Über die Regenbogenbrücke –
Evidant (1995 – 2016)

Noch im August letzten Jahres feierte Familie Rödiger mit ihren Gästen „30 Jahre Gestüt Ghamal al Amar und 20 Jahre Evidant“! Der letzte Auftritt dieses schönen Sommertages gebührte allein dem Geburtstagskind: Evidant, 20 Jahre jung und immer noch ein frecher Bub! Wer hätte damals geahnt, dass es tatsächlich sein letzter Auftritt sein sollte.

Evidant in seinem Element - er starb Anfang des Jahres.Foto: Melanie Groger / ZOOMPERFORMANCE

Evidant in seinem Element – er starb Anfang des Jahres.
Foto: Melanie Groger / ZOOMPERFORMANCE

Im Gestüt Teison in den USA gezogen, kam Evidant als Jährling nach Deutschland ins Gestüt Ghamal al Amar. Sein Vater Muscat war einer der berühmtesten, russischen Vollblutaraber weltweit und Evidant zuletzt der einzige Muscat-Sohn in Europa. Seine Mutter Enaria, eine polnisch gezogene Vollblutaraberstute, war einst Welt-Champion in Paris. Familie Rödiger war überzeugt, dass aus Evidant aufgrund seiner Abstammung und des bereits als Jährling zu sehenden, guten Exterieurs ein ausgezeichneter Zuchthengst wird. Diese Überzeugung bestätigte sich. Auf der Hengstanerkennung des VZAP e.V. in Aachen wurde er 2-jährig mit einer Goldschleife prämiert, für alle Rassegruppen anerkannt und zum Junioren Champion Reserve ernannt. Jahre später ehrte ihn der VZAP e.V. aufgrund seiner Eigenleistungen und der seiner Nachkommen mit dem Titel „Elitehengst“.
Evidant, leistungsgeprüft auf zahlreichen Distanzkilometern, zeugte allein im Gestüt Ghamal al Amar ca. 50 Fohlen. Seine Nachzucht zeichnet sich vor allem durch Rittigkeit und ein gutes Nervenkostüm aus. Insbesondere seine schönen Töchter können ihn nicht verleugnen, darunter die Pinto-Araber-Stute Coloured Emotion, die u.a. zum Araber des Jahres gekürt wurde und erfolgreich unter Mara Stucki im Westernreitsport ging. Seine Nachzucht bei den Shagya-Arabern konnte sich nicht zuletzt aufgrund des von Evidant gefestigten oder gar verbesserten, soliden Exterieurs und der guten Bewegungen auf Schauen und Westernturnieren durchsetzen.
Selbst seinen mittlerweile redlich erworbenen, kleinen Bauchansatz wusste Evidant gelungen zu kaschieren, sobald ihn Menschen bewundernd umgaben. Eben noch am langen Zügel, Kopf hängend und tiefenentspannt, doch als er die Musik hörte und die Zuschauer sah: Schweif hoch, Nüstern gebläht, erhobenen Hauptes und prustend im Schautrab in den Ring! Das war sein Auftritt. Doch trotz seines auf den ersten Blick vielleicht unbändig anmutenden und Aufsehen erregenden Auftretens wusste er stets zwischen „Show“ und dem täglichen Umgang bzw. der gezügelten Reiterei zu unterscheiden. „Unsere Tochter Sabrina konnte ihn bereits mit 14 Jahren sicher im Gelände reiten“, erzählt Frau Rödiger stolz. Imposant schwebte dieser Showman am 15. August 2015 für „seine“ Gäste mit bodenverachtenden Bewegungen Runde um Runde über den Sand im Paddock und genoss den Beifall. „Wir hoffen, noch viele Jahre zusammen mit Dir verbringen zu können, Evidant“, kommentierte der Hausherr abschließend, nichtsahnend, dass er nur fünf Monate später Abschied nehmen musste.
Am wohlsten fühlte sich Evidant immer, wenn er zusammen mit den von ihm gedeckten Stuten auf der Weide laufen konnte und als Herdenhengst fand er bis zuletzt eine Aufgabe.
Melanie Groger