
Karin Maiworm und Maysoun (c) B. Finke
Am 5. Januar 2025 verstarb Frau Karin Maiworm kurz nach ihrem 76. Geburtstag. Vielen Araberliebhabern ist der Name Maiworm ein fester Begriff. Über 30 Jahre züchteten das Ehepaar Günther und Karin Maiworm in Balve in Nordrhein-Westfahen Vollblutaraber mit großem Erfolg.
Begonnen hatte die Zucht in den 1970-er Jahren mit Stuten aus polnisch-russischer und Griesbach’scher Zucht: Die Schimmelstute Nesnakomka (Kankan / Naina) aus Tersk, und Hexe (Siglavy Bagdady VI-8 / Jowziah) von Frau Griesbach. Aus beiden Stuten fielen etliche Fohlen und auch gekörte Hengste. Und sie verbrachten auch ihr ganzes Leben bei Maiworms. Nachdem sich in Deutschland immer mehr der Ägypterboom breit machte, erwarben Maiworms mehrere ägyptische gezogene Pferde. Allen voran die Linienbegründerin Maysouna (Ibn Galal / Kis Mahiba), die tragend von Ansata Halim Shah erworben wurde und die hochedle Afara Bint Malik (Malik / Ameera), beide von Dr. Nagel in Großenkneten. Ein weiterer Zukauf war die Stute Ora (Ibn Shaker I / Omera). Und last but not least die Stute Ghariba (Farag III / Bakria), die u.a. den gekörten Hengst Ghanal v. Anchor Hill Halim brachte.
Doch auch im Hengstall kam Zuwachs durch den von Om el Arab erworbenen Malik (Hadban Enzahi / Malikah), gezogen von Dr. Filsinger, sowie durch den braunen Talal (Mohafez / Tahgreed) von Dr. Nagel. Malik wurde nach ein paar Jahren nach Israel an Uri Ariely abgegeben, der Hengst Talal wurde nur zögerlich eingesetzt. Später kam noch der in den USA gezogenen Majii Mareekh (Ibn El Mareekh / Majidaaa) dazu.
Spätestens mit der Körung von Maysoun (Ansata Halim Shah / Maysouna) war das Gestüt in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt. Dieser Hengst war von herausragender Schönheit, Korrektheit, hatte Substanz und ein besonders liebenswürdiges Wesen. Eigenschaften die er gerne vererbte. Und neben einem Hengst wie Maysoun verblassten alle anderen Hengste regelrecht. Über Jahre hin führte er die Decklisten in Deutschland an. Frau Maiworm erklärte mir einmal, sie habe die Decktaxe von Maysoun bewusst niedrig gehalten, damit auch kleinere und nicht so wohlhabende Züchter eine Chance erhalten, mit ihm zu decken. Dabei war die besondere Qualität Maysouns nicht von Anfang an klar. Frau Maiworm bemerkte schmunzelnd, sie habe doch einige Monate gebraucht, um das Hengstfohlen richtig einzuschätzen. Gleich eines seiner ersten Fohlen war der nicht minder bekannte Orashaan (a.d. Orasha), ein Charmeur, der einige Schausiege vorweisen konnte und ebenfalls erfolgreiche Nachzucht hatte. Von Anfang an war Maysoun sehr begehrt als Deckhengst. Trotz hoher Angebote war immer klar, dieser Hengst bleibt in Balve. Er war zudem das Lieblingspferd von Günther Maiworm, der eine besonders enge Beziehung zu ihm hatte. Unvergesslich die gemeinsamen Auftritte der beiden, selbstverständlich wurde der Hengst von Herrn Maiworm persönlich vorgestellt, die innige Freundschaft, die beide verband, war herrlich zu beobachten. Wenn es die Zeit erlaubte, ritt Karin Maiworm ihre Pferde auch selbst. Aber bei über 20 Pferden im Stall und zahlreichen Deckstuten musste das oft hintanstehen.
Alle bekannten Pferde hier aufzulisten würde zu viel Platz beanspruchen. Alleine die Nachkommen Maysounas haben weltweit Einfluss genommen. Nach dem Tod ihren Mannes Günther hatte Karin Maiworm den Pferdebestand stetig reduziert, die alten Stuten und Maysoun blieben bis ins hohe Alter in Balve. Karin Maiworm war Zeit ihres Lebens Hundeliebhaberin und erfreute sich immer der Gesellschaft von mindestens zwei Hunden. Das Geschehen in der Araberszene beobachtete sie mit Distanz und durchaus kritisch. „Wir waren froh zu einer Zeit diese Pferde gezüchtet und gehalten zu haben, als ein Schausieg noch nicht so wichtig war. Wie hatten einfach eine Riesenfreude mit der Haltung unserer Pferde und die Kontakte und Freundschaften die sich daraus ergeben hatten, haben unsere Leben sehr bereichert. Der finanzielle Aspekt alleine hat uns nie sonderlich interessiert. Es ist doch herrlich morgens in den Stall zu gehen und wiehernd begrüßt zu werden, das habe ich immer sehr geschätzt – und das sind Erinnerungen die sind mehr Wert als jedes Geld der Welt!“
Frau Maiworm wird als liebenswürdige, charmante Pferdefrau in Erinnerung bleiben.
Gregor Wimmer