Arabische Pferde – IN THE FOCUS

Ein Fenster in die Vergangenheit

Die Wüstenaraber von Bahrain

Beduinen-Geschichten gehören zur Folklore und zur Geschichte des arabischen Pferdes. Kaum ein Züchter aber hat eine Vorstellung davon, wie diese Beduinenpferde damals tatsächlich ausgesehen haben. Vielmehr wird das “Kunstprodukt”, wie wir es heute vom Schauring her kennen, als das arabische Pferd schlechthin betrachtet. Welch ein Irrtum!

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Eine WAHO-Konferenz bietet immer wieder die Möglichkeit, Dinge zu sehen und zu erleben, die einem sonst verborgen bleiben. Das war vor 10 Jahren in Syrien der Fall, wo man authentische Beduinenpferde der Anazeh, Shammar und Tai-Beduinen in der Al Jazeerah sehen konnte, und das war dieses Jahr wieder der Fall, als uns die WAHO-Konferenz nach Bahrain führte. Teil des Programms war ein Besuch des Königlichen Gestüts und des Gestüts von Prinz Mohammed Bin Salman Al Khalifa. Beides Gestüte, die dem Besucher normalerweise verschlossen bleiben und beide Gestüte ein Hort für den authentischen Wüstenaraber.

Die Stämme in Bahrain

Die Geschichte dieser Wüstenaraber in Bahrain ist etwas über 200 Jahre alt, denn zu diesem Zeitpunkt kam die herrschende Al Khalifa-Familie nach Bahrain. Die Geschichte Bahrains ist sehr viel älter, bereits vor rund 5000 Jahren wurde die Insel besiedelt, auch Hinweise auf Pferde konnten gefunden werden, aber natürlich gibt es aus dieser Zeit keine Aufzeichnungen. Die heutigen Pferde der Königlichen Gestüte gehen auf die Pferde der Al Khalifa Familie zurück, die 1783 nach Bahrain kam. Die Al Khalifas gehörten früher den Anazeh-Beduinen an, deren ursprüngliche Heimat im südlichen Nedjd lag. Aufgrund von klimatologischen und damit ökonomischen Veränderungen waren sie wie auch andere Beduinenstämme gezwungen, den Nedjd zu verlassen und wanderten in Richtung der Golfküste. Aus verschiedenen “Teil-Stämmen” bildeten sich neue Konföderationen, eine davon nannte sich Al-Utub, oder “Banu Utub”, der Stamm der Utub. Dieser besiedelten Qatar, später auch Bahrain und Kuwait.
Unter der Herrschaft der Khalifa-Familie entwickelte sich Bahrain zu einem Zentrum der Perlenfischerei und erlangte einen gewissen Wohlstand. Durch die Nähe zum arabischen Festland, aber dennoch als Insel isoliert, war Bahrain häufig Zufluchtsort für Stammesfürsten aus Saudi Arabien und mit ihnen auch für ihre Kriegsstuten, von denen einige hier eine Stutenlinie gründeten. Wann und wie nun welche Stutenlinien nach Bahrain kam, läßt sich nicht genau nachvollziehen, einige waren im Besitz der Al Khalifa-Familie schon seit “Menschengedenken”, also solange man sich zurückerinnern konnte, andere kamen später als Kriegsbeute hinzu.
Wie auch anderswo in Arabien, wurden einige der Stuten aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften, wie Schnelligkeit, Mut oder Durchhaltevermögen, von den Al Khalifas besonders geschätzt und über die anderen gestellt, die vielleicht einem bekannteren Stamm zugehörten. Insgesamt aber haben sich in Bahrain bis heute 20 Stutenlinien erhalten:
Al-Dahmeh, der Stamm war im 19. Jahrhundert gut vertreten, doch ging er 1928 verloren. Als König Abdul Aziz Al-Saud davon hörte, schickte er eine Stute, die in Bahrain Dahmeh El Malek genannt wurde. Auch Sheikh Abdulla Jassim Al-Thani von Qatar schickte eine Stute, Dahmeh El Shagara. In der Folge konnte sich der Stamm nur über Dahmeh El Shagara erhalten.
Al-Hadhfah ist ein Unterstamm des Al-Obeyah-Stammes. Die Gründerstute Obeyah Um El Ardaf kam als Geschenk des Scheichs von Qatar in den 1920er Jahren nach Bahrain. Heute nicht mehr in der Stutenherde vertreten.
Al-Hamdanieh gilt als einer der bevorzugtesten Stämme der Al-Saud-Familie in Saudi Arabien. Der Stamm ist in Bahrain in drei Familien vertreten: Die Hamdaniehs der alten Bahrain-Linie, über Hamdanieh Um Shamy aus einer Linie vom Sheikh von Kuwait und über Hamdanieh Johara aus der Al-Saud-Linie.
Al-Kray, ein Stamm den es (vermutlich) nur noch in Bahrain gibt. Die Gründerstute galt als wild und mutig, doch der Stamm ging im Königlichen Gestüt verloren. Ein privater Züchter gab eine seiner Stuten an das Gestüt ab, so dass der Stamm wieder weiterlebt.
Al-Krush, auch Kuheilat Krush, existiert in Bahrain seit den 1850er Jahre, ursprünglich kam dieser Stamm von den Muteir-Beduinen, andere sagen von den Al Rasheed in Hail (Saudi Arabien).
Al-Ma’anagieh, ein weitverbreiteter Stamm in Arabien, geht in Bahrain auf zwei Stammstuten zurück, Ma’anaghieh bin Hiddfa Al-Murra, die ca. 1930 zu Sheikh Hamed bin Isa kam, und Casbet El Khel, die 1940 aus Kuwait eintraf.
Al-Mlolesh, ein alter aber sehr seltener Stamm, der (nur?) noch in Bahrain gefunden wird; er läßt sich in der direkten weiblichen Linie bis zu undenklichen Zeiten zurückverfolgen.
Al-Musannah, Sheikh Hamed bin Isa erhielt die Stute Musannah Safra Um El Jelit von einem Verwandten in Kuwait. Ihre Tochter Musannah Al Hamra war eine der Lieblingsstuten von Sheikh Hamed, und bekannt für ihre Ausdauer in Distanzrennen. Alle heutigen Vertreter gehen auf diese Stute zurück.
Al-Obeyah, ein alter Stamm, der ursprünglich bei der Al-Jiluwi family in Al-Hasa, Saudi Arabien, beheimatet war; er wird respektiert und gilt als besonders schön.
Al-Rabda, die Geschichte dieses Stammes in Bahrain wird seit über 200 Jahren an den Lagerfeuern erzählt. Mashan bin Hethal von den Anazeh-Beduinen, hatte eine berühmte Stute, Rabda Nazhan, die als die wildeste und schnellste galt. Der Sheikh von Bahrain und Abbas Pasha hatten gleichzeitig nach ihr verlangt, doch Mashan gab sie – entgegen aller Ratschläge – nach Bahrain, wofür ihm jeder Wunsch erfüllt werden sollte. Auf dem Markt sah er den schönsten Sklaven, und verlangte nach ihm – wie sich herausstellte, war es der Sheikh von Manama. Stattdessen erhielt er zwei Schiffsladungen voll anderer Güter.
Al-Saqlawieh, dieser Stamm wurde im Königlichen Gestüt über zwei Linien verbreitet, die auf die zwei Stuten Saqlawieh Hamra and Saqlawieh Riadh zurückgehen. Letztere wurde von Emir Bender bin Sultan Abdul Aziz Al-Saud in Saudi Arabien gezogen, der sich auf diesen Stamm spezialisiert hatte, und kam 1964 als Geschenk vom Emir of Riyadh, Sulman bin Abdulla Aziz Al-Saud ins Gestüt.
Al-Shawafah, der Stamm ist bei der Al Khalifa-Familie seit menschengedenken und wird als einer der edelsten geschätzt, insbesondere Hengste aus dieser Familie.
Al-Shuwaimeh, ein alter Stamm in Bahrain. Eimalig in Aussehen und Schönheit, so dass man seine Vertreter schon von Weitem erkennt.
Al-Suwaitieh, früher ein Stamm, der häufig in Nord-Arabien anzutreffen war. Die Gründerstute in Bahrain, Suwaitieh Kuwaitieh, ging als Geschenk an Sheik Sulman in den 1950er Jahren.
Al-Tuwaisah, Anfangs des letzten Jahrhunderts wurden zwei Stuten des Stammes Tuwaisah Atiq, gezüchtet von den Anazeh-Beduinen in Nord-Arabien, an Sheikh Hamed bin Isa als Tribut gegeben. Sie waren eher klein und unscheinbar, aber mit den Bahraini-Hengsten brachten sie wunderschöne Fohlen: Wie eine Auster, unscheinbar im Äußeren, aber im Innern enthalten sie eine Perle.
Al-Wadhna, dieser alte Stamm ist durch unglückliche Umstände in der Mutterlinie in Bahrain ausgestorben.
Kuheilat Afaas, ein alter Stamm in hohem Ansehen, der schon immer in Bahrain vertreten war.
Kuheilat Aladiyat, um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert erhielt Sheikh Hamed bin Isa eine Kuheilah-Stute vom Sheikh der Ajmans, die als besonders schnell galt (Al Adiyat).
Kuheilat Jellabieh, die ursprüngliche Kuheilah-Stute, die später diesen Namen erhielt, wurde von Shaikh Abdulla bin Ahmed zu Beginn des 19. Jahrhunderts gekauft um den Preis von 20 trächtigen Kamelstuten. Sie soll von Shaikh Jarshan vom Stamm der Utaiba-Beduinen stammen.
Kuheilat Umm Zorayr, ein sehr alter Stamm, der aber in den heutigen Zuchtprogrammen außerhalb Bahrains kaum Verwendung findet, wenngleich die Hengste dieses Stammes im Nedjd des 19. Jahrhunderts oft und gerne eingesetzt wurden.
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Bahrainis im Ausland

Es ist eine alte Tradition der Königlichen Gestüte, dass kein Bahraini-Pferd verkauft wird – bestenfalls verschenkt. Diese Tradition wurde bis in unsere Zeit hinein beibehalten, und auf diese Weise erhielt 2013 die Königin von England zwei Bahraini-Hengste aus Anlass der Royal Windsor Horse Show von König Hamad Bin Isa Al Khalifa zum Geschenk. Es waren dies der 12jährige Fuchshengst Mlolshaan Mahrous, geboren 2001 und der 11jährige Schimmel Tuwaisaan Tha’atha’a, geboren 2002.
Auch Polen erhielt 2014 ein Staatsgeschenk: Kuhailan Afas Maidaan, aus demselben Stamm wie 1931 der Hengst Kuhailan Afas, der ebenfalls aus Bahrain kam, und einen erheblichen Einfluß auf die Araberzucht der Welt hatte. Über seinen Sohn Bad Afas und Enkel Abu Afas führt die Linie direkt zu Comet, der als Stempelhengst der polnischen Araberzucht bezeichnet werden kann, insbesondere was seine Töchter anbelangt. Sein bester Sohn war wohl Pohaniec, der nach Schweden verkauft wurde und dort Vater des Hengstes Probat wurde, den sich die Polen wieder pachtweise zurückholten, nicht zuletzt, weil die Kuhailan Afas-Linie zu diesem Zeitpunkt in Polen nahezu erloschen war. Das Vorhaben war ein voller Erfolg, Probat war Vater der Welt-Champions Fawor und Piruet, der polnischen National-Champions Pamir, Gil und Garnizon, etlichen Rennsiegern, und eine Reihe von herausragenden Zuchtstuten, nicht zuletzt Egzotyka. Nach Fawor und Pamir ist es allerdings um diese Linie in Polen etwas ruhig geworden. Die Linie mit einem Hengst der “nahe am Ursprung” ist, wiederzubeleben, wird nicht auf Anhieb gelingen, aber auch Kuhailan Afas brauchte drei Generationen, bis ein Comet gefallen war.
Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts, zu Zeiten von Abbas Pasha I., ging die Stute Jellabiet Feysul von Bahrain über den Umweg Saudi Arabien nach Ägypten. Fünf Generationen später fiel aus dieser Linie die Stute Kasida, die Lady Anne Blunt nach England exportierte für ihr Gestüt Crabbet Park. Kasida’s Enkel Kazmeen erreichte einige Bedeutung als mütterlicher Großvater von Nazeer, Sheik el Arab und El Sareei.
1903 erhielt der Khedive von Ägypten, Abbas Hilmi I., die Stute Bint El Bahrein, eine Dahmah Shahwanieh aus Bahrain. Auch sie wurde zum Grundstock der Ägypterzucht und ging anschließend nach England ins Gestüt Crabbet Park. Fünf Generationen später, wurde Bint Maisa El Saghira nach USA verkauft, wo sie in Gleannloch Farms wirkte, von wo sich ihr Blut in die ganze Welt verteilte.
Andere Pferde, die über die Jahre Bahrein verließen, waren weniger einflußreich, so z.B. Nuhra, eine braune Wadhna-Stute, die nach England ging; Thorayyah, eine braune Tuwaisah-Stute, die nach USA ging; Savannah, eine Fuchsstute aus dem Dahmeh-Stamm die ebenfalls nach USA und von dort weiter nach Kanada ging und Tuwaisaan, ein brauner Hengst der nach Südafrika ging und dort in der Distanzpferdezucht eingesetzt wurde, aber leider nur sieben Vollblutaraber-Nachkommen hinterlies.

Das Gestüt des Königs

Das Königliche Gestüt, das derzeit über etwa 340 Pferde verfügt, bezog erst 1983 die Anlage in Al Roudha. In fünf Stallkomplexen sind hier die Zuchtpferde untergebracht, zu jedem Stall gehören Paddocks mit Sonnenschutz. Für die rund 15 Hengste stehen Roundpens und Führmaschinen zur Verfügung, außerdem werden sie geritten. Die Pferde erhalten morgens Kleie, Gerste und Hafer, zweimal täglich Alfalfa und am Abend gibt es einen Futterbrei wiederum aus Kleie, Gerste, Hafer und Datteln. Es sind keine Nahrungsergänzungsmittel nötig, außer einem Salzleckstein.
Jedes Jahr werden etwa 40-50 Fohlen geboren. Als Jungpferde erfreuen sie sich einer unbeschwerten Jugend und bleiben von ein- bis dreijährig “draußen in der Wüste”. Hier haben sie nach Jahrgängen getrennt riesige Paddocks mit Futter an einem Ende und Wasser am anderen, so dass sie sich gehörig bewegen müssen. Mit drei Jahren beginnt der Ernst des Lebens, und sie gehen ins Renntraining, später bei Eignung auch ins Distanztraining. Wer sich hier bewährt, hat im Alter von sechs Jahren die Chance, als Zuchthengst übernommen zu werden, vorausgesetzt er erfüllt alle Ansprüche in Bezug auf Gebäude, Leistung und Blutlinien. Jedes Jahr werden 6-7 neue Hengste im Gestüt ausprobiert. Die Stuten gehen mit fünf bis sechs Jahren in die Zucht. Das Ziel ist die Erhaltungszucht, dabei sind die Rennen und Distanzritte – wie früher bei den polnischen und russischen Staatsgestüten – ein Mittel zum Zweck der Überprüfung der Gesundheit und Konstitution; es wird also nicht auf Rennleistung selektiert. Es erfolgt keine Vermischung mit “westlichen” Linien – auch nicht mit Ägyptern; der bestehende Genpool wird im Sinne der Erhaltungszucht rein erhalten.
Augenfällig ist der außergewöhnlich gute Charakter der Pferde, sie alle können nur mit einem Halfter und Führstrick gehandhabt werden – auch die Hengste und auch in Gesellschaft mit anderen Hengsten oder Stuten. Selbst bei der ungewohnten Situation während der Präsentation für die WAHO-Gäste, als zusätzlich ein frischer Wind sie noch etwas “spritziger” machte als gewohnt, hatten die Hengste kein Gebiss im Maul und die Vorführer keine Gerten – letzteres wäre eine interessante Idee für den modernen Schauring!
Die Pferde wurden gemäß ihrer jeweiligen Stutenfamilien (Strains) in Gruppen präsentiert. Dabei konnte man in einigen Familien deutlich sehen, wie eine Stute ihre Nachkommen bis hin zu den Enkeln geprägt hat. Wobei dies nicht mit einem bestimmten “Exterieur-Typus” der Stutenlinie (also Kuhailan oder Saklawi-Typ) verwechselt werden darf. Wenn dies doch über mehrere Generationen der Fall ist, liegt das eher daran, dass ein Züchter unter den weiblichen Nachkommen einer Stute diejenige als Nachfolgerin auswählt, die der Mutter am ähnlichsten ist. Es wurde bereits zuvor in einem Vortrag während der WAHO Konferenz deutlich gemacht, dass die Stutenlinien (strains) nichts mit dem Exterieur des Pferdes zu tun haben, weil der Name ja immer über die Stuten weitergegeben wird. Ein Stempelhengst kann den Typus der Linie leicht verändern. Die Hengste werden nicht aus der gleichen Familie bzw. Stamm wie die Stute gewählt, wohl auch um Inzucht zu vermeiden.

Das Gestüt des Prinzen

Das Gestüt von Prinz Mohammed Bin Salman Al Khalifa, dem verstorbenen Onkel des Königs, wird nach ähnlichen Prinzipien geführt. Der Gründungsbestand des Gestüts stammt aus dem Königlichen Gestüt. Als junger Mann hatte Prinz Mohammed seinen Vater, den Emir Sh. Salman Bin Hamed Al Khalifa, gefragt, ob er sich einige Stuten für eine eigene Zucht auswählen könne. Der Vater war begeistert über das Interesse des Sohnes und kam der Bitte nach. Heute ist das Gestüt in den Händen von Prinz Mohammed’s Sohn und hat zahlenmäßig stark zugenommen. Einige der schönsten Bahrainis haben hier ihren Ursprung. Es findet auch ständig Blutaustausch zwischen den beiden Gestüten statt, um die Linien zu erhalten oder Inzucht zu vermeiden.
Auffallend bei den Bahraini Pferden sind ihre klaren, trockenen und kräftigen Beine, die Sehnen sind deutlich sichtbar, die Gelenke gut ausgeprägt. Die meisten hatten vorzügliche Reitpferdepoints, wie beispielsweise eine gute Schulter, einen kurzen (!) Rücken und eine kräftige, lange Kruppe. Ihr Rücken lud zum Reiten ein! Und ihr Gurtumfang dürfte im Verhältnis zu ihrer eher geringen Größe beachtlich sein. Kaum eines der Pferde hatte einen “dish”, die meisten hatten ein sehr gerades Profil, und dennoch hatten sie alle Ausdruck. Auffallend war auch eine “normale” Maulpartie, mit großen Nüstern, aber kräftigen Kiefern – nicht das “Teetassenmäulchen”, wie es von manchen westlichen Züchtern propagiert wird, und wo man letztendlich nicht weiß, wie darin noch alle Zähne Platz finden sollen. Der Hals wurde nahzu von allen Pferden schön und stolz getragen, auffallend auch die “mitbah”, der freie Kehlgang – und das alles ohne die Pferde zu schwitzen! Es versteht sich von selbst, dass die Pferde ungeschmickt und unrasiert vorgestellt wurden – welch Balsam für die Augen! Auffallend auch der ausgeprägte Geschlechtsdimorphismus, der phänotypische Unterschied im Gebäude zwischen Hengst und Stute, eine Eigenschaft, die es in vielen anderen Pferderassen gibt, aber beim Araber – zumindest bei den Schaupferdelinien – immer mehr abhanden zu kommen scheint.

Rückbesinnung

Wer sich entschließt, arabische Pferde zu züchten, der hat meist ein klares Bild, ein Ideal vor seinem inneren Auge. Dieses Ideal wird geprägt von der Zeit, in der er lebt und zum ersten Mal mit dieser Rasse in Berührung gekommen ist. Dieses persönliche Ideal hat daher nicht unbedingt etwas mit der ursprünglichen Rasse zu tun, sondern ist geformt von den gerade herrschenden Modeströmungen. Daher sollte man jedem (neuen) Züchter anheim legen, hierher, an den Ursprung der Rasse zu kommen, d.h. die Quelle zu studieren, bevor er sich entscheidet, was er züchten möchte. Die WAHO-Reise nach Bahrain war eine ideale Gelegenheit dazu.
Gudrun Waiditschka