Arabische Pferde – IN THE FOCUS

Tiere als Lehrmeister

Nahezu täglich werden wir mit Schreckensbildern und -nachrichten bombadiert, die gequälte Tiere zeigen – auch im Pferdebereich, und ja, auch im Bereich des Arabischen Pferdes. Da sind die Schaupferde, die angstvoll ihren Vorführer fixieren, wann er denn wohl die Gerte senkt und sie wieder eines übergebraten bekommen. Da sind die Distanzpferde, die im Mittleren Osten während der Distanzrennen mit gebrochenen Beinen niederbrechen, was sich dann im Fachjargon “Catastrophic Injury” nennt. Da sind die halbverhungerten Pferde von “Lieschen Müller”, die vom Tierschutz aus schlechten Haltungsbedingungen gerettet werden müssen, und die überzähligen Hengstfohlen, die beim Händler landen, und der sie mit der Masche “die gehen alle morgen zum Schlachter, wenn sich nicht sofort ein Käufer findet” an den Mann, besser an die Frau – und meist eine recht junge – bringen will. All dies sind Auswüchse, die es zu Recht zu kritisieren gilt.
Aber dann sind da auch die “Extremisten”, die gegen jegliche Tiere im Zirkus sind, gegen Tierhaltung in Zoos, ja, die die Tierhaltung am liebsten ganz verbieten wollen, denn nur freie Tiere sind glückliche Tiere; die die “Nutzung” des Pferdes verabscheuen, und für die Reiten und Fahren verwerflich sind, weil jegliche Nutzung des Tieres Ausbeutung und Sklaverei sei.
Man könnte den Eindruck gewinnen, es gibt heute nur noch “Extreme” – totale Ausbeutung um des eigenen Egos willen auf der einen Seite, eine völlige Vermenschlichung und Verkennung der wirklichen Bedürfnisse der Tiere auf der anderen Seite. Schauen wir also hin, wo es nötig ist, aber vermenschlichen wir nicht die Bedürfnisse der Tiere zu sehr. Nicht Freiheit ist das höchste Gut für ein Tier, sondern Geborgenheit, Wohlbefinden und die Befriedigung seiner Bedürfnisse – dazu braucht es Fachwissen, nicht Fantasie.
Dass diese Diskussion in unserer übersättigten Wohlstandsgesellschaft aufkommt, ist symptomatisch. Dabei fuhren Mensch und Tier seit Jahrhunderten ganz gut mit einem Mittelweg, einer Symbiose, einem Miteinander: Der Mensch hat dem Tier Schutz und Futter geboten, und das Tier hat ihm mit seiner Arbeitskraft geholfen. Gut, heute brauchen wir Pferde nicht mehr auf dem Feld, heute sind sie unsere Freizeitpartner. Wenn jedoch Tierhaltung ganz allgemein und pauschal verdammt wird, gesellschaftlich gar geächtet wird, wo und wie sollen unsere Kinder dann noch den Umgang mit Tieren lernen können? Wo und wie sollen sie lernen, dass man alles Leben respektieren muß – auch die Natur als solche? Dabei ist doch bekannt, daß der Umgang mit Tieren für Kinder ungemein wichtig ist, sie lernen Verantwortung zu übernehmen und Empathie für ihre Mitgeschöpfe zu entwickeln.
Deshalb ist eine verantwortungsvolle Tierhaltung gerade in unserer hochtechnisierten Welt wichtiger denn je!
Gudrun Waiditschka