Es ist nicht einfach, an neutrale Leistungsdaten unserer Araber zu gelangen. Im Bereich FN-Turniersport gibt es eine Datenbank, in der alle Turnierergebnisse gesammelt sind, im Westernsport gibt es dies leider nicht. Wir haben daher bei der GAWA (German Arabian Westernhorse Association) nachgefragt und uns die Ergebnisse des GAWA-Cups und der GAWA-Leistungsplakette näher angeschaut.
Vor rund acht Jahren haben sich eine Handvoll araberbegeisterter Westernreiter zusammengetan, und die GAWA aus der Taufe gehoben. Neben Seminaren und Kursen in den verschiedensten Disziplinen sammelt die GAWA auch eingesandte Turnierergebnisse ihrer Mitglieder, wertet sie aus, erstellt ein Jahres-Ranking (GAWA-Cup) und vergibt Leistungsplaketten für die Lebensleistung der Pferde. Hierbei sind auch Partbreds startberechtigt, die wenigstens 25% Araberblut führen. Für die Lebensleistung werden die jeweiligen Cup-Punkte seit Bestehen dieser Wertung (2010) zusammengezählt. Um Gold zu bekommen, müssen 750 Punkte angesammelt werden, für Silber 500 Punkte, für Bronze 250. Dass insbesondere die 750 Punkte für eine goldene Leistungsplakette eine hohe Hürde darstellen, beweist der Umstand, dass dies bislang nur zwei Pferde geschafft haben!
DIE GOLDENE LEISTUNGSPLAKETTE
Die zwei Inhaber der goldenen Leistungsplaketten sind die Araber-Pinto-Stute Louisiana Girl, die mit ihrer Reiterin Mara Stucki unterwegs war und der Vollblutaraber Bo Tameeh Ibn Bendigo mit seiner Reiterin Kathrin Hoffmann.
Mit Louisiana Girl (Naborscik ox / La Pinetta) hat Mara Stucki das große Los gezogen. Sie kam 9jährig in den Besitz des Gestüts Coloured Arabians der Familie Stucki und seither sind die beiden im Westernsport unterwegs. Bereits 2011 hatten sie die ersten Punkte für den GAWA-Cup gesammelt, und ein Jahr später, also 2012 erhielt die Stute die Bronzene und Silberne Leistungsplakette verliehen. „Lucy“, wie sie von ihrer Reiterin liebevoll genannt wird, ist eine Allrounderin, das kommt ihr bei dieser Lebensleistung natürlich zugute, denn wer in mehreren Disziplinen startet, hat bei entsprechender Leistung auch mehr Möglichkeiten, Punkte zu sammeln. Und so starteten die beiden beispielsweise 2012 in den German Open (rasseoffene Deutsche Meisterschaften der EWU) und qualifizierten sich auf Anhieb in sechs Disziplinen, erreichten in 5 Disziplinen sogar das Finale, wo sie sechste bis 14. Plätze erreichten. 2012 und 2013 führten die beiden im GAWA-Cup das Allround-Ranking an, und damit war es Ende 2013 auch soweit, dass sie 838 Punkte beisammen hatten und die Gold-Plakette dafür erhielten.
Abstammungsmäßig geht Louisiana Girl auf den Vollblutaraberhengst Naborscik zurück, der seinerseits ein „reiner Russe“ ist. Durch ihre Mutter La Spinetta vom Pinto-Hengst Paquito kommt die Pinto-Färbung ins Spiel.
Für Katrin Hoffmann mit ihrem Bo Tameeh Ibn Bendigo (Om El Bendigo / Taysouna) war das Jahr 2011 etwasBesonderes, denn das Paar hatte das Ticket zur German Open nach Kreuth in der Tasche. Mit der Quali für vier Disziplinen im Gepäck reisten die beiden an, mit zwei Finalteilnahmen und einem 7. Platz im Senior Trail-Finale (bei ursprünglich 75 Startern!) kamen sie wieder nach Hause. Nicht zuletzt durch diesen Erfolg konnte das Paar 2011 zum dritten Mal in Folge den Allround-Titel in der Leistungsklasse Amateur / Open des GAWA-Cups erringen. Und auch das Punkte-Konto für die Leistungsplakette wuchs ständig und Ende 2011, zur Einführung der Leistungsplakette, reichte es auf Anhieb zu Silber. Auch 2012 hatte das Paar die Quali für die German Open in der Tasche, doch leider lief es dann am Turnier nicht ganz so optimal, zumindest war den beiden keine Finalteilnahme vergönnt. Dennoch sammelte man natürlich Punkte und hatte Ende 2012 743,5 Punkte – damit mit 6,5 Punkten die goldene Plakette verpasst! Dieses Ziel wurde dann 2013 ereicht, mit 1042,5 Punkten – die höchste Punktzahl die bislang als Lebensleistung zusammengesammelt wurde!
Das 1,63 m große „Bo’chen“, wie er von deiner Besitzerin genannt wird, geht züchterisch vorwiegend auf ägpytische Linien zurück, mit etwas spanischem Blut über Estopa (El Shaklan!) und Morisca.
DIE SILBERNE LEISTUNGSPLAKETTE
Derzeit hat nur ein Pferd die Stufen für die Silberne Leistungsplakette erklommen: Mortischa (El Sareei Namib / BS Black Vision), seit 2012 unter ihrer Reiterin Corinna Thorn. Mortischa ist weit entfernt vom „spinnerten Araber“, vielmehr ist ihre Verlässlichkeit und Gelassenheit auf Turnieren, Messeauftritten oder am Martinsritt einer ihrer Charakterzüge – mitunter reicht es schon bis zur stoischen Faulheit… Mortischa galoppiert am liebsten, dabei bot sie in ihrer Ausbildung schon früh fliegende Galoppwechsel an. Trab dagegen ist nicht so ihr Ding, was insbesondere im Trail ein Problem darstellt, wenngleich ihr die Trailhindernisse als solche liegen. 2010 und 2011 gewann sie unter Donata Lotz bereits die Allround-Wertung des GAWA-Cups, 2013 war sie dann mit Corinna Thorn in der Einsteiger-Klasse unterwegs und 2014 konnten die beiden die Allround Wertung Open beim GAWA-Cup belegen, insgesamt hatten sie bis 2014 530 Punkte erritten, und dafür die Silberne Leistungsplakette erhalten. In Mortischas Abstammung finden sich ägyptische, alt-amerikanische und polnische Komponenten.
DIE BRONZENE LEISTUNGSPLAKETTE
Eine Bronzene Leistungsplakette haben bislang vier Pferde bekommen, Cascaya unter Martina Hayn, GH Khaaba unter Ute Dill, Kalief unter Emily Bell und CH Silverlight unter Verena Böckle.
Beginnen wir mit Cascaya (Poison / Cza-Cza-Bo), die schon seit vielen Jahren im Turniersport unterwegs ist; bereits 2006 und 2007 nahm sie unter Martina Hayn an den Europa-Meisterschaften in Stadl Paura teil – also bevor es die GAWA überhaupt gab, weshalb diese Ergebnisse nicht zum GAWA-Cup oder der Leistungsplakette zählen. Nach und nach hatten die beiden immerhin einen Sockel von 244,5 Punkten angesammelt – es fehlten nur noch 5,5 Punkte zur ersten Plakette! Nach einer Babypause der Reiterin, schafften die beiden es dann mit 30 weiteren Punkten aus der Horsemanship und Trail, die 250-Punkte-Hürde zu nehmen, so dass am Ende des Jahres der Leistungsplakette in Bronze nichts mehr im Wege stand. Cascaya ist „rein Russisch“ gezogen.
Auch GH Khaaba (Khalif El Assuad / Nhaaba) unter Ute Dill vom Gestüt Hägerhof ist von den Europa-Meisterschaften der Sport-Araber bestens bekannt, wo die beiden auch in den Medaillenrängen unterwegs waren. Bis 2012 hatte sich das Team 211 Punkte erritten, 2013 dann der Sprung auf 368 und damit die Bronzene Plakette. Das Jahr 2013 bescherte ihnen auch den zweiten Platz in der Allround GAWA-Cup Wertung. Der Schwerpunkt der beiden liegt im Horsemanship, Trail und Pleasure – und für Töchterchen Luca Anina dient der 12jährige Rappwallach als Kinder- und Lehrpferd. Interessanterweise erhielt der Wallach eine „Goldene Sportpferdeplakette“ vom VZAP, wo andere Kriterien zugrunde liegen, die derzeit noch per Einzelfallentscheidung entschieden werden. Der Wallach stammt aus der eigenen Zucht des Hägerhofs und ist rein ägyptisch gezogen.
Der dritte im Bunde mit einer Bronzenen Leistungsplakette ist Kalief (Kurgan / Zara II) unter seiner Reiterin Emily Bell. Er ist mit 20 Jahren gleichzeitig der Senior unter den Pferden und beweist einmal mehr, dass Araber bis ins hohe Alter leistungsfähig sind. Seine sportlichen Erfolge können sich sehen lassen – allein an EWU-Turnieren kamen dabei 22 erste Plätze und viele weitere Platzierungen zusammen. Darunter auch die Bronzemedaille der Landesmeisterschaft 2011 Reining, die Vizelandesmeisterschaft 2012 Reining, die Bronzemedaille Landesmeisterschaft 2012 Superhorse. Desweiteren zweimal die Teilnahme an den German Open mit Platzierung in den mittleren Rängen. Highlight war laut Reiterin Emely Bell die Europameisterschaft der Sportaraber 2013, wo der kleine Kalle noch einmal zeigte, was er drauf hat: 4. Platz in der Reining, und 7. Platz in der Pleasure. Außerdem errangen Emely Bell und Kalief mehrfache Platzierungen im GAWA-Cup 2013 in der Reining und in der Superhorse. Die gesammelten Punkte (306 an der Zahl) wurden 2013 mit der Bronzenen Leistungsplakette belohnt, und Kalle, wie er genannt wird, konnte beruhigt in Rente gehen. Abstammungstechnisch geht er auf eine Mischung von russischen und polnischen Blutlinien zurück.
Mit „Klein, aber oho!“ kann man CH Silverlight wohl am ehesten beschreiben, der von seiner Reiterin Verena Böckle liebevoll Krümel genannt wird, denn der Vollblutaraber mißt gerademal 1,43 m Stockmaß. Das hindert ihn aber nicht, höchst erfolgreich gegen Quarterhorses in offenen Wettbewerben zu starten, so wie 2012, als er am NRHA-Osterturnier den Quarters zeigte, was eine Harke ist und gegen 80 Starter die Reining Prüfung „limited Non-Pro“ mit einem Score von 142 Punkten gewann! Das reichte, mit den bereits zuvor angesammelten Punkten dann auch bei der GAWA für die Bronzene Leistungsplakette. Verena Böckle reitet gerne Vollblutaraber, denn „es braucht etwas Fingerspitzengefühl Vollblutaraber zu trainieren und auf nationalem Niveau gegen Quarter erfolgreich vorzustellen – einen Quarter kann jeder reiten“, meint sie.
Züchterisch geht auch er auf russisch/polnische Blutlinien zurück und dass er so klein geblieben ist, hat mit seinem schwierigen Start ins Leben zu tun – er war eine Frühgeburt und man wußte die erste Woche gar nicht, ob er überhaupt überlebt. Umso schöner seine Erfolge!
Gudrun Waiditschka