Festakt in Bábolna

Gemeinsam hatten die Internationale Shagya-Araber Gesellschaft (ISG), der ungarische Verband der Züchter des Arabischen Pferdes (MALE) und das ungarische Nationalgestüt Bábolna anlässlich des 200jährigen Bestehens der Shagya-Araber-Zucht Ende November zu einer Feier mit internationalem Kongress und vielseitigem Rahmenprogramm eingeladen.

Ministerbesuch in Bábolna

Am Samstag empfing das Nationalgestüt seine Gäste bei herrlichstem Kaiserwetter mit einer feierlichen Eröffnung durch Tamás Rombauer im Namen des ungarischen Zuchtverbandes MALE. Nach der anschließenden Begrüßung durch den ungarischen Landwirtschaftsminister Dr. Sándor Fazekas und den neuen Direktor von Bábolna, Gábor Haál, blickte Professor Dr. Walter Hecker auf die wechselhafte Geschichte des Nationalgestüts zurück. Von der Veröffentlichung der „Instruction zur Festlegung der Zuchtrichtung im königlich ungarischen Staatsgestüt Bábolna“ am 16. März 1816, über die Pferdeankaufsmissionen 1836/43 (Baron Herbert) und 1856/57 (Ritter von Brudermann), die Auswirkungen von Besitzwechsel in Kriegszeiten auf den Pferdebestand und die Zuchtstrategie, bis zu aktuellen Ereignissen wurden die Gäste durch die wichtigsten Stationen in der Geschichte des Nationalgestüts geführt.
Fünferzug - webES2L6150 (c) Södung-600px
Nach diesem Rückblick auf den Ursprung und die Geschichte des Shagya-Arabers eröffnete der Präsident der ISG, Ahmed al Samarraie, die ISG-Konferenz mit einem Vortrag zu Gegenwart und Zukunft der Shagya-Araber-Zucht. Er umriss den Wandel von einer durch Staatsgestüte geprägten hin zu einem mehrheitlich durch einzelne Privatzüchter geführten Zucht und wies auf die Notwendigkeit hin, die Rasse nicht nur zu erhalten, sondern sie auch weiterzuentwickeln. Die Zukunft der Rasse, die möglichen Kundengruppen und die Bedeutung einer darauf abgestimmten Vermarktung, die von Carin Weiss in ihrer Präsentation hervorgehoben wurde, wurden von den Teilnehmern auch in den Pausen lebhaft diskutiert.
Abgerundet wurde der erste Tag durch eine Präsentation der Gestütspferde am Nachmittag. Hier wurden die gestütseigenen Hengste und Stuten der verschiedenen Shagya-Linien vor dem Wagen, unter dem Reiter, an der Hand und im Freilauf präsentiert, bevor Gastgeber und Gäste den Tag mit dem Züchterabend im Restaurant Ötösfogat bei Zigeunermusik ausklingen ließen.

Workshop zur Zukunft der Rasse

Am Sonntag standen zwei Workshops auf dem Programm, in denen die Delegierten über die weitere Zukunft der Shagya-Zucht diskutierten. Hier standen die Einhaltung der Rahmen-Zuchtbuch-Ordnung, einheitliche Leistungsprüfungen und ein besserer Austausch zwischen Verbänden und Züchtern im Vordergrund. Eine nicht immer leichte Aufgabe, angesichts der Tatsache, dass die Zucht der relativ kleinen Shagya-Araber-Population in 18 Ländern mit insgesamt 20 Verbänden und vorrangig durch kleine Privatzüchter erfolgt. Um hier als Züchter eine bessere Übersicht über die weltweit zur Verfügung stehenden Hengste zu erhalten, wurde die Einrichtung einer gemeinsamen Datenbank befürwortet. Angaben zu Stammbaum, Eigenleistung, Sporterfolgen und Nachkommeninformationen mit einem daraus resultierenden Zuchtwertschätzung wurden von den Delegierten als sinnvolles Hilfsmittel diskutiert.

Pferdebeurteilung will gelernt sein

Neben der theoretischen Diskussion gab es am Sonntag erneut einen praktischen Teil. In einem Beurteilungsseminar erläuterten Tamás Rombauer und ISG Präsident Ahmed al Samarraie das Exterieur einer Reihe von Gestütspferden. Hier legte Herr Rombauer sein Augenmerk auf die Beurteilung, wie sie für Pferde im Schau-Ring erfolgt, während Ahmed al Samarraie die Kriterien bei einer Einzeleintragung hervorhob.
OBajan - webES2L6427 (c) Söding-600px
Anschließend an die Diskussion zur besseren Vermarktung der Shagya-Araber vom Vortag, wurde am Sonntag mit Hinsicht auf die Zuchtwertschätzung auch das Thema Interieur angesprochen. Neben sportlich ambitionierten Freizeitreitern, sind insbesondere Familien mit Kindern und Wiedereinsteiger eine mögliche wichtige Zielgruppe als Käufer eines Shagya-Arabers. Hier wurde diskutiert, ob diese Gruppe von Reitern, die häufig ohne Kontakt zu Pferden aufgewachsen ist, durch einen Zuchtwert Interieur angesprochen, und die Vermarktung so erleichtert werden kann. Hierzu wurde der beim ZSAA seit einigen Jahren durchgeführte Wesenstest als ein möglicher Weg im Anschluss an die Exterieurbeurteilung mit einigen Stuten demonstriert.
Solveig Söding