Buchbesprechung

Manchmal lohnt es sich zu warten. Lange zu warten, denn „Warten bedeutet, dass das, worauf man wartet, wichtiger ist als das, was jetzt ist“. Die sehnlichst erwartete Neuerscheinung über das Leben des legendären Ägypterhengstes Kaisoons ist nun endlich erhältlich!
Kaisoon war einer der drei ganz großen Ägypterhengste des 20. Jahrhunderts in der deutschen Zucht. Dieser Hengst, der 1987 im hohen Alter von 29 Jahren verstorben ist, war in vielen Bereichen eine Ausnahme.

Der Autor, Dr. Karl Heinz Kirsch, selbst Tierarzt und Züchter von hocheleganten typvollen Lipizzanern hat den Hengst über eine lange Zeit gekannt und geritten. Das Buch beschreibt ein langes, bemerkenswertes Pferdeleben in gut verständlichen Texten und herrlichen, zum Großteil bisher nie veröffentlichten Bildern, viele davon in Farbe.
Beginnend im ägyptischen Staatsgestüt El Zahraa, wo der Hengst geboren wurde, begleitet den Leser den Lebensweg, die Abstammung und die Tradition dieser besonderen Zuchtrichtung. Sein Weg als Staatsgeschenk wird genau beleuchtet, und anhand neuer Recherchen erstmalig richtig wiedergegeben. Man erfährt vieles, was den Hengst noch sympathischer macht, so hat so mancher Reitschüler das Reitabzeichen auf ihm gemacht, etwas was sicherlich für einen Deckhengst dieser Rasse extrem selten vorkam. Erlebnisse bei Ausritten, beim Springen und Abteilungsreiten runden dieses Kapitel ab und lassen Erinnerungen aufkommen, die jeder Reiter nachvollziehen kann. Das Leben der Pferde im Duisburger Zoo und in der Reitschule ist ein humorvolles Kapitel, welches Spaß macht, zu lesen.

Umfassend wird seine züchterische Leistung gewürdigt, indem alle Nachkommen aufgelistet wurden, von etlichen sind sogar Bilder vorhanden. Auch die heute noch vorhandenen Nachkommen werden besprochen. Kaisoon war der Hengst mit den meisten eingetragenen Fohlen im VZAP, und der Rekord wurde bis heute nicht gebrochen. Es war die Zeit in der arabische Pferde als Kostbarkeit hoch gehandelt wurden. Das alles ist heute gänzlich anders. Die Zeiten haben sich sehr geändert, klassische Schönheiten wie dieser Hengst haben aber Bestand und können noch heute begeistern.
Ein Kapitel behandelt den Hengst Kaisoon in der Kunst, und auch hier bekommt man Lust auf mehr. Seine Ausstrahlung wirkt bis heute. Das hat er mit seinen genauso berühmten Halbbrüdern Ghazal und Hadban Enzahi gemein. Es sind Legenden.
Abgerundet wird das charmante Werk mit Zeitungsausschnitten und Informationen aus erster Hand. Man spürt die enge und lange Verbundenheit des Autors mit dieser Rasse und speziell mit diesem Pferd. Seine Liebe verrät man nicht, man ahnt sie aber auf den 160 Seiten des Bandes.
Das geschmackvolle Buch, welches die Gattin des Autors in bewährter Weise gestaltete, ist im handlichen Format gehalten. Es ist ein herrliches Weihnachtsgeschenk für Araber- und Pferdeliebhaber jeder Coleur. Etwas Wehmut beschleicht einen beim lesen, denn die Zeit die vorüber ist, und die Gelegenheiten, die Pferde und die Möglichkeiten die versäumt wurden, kann man nicht zurückholen. Glücklich wer diese erlebt hat.
Man wünscht sich mehr Werke in dieser Richtung und aus dieser Hand.
Gregor Wimmer
Erschienen im Nephthys-Verlag zum Preis von 32,80 plus Versand
Hardcover, Fadenbindung, Format 17 x 21,5 cm, 160 Seiten
Bestellung direkt beim Autor, Email: nephthys-verlag@t-online.de