Die meisten Züchter haben diese – oder ähnliche – „Kunden“ schon auf dem Hof gehabt. Man verstehe mich richtig: Ich mag Freizeitreiter. Aber ein gutes Freizeitpferd muß auch einen guten (d.h. kostendeckenden) Preis haben dürfen. Seriöse Zucht fängt mit der richtigen Partnerwahl an, gefolgt von der optimalen Versorgung im Mutterleib, und bietet eine Aufzucht mit viel Bewegung, bei der es dem Jungpferd an nichts mangelt. Ist dies in jungen Jahren nicht gewährleistet, sind spätere Probleme vorprogrammiert. Und auch wenn ein Freizeitpferd nicht „treten kann wie Totilas“, oder „Häuser springen“, so muß es andere Qualitäten haben: Charakter, Temperament, Konstitution und Gesundheit. Und diese Eigenschaften sind nicht weniger wichtig – je nach Verwendungszweck – wie Dressur- oder Springeignung.
Wir haben kürzliche eine Umfrage unter Freizeitreitern durchgeführt, die sich in den letzten fünf Jahren einen Vollblutaraber gekauft haben. Die genannten Kaufpreise waren ernüchternd: Annähernd zwei Drittel aller Pferde wurden für 1000-5000 € verkauft. Diejenigen, die nicht mehr Geld zur Verfügung haben, seien daran erinnert, dass der Kaufpreis nur ein Bruchteil der Folgekosten ist, die man für den Unterhalt aufbringen muß. Und nicht selten werden „billige“ Pferde durch die Tierarztkosten, die nötig sind, um Aufzucht- und Haltungsdefizite zu beheben, richtig teuer.
Wer sich den Anschaffungspreis nicht leisten kann, sollte noch ein Jahr oder zwei die Kosten, die das Tier jeden Monat verursacht, sparen. Und wer ein Pferd billig hergibt, der macht sich mitschuldig, wenn es binnen kurz oder lang „weitergereicht“ wird. Denn was nichts kostet, ist oft nichts wert.
Zum Glück gibt es aber auch die anspruchsvollen Freizeitreiter, die wissen, was eine gewissenhafte Zucht und Aufzucht kostet, und dankbar sind, dass es solche Züchter (noch) gibt, die darauf Wert legen, und sich dies etwas kosten lassen. Dafür legen diese Kunden dann auch mitunter das Doppelte oder Dreifache auf den Tresen und als Züchter hat man die berechtigte Hoffnung, dass das Pferd bei seinem neuen Besitzer genauso (wert-)geschätzt wird, wie bei ihm selbst.
Gudrun Waiditschka
„Nur“ ein Freizeitpferd
