondern auch aus Polen, aus Spanien und vereinzelt auch aus anderen Ländern. Die Szene wurde deutlich bunter und diverser. Einigkeit herrschte damals eben so wenig wie heute. Die noch junge westdeutsche „Gesellschaft der Züchter und Freunde des Arabischen Pferdes“ brach auseinander, als einige Unzufriedene sich abspalteten und das „Araber-Stutbuch von Deutschland e.V.“ gründeten. Viele bedeutende VA-Züchter der Anfangszeit waren dabei: Dobimar von Kameke, Rolf Ismer, Carl-Heinz Dömken, Om El Arab, Günter Seidlitz und viele andere mehr. Was immer man sonst davon halten mag, diese Gruppe von „Rebellen“ veröffentlichte 1974 das beste und informativste Stutbuch, das es in Deutschland je gegeben hat.
Eben dieser Verein veranstaltete 1973 in Verden an der Aller erstmals eine internationale Schau für arabische Pferde. Und alle kamen: neben den Züchtern des Araber-Stutbuchs auch das Haupt- und Landgestüt Marbach, dazu Aussteller aus Schweden und Vertreter der polnischen Staatsgestüte. Der damalige Direktor von Janow Podlaski, Andrzej Krzysztalowicz, zählte zu den Richtern, ebenso wie Dr. Ameen Zaher aus Ägypten, Graf Lewenhaupt aus Schweden und Ronald Kydd aus Großbritannien.
Es ist vielleicht interessant, eine Passage aus dem Katalog-Vorwort des damaligen Vorsitzenden Dobimar von Kameke zu zitieren:
„Diese Championats-Schau arabischer Pferde ist international ausgeschrieben worden. Hierdurch wird die Absicht des ‚Araber-Stutbuchs von Deutschland‘ dokumentiert, durch Gestaltung eines breit angelegten Wettbewerbs günstige Voraussetzungen zu schaffen für eine möglichst optimale Demonstration des Zuchtziels in Typ und Exterieur. Die Veranstaltung soll richtungsweisend sein für unsere Züchter. Daher auch das Bemühen, Araber-Experten aus verschiedenen Ländern als Richter zu gewinnen. Reiterliche Prüfungen und Schaubilder zeigen, dass die arabischen Pferde zu allen Zeiten als Reitpferde gedient haben und auch heute ausschließlich für diesen Verwendungszweck gezüchtet werden. Schönheit und Anmut dieser Rasse sind nicht Selbstzweck, sie stehen vielmehr in Zusammenhang mit der Dienstbereitschaft gegenüber dem Menschen und einem dem Menschen vertrauenden Wesen der Pferde.“
Vor allem den letzten Satz möchte man heute so manchen Ausstellern ans Herz legen!
Internationale Spitzenpferde
Nicht nur das Richtergremium, auch die teilnehmenden Pferde lesen sich aus heutiger Sicht wie ein Who’s who der internationalen Araberzucht. Salon war dabei, der ehemalige Tersker Hauptbeschäler, der, nachdem man ihn in Deutschland nicht zu schätzen wusste, noch einmal in den USA Karriere machte. Pohaniec aus Schweden, dessen Sohn Probat einige Jahre später in Polen zum Star-Vererber avancierte. El Paso aus Polen, der für einen siebenstelligen Betrag in die USA wechseln und dort National Champion werden sollte. Kilimandscharo, dessen Kinder in die ganze Welt exportiert wurden. Shaker El Masri, dessen Sohn El Shaklan wenige Jahre später als erster globaler Vererber die internationale Zucht revolutionieren sollte. Und welche Bandbreite, welche Diversität zeigt sich allein in diesen fünf so bedeutenden Hengsten! Solche Pferde sieht man heute auf keiner Schau mehr; die ersten drei schon deshalb nicht, weil keiner von ihnen auch nur eine Spur von „Dish“ hatte. Den hatten zwar Kilimandscharo und Shaker El Masri, aber auch das war meilenweit entfernt von den Extremen, die heutzutage mit „20“ bewertet werden. Beide, so typvoll sie auch waren, schafften es in Verden nicht auf die vorderen Ränge. Die Richter schauten eben nicht nur auf den Typ, sondern auch und vor allem auf das Exterieur.
Folglich gewann denn auch ein Hengst das Championat, der beides in vorbildlicher Weise verband: der Marbacher Hauptbeschäler Saher (Ghazal / Sahmet). Er gewann seine Klasse vor El Paso aus Polen, der zwar ein ebenfalls makelloses Exterieur hatte, aber einen eher groben Kopf. Ein anderer Pole, Pohaniec aus Schweden, gewann ebenfalls seine Klasse und wurde Reserve-Champion. Zweiter in seiner Klasse wurde ein weiterer polnischer Hengst, und zwar Diem aus dem Gestüt Ismer. Salon kam in dieser Klasse auf den fünften, Shaker El Masri auf den siebten Platz.
Und bei den Stuten? Da waren schon damals die Polen nicht zu schlagen. Championesse wurde die Siegerin der Altstutenklasse, die traumhafte Nabor-Tochter Estebna aus Michalow. An zweiter Stelle in ihrer Klasse stand niemand Geringeres als die spanische Legende Estopa. Reserve-Championesse wurde allerdings die Ägypterin Nadja aus Marbach.
Natürlich gab es auch Reitklassen, bei denen auch Teilnehmer der Zuchtklassen am Start waren – beispielsweise Saher und Salon. Auch fand bei dieser Gelegenheit das erste Araberrennen auf deutschem Boden statt, bei dem überraschenderweise der asile US-Hengst El Beshir die polnischen Renncracks schlug – auch das kann man sich heute kaum mehr vorstellen.
Das Zuschauerinteresse war damals enorm. Trotz des offenbar nicht idealen Wetters drängten sich die Menschen am Rand des Rings, teils mit Regenschirmen bewaffnet.
1979 – Startschuß für Aachen
Verden war zunächst ein einmaliges Event. Danach war fünf Jahre Pause. Erst 1978 gab es in Hamburg wieder eine internationale Schau, anlässlich der WAHO-Versammlung. Zu diesem Zeitpunkt waren aus den beiden deutschen Verbänden der VZAP geworden und es gab ein neues, von der WAHO anerkanntes Stutbuch. Einige der Verdener Teilnehmer waren auch in Hamburg dabei; so wurde Kilimandscharo Champion bei den Hengsten und Estopa bei den Stuten.
1979 lud der VZAP dann zur ersten internationalen Schau nach Aachen ein, die von nun an jedes Jahr stattfinden sollte. Während der ersten Jahre ließ sich das durchaus mit Verden vergleichen. Nahezu alles, was in Deutschland Rang und Namen hatte, war zur Stelle, ob Vollblut-, Shagya- oder Anglo-Araber. Wie in Verden wurden die Pferde meist von ihren Besitzern selbst präsentiert, ganz normal vorgestellt und von Zuchtrichtern beurteilt, die teilweise nicht einmal aus der Araberszene kamen. Das passte nicht allen. So beschwerte sich Dr. Saenger in seinem Bericht in der Zeitschrift „Arabische Pferde“ darüber, dass der aus England eingereiste kapitale Crabbet-Hengst Al Malik das Championat gewann und nicht der feinere Kaisoon-Sohn Koran aus Deutschland. Aber das ist letztendlich Geschmackssache. Al Malik hatte sicher einige Pfunde zu viel auf den Rippen, was ihn aber nicht zum schlechteren Pferd macht. Heutzutage hätte keiner dieser beiden Hengste eine Chance auf der Schau.
Aachen hatte volle Klassen ebenso wie volle Tribünen, denn kaum einer, der sich in Deutschland für arabische Pferde interessierte (und das wurden stetig mehr), ließ sich dieses Ereignis entgehen. Betrachtet man Fotos aus Aachen nicht nur aus dem ersten Jahr, sondern durch die gesamten 1980er- und auch 1990er-Jahre hindurch, so sieht man volle Tribünen und Menschen, die sich an der Bande drängen.
Für diejenigen, die diese Zeit in Aachen miterlebt haben, war es wahrhaftig ein goldenes Zeitalter. Gewiss, schon in den frühen 1980er-Jahren schlichen sich amerikanische Schaupraktiken in die vorher eher behäbigen deutschen Schauen ein. Plötzlich verrenkten sich die Vorführer seltsam vor den Pferden, damit diese die Hälse in den Himmel streckten. Einem Hengst wie Plakat, der in Aachen mehr als einmal Champion wurde, kam das durchaus entgegen, war doch der kurze Hals der Knackpunkt dieses (in jeder anderen Hinsicht hervorragenden) Hengstes … Unvergessen die ersten Auftritte des „fliegenden Holländers“ Jan Calis, der rennen konnte wie kein Zweiter und dabei wilde Schreie ausstieß. Aachen brachte viele Stars hervor – neben Plakat und Jan Calis auch Mansul, den strahlenden Fuchshengst vom Gestüt Saalegrund, der sich schon von weitem mit seinem Löwengebrüll ankündigte, oder seinen Halbbruder Wisznu Ibn Sawih, der für einen der unvergessenen Momente sorgte, als er sich bei der Preisverleihung losriss und das Schleifenpony um das halbe Stadion jagte. Unvergessen auch die reiterlichen Präsentationen von Jutta Hell mit ihren in der Dressur hoch ausgebildeten Hengsten Sascha und Achmed. Anfangs gab er selbstverständlich auch Reitklassen, in den frühen 80er-Jahren waren sogar Kutschen mit Vollblutarabern davor zu sehen. Weitere Highlights aus jenen Jahren waren die Präsentationen des Nazeer-Sohns Kaisoon, der sonst nie öffentlich gezeigt wurde, mit seiner Nachzucht oder die Rückkehr der Polen nach Aachen im Jahr 1983 mit ihren herrlichen Stuten. Zehn Jahre nach Verden konnte sich Andrzej Krzysztalowicz in Aachen über den Sieg seiner herrlichen Stute Candela freuen. Ein Jahr später holten die Polen mit einer traumhaften Stutenkollektion den All Nations Cup – nicht zum letzten Mal. In wenigen Jahren wurde die deutsche Kaiserstadt an jedem letzten Wochenende im September zum Zentrum der Araberwelt; zu dem Event, das sich niemand entgehen ließ.
Und 50 Jahre später?
Wie sieht es heute aus, 50 Jahre später? Ende September 2023 ist Aachen immer noch das Zentrum der Araberwelt, doch diese Welt ist eine andere geworden.
Wo man einst früh aufstehen musste, um noch einen Platz auf den stets voll besetzten Tribünen zu ergattern, muss man sich heute nicht groß anstrengen. Es ist immer etwas frei, auch ganze Reihen. Gut gefüllt sind nur die Plätze direkt bei den Richtern und die VIP-Bereiche, die Jahr für Jahr mehr Platz einnehmen. Weiter geht es nicht mehr, denn es ist ohnehin schon zu wenig Raum für das übrig, um was es eigentlich gehen sollte: die Präsentation der Pferde. Konnten in den 90er-Jahren noch Hengste wie Plakat, Vodolej oder Kubinec unter dem Jubel der dicht gefüllten Ränge große Runden traben, wäre das in der heutigen Enge kaum noch möglich. Man sieht ohnehin selten „Trabwunder“ wie die genannten Hengste oder auch nur Pferde, die eine ganze Runde durchtraben. Können sie nicht oder sollen sie nicht? Stattdessen wird in jeder Ecke gezirkelt und ein zusätzlicher „Animateur“ tut alles, um das Pferd zu stören. Man möchte meinen, dass manche Pferde gezielt davon abgehalten werden, eine längere Strecke geradeaus zu traben, weil sonst auffallen könnte, dass sie eben kein Plakat oder Kubinec sind.
Man kann sich darüber streiten, ob der Publikumsschwund an der Art des Vorführens liegt oder an den Pferden selbst, aber es dürfte mehrere Gründe geben. Die Vorstellung der Pferde hat sich tatsächlich auf eine Art geändert, die für einen normalen Pferdemenschen schwer zu ertragen ist. Die Aufstellung vor den Richtern in einer unnatürlichen, angespannten Haltung ist schlimm genug, auch ohne dass manche Pferde nur allzu deutlich ihre Angst vor dem Vorführer signalisieren. Kommt hinzu, dass eine tatsächliche Beurteilung der Pferde in einer solchen Haltung kaum möglich ist. Die von den Richtern vergebenen Noten sind damit ohne Aussagekraft und dienen nur der Rangierung, wobei das Fundament ohnehin außen vor bleibt. Analysiert man die vergebenen Fundaments-Noten, so stellt man fest, dass nahezu jedes Pferd denselben Notendurchschnitt hat, unabhängig von der tatsächlichen Qualität des Fundaments. Entschieden wird vor allem über die Noten für den Typ und für den Kopf, wobei leider zunehmend Extreme mit hohen Noten honoriert werden. Ein hervorragendes Pferd mit einem geraden Profil, so wie ein El Paso oder Pohaniec, wäre heute niemals ein Klassensieger, geschweige denn ein Champion.
Ein weiterer Grund für das zunehmende Desinteresse dürften die Pferde selbst sein, denn die wunderbare Diversität der früheren Schauen sucht man heute vergebens. Durch die Globalisierung und die Fortschritte in der Reproduktionstechnologie benutzt heute alle Welt dieselben Blutlinien und strebt, zumindest im Bereich der Schauen, denselben „idealen“ Typ an. Mit Erfolg: Heute sieht man auf den Schauen nur noch einen bestimmten Typus Pferd – vorwiegend mit deutlich (wenn nicht übertrieben) konkavem Profil, langem Hals, gerader Oberlinie und überfeinem Fundament. Dazu wird jeder Rest von individueller Ausstrahlung durch die geölten und teilweise sogar geschwärzten Gesichter erschlagen. Blickt man in den Katalog, findet man bei allen Pferden ähnliche Abstammungen, ganz egal, aus welchem Land sie stammen. Selbst die Polen sind davon nicht mehr ausgenommen.
Die heutigen Schauen sind nicht mehr ein Mittel, potentielle Zuchttiere zu beurteilen, nicht einmal ein friedlicher Wettstreit zwischen Züchtern. Sie sind ein knallhartes Business, bei dem es um viel Geld und noch mehr Prestige geht. Die Schönheit des Arabers ist endgültig zum Selbstzweck geworden – und dabei letztendlich auf der Strecke geblieben. Zumindest im Schauring. Denn was man dort zu sehen bekommt, hat mit dem ursprünglich arabischen Pferd kaum noch etwas zu tun.
Wer mit diesem „modernen Typus“ Araber groß geworden ist, mag das schön finden, denn Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Aber wenn man die Schauen der 1980er-Jahre miterlebt hat, wenn man die ganze Entwicklung der Szene von den frühen 1970er-Jahren an begleitet hat, dann wird es zunehmend schwer, für die heutige Schauszene noch Enthusiasmus aufzubringen. Oder auch nur Interesse. So ist es kein Wunder, wenn immer mehr Zuschauer wegbleiben und sich das Publikum auf Personen beschränkt, die zu den ausgestellten Pferden gehören. Für alle anderen ist das, was sich heute im Ring abspielt, wenig interessant, wenn nicht sogar abstoßend.
Deutsche Aussteller fehlen
Das hat zwangsläufig dazu geführt, dass auch die meisten „normalen“ Züchter wegbleiben und die Showszene sich selbst überlassen. Da also nur ein beschränkter Kreis ausstellt, sind mit den Zuschauerzahlen auch die Klassen geschrumpft. Früher waren Klassen mit 10 oder mehr Teilnehmern die Norm; heute sind es selten mehr als ein halbes Dutzend. In den 90er-Jahren, und noch bis in frühen 2000er zählte in Aachen die Altstutenklasse zu den Highlights, meist voll von traumhaften polnischen Mutterstuten. Wer erinnert sich nicht an das Jahr, als in einer großen Klasse fünf Monogramm-Töchter aus Polen die ersten fünf Plätze belegten? In den letzten Jahren hatte diese Klasse bestenfalls zwei oder drei Teilnehmerinnen. Dieses Jahr sah es zwar besser aus, aber dafür werden die Hengstklassen immer kleiner.
Deutsche Aussteller sucht man auf dem ANC ohnehin meist vergebens. Nur ganz wenige wagen es noch, auf diesem Level mitzuspielen. Auf die vorderen Plätze gelangen sie kaum. Dort sieht man heute vorwiegend die Pferde aus den arabischen Ländern; nicht einmal die Polen schaffen es noch. Der All Nations Cup ist ein Wanderpokal, der früher tatsächlich wanderte, von Land zu Land. Auch Deutschland hat ihn schon gewonnen, ebenso Spanien, Schweden, Belgien und Großbritannien und die Polen mehr als nur einmal. Früher schickten manche Länder richtiggehend Mannschaften ins Rennen um den Cup und hatten sogar Spaß dabei. Auch das ist vorbei, schon weil die europäischen Aussteller ebenso schwinden wie die Zuschauer. In den letzten Jahren wusste man schon vorher, wer gewinnt: die Emirate. Dieses Jahr war es dann – Überraschung! – Qatar. Vielleicht demnächst auch mal Saudi-Arabien oder Kuwait, aber gegen die Übermacht aus den arabischen Ländern kommt keine europäische Nation mehr an; nicht einmal die Polen.
Man mag mir und Gleichgesinnten vorwerfen, darüber zu lamentieren, dass früher alles besser war. Natürlich war das nicht so, jedenfalls nicht alles. Die Zeit lässt sich ohnehin nicht zurückdrehen und der Fortschritt lässt sich nicht aufhalten. Aber kann man denn von „Fortschritt“ reden, wenn die Teilnehmer- und Zuschauerzahlen ebenso schwinden wie die Qualität der Pferde, die Vielfalt der Typen und der Blutlinien? Hat das eine vielleicht etwas mit dem anderen zu tun? Genügt diese nie zuvor erreichte ätherische Schönheit der Showpferde als Rechtfertigung dafür, dass sie ständig unter Stress stehen, weil es den Trainern unter dem Druck der Kunden auch so geht? Und wo soll diese Entwicklung noch hinführen? Der Ruf des arabischen Pferdes in der Öffentlichkeit ist jedenfalls schon gründlich ruiniert.
Ein Blick zurück sollte mehr sein als reine Nostalgie. Anstatt zu beklagen, wie schön die Schauen früher waren, sollten wir uns überlegen, wie man auch bei uns wieder Enthusiasmus für das arabische Pferd wecken könnte. Wir können die Zeit nicht zurückdrehen, aber wir können uns Anregungen holen, wie man es besser machen könnte. Aber das sollte passieren, solange es noch Züchter gibt, die sich an die traditionellen Werte des arabischen Pferdes noch erinnern und sich diesen verschrieben haben, die heute aber weitgehend im Verborgenen blühen.
Nur, wie bringt man solche Züchter dazu, ihre Pferde wieder öffentlich zu präsentieren? Auf ECAHO-Schauen nach den jetzigen Gegebenheiten sicher nicht. Es braucht neue Konzepte – oder sollte man sich vielleicht doch auf Dinge besinnen, die früher schon gut waren? Das arabische Pferd ist eine sehr alte Rasse; da darf man auch schon mal die Tradition bemühen.
Das Problem lässt sich nicht von heute auf morgen lösen. Aber es sollte gelöst werden, bevor es heißt: „Stell dir vor, es ist Araberschau und keiner geht hin.“ Wenn es so weitergeht wie bisher, haben wir diesen Punkt bald erreicht…
Betty Finke