Dabei sein ist alles

Nachdem im letzten Jahr das Europa-Championat der Sport-Araber ausfallen mußte, trafen sich die Reiter dieses Jahr in Wiener Neustadt, Österreich. Die Veranstaltung fand in Kombination mit den Österreichischen und Niederösterreichischen Meisterschaften statt, was auf den ersten Blick verwirrend erscheinen mag. Aber die “Kombi” hatte auch ihre Vorteile: Es nahmen 61 Pferde aus acht Nationen an diesem ECAHO Sportpferde Championat teil.

Nach sieben Jahren kehrte das Europa-Championat wieder nach Österreich zurück. Dieses Mal in das Western Training Center in Wiener Neustadt, etwa 50 km südlich der österreichischen Hauptstadt gelegen. Hier wird traditionell die Österreichische und Niederösterreichische Meisterschaft ausgetragen, und das diesjährige Europa-Championat war sozusagen eine Erweiterung dazu. Die Kombination von drei Championaten an einer Veranstaltung war zu Beginn etwas verwirrend, auf der anderen Seite konnten so alle Reiter auf allen Schwierigkeitsstufen mitmachen, denn sie waren “offen”. “Offen” bedeutet in Österreich offensichtlich auch, dass Ausländer Österreichischer Meister werden können, was etwas merkwürdig anmutet, aber hier akzeptiert ist. Und so gingen sechs von 24 Medaillen ins Ausland. Ähnlich können auch nicht-Europäer teilnehmen, und Europa-Champion werden.
Aber es ist nicht nur die Kombination verschiedener Schwierigkeitsgrade, die die Reiter zusammenbringt. Eines der stärksten Argumente für diese Veranstaltung ist die Kombination verschiedener Reitstile und Disziplinen. Wo sonst kann man Dressur und Reining am gleichen Wochenende, an der gleichen Veranstaltung erleben? Diese Veranstaltung erweitert den Horizont der Reiter, der Zuschauer und selbst der Richter!
Und die Sieger sind….!
Die Österreichische Araberszene ist bekannt für ihre guten Ergebnisse im Westernsport und einige Pferde gehen auch recht erfolgreich in offenen Westernprüfungen. Dieses Jahr aber waren die Westernklassen eine “deutsche Familienangelegenheit”, denn Sabrina Pauli fegte mit WAS Zahims Zarina alle weg: Sie errang nicht weniger als drei Goldmedaillen in Western Pleasure, Trail und Western Allround, und eine Bronzemedaille in der Reining. Gleichzeitig hat der 3/4-Bruder zu dieser Stute mit Sabrinas Vater im Sattel noch die Bronzemedaille in Western Pleasure errungen. Am letzten Europa-Championat 2015 lag Sabrina noch hinter ihrem Vater Martin Pauli, der selbst Europa-Champion ist in Western Pleasure und Reining mit dem Vater der beiden Pferde, dem Hengst Zid Ibn El Zahim. Gezüchtet von Evelyn und Dieter Ruess vom Gestüt Wadi Al Shams, gehen beide Pferde, WAS Zahims Zarina und WAS Tajshan Ibn Taraszena, auf den Gestütsgründer Taktik (v. Kankan) zurück, ein Leistungshengst aus alten russischen Blutlinien.
Das zweitbeste deutsche Pferd war Haifi El Sorrento (v. BS Specific) mit Susanne Hoyler. Sicher, sie verpassten die Goldmedaille in der Dressur und mußten sich mit Gold in der Classic Pleasure zufrieden geben. Aber den Classic Allround zu gewinnen mit deutlichem Abstand zu der zweitplazierten Muteea, sowie Silber in der Kostümklasse ist ja auch kein schlechtes Ergebnis! Insgesamt errangen die deutschen Reiter 11 von 30 Medaillen und waren damit die erfolreichste Nation.
Die Siegerin der Dressur hieß dieses Mal Tove Roy mit Padrons Must (v. Padrons Immage), die eine respektable Wertnote von 66% im Prix St. George erhielten – die beste Note, die sie bei dieser Veranstaltung jemals hatten. Aber ohne dieses Resultat herabsetzen zu wollen, war das Niveau der Ritte das letzte mal höher, als Zonyx 70,1% erreichte. Dennoch hatten sie den Sieg verdient, denn Padrons Must hat sich in den letzten zwei Jahren deutlich verbessert, außerdem gewann er auch Gold in den Österreichischen und Niederösterreichischen Meisterschaften. Beide, Tove Roy und Susanne Hoyler waren bereits letztes Jahr hier und ritten an den Österreichischen Meisterschaften, um sich mit den Örtlichkeiten vertraut zu machen.
Der zweite Platz in der Dressur ging an MS Madrass (v. Kamerton) unter Susanne Giese, ebenfalls Deutschland und sie zeigten die beste Leistung die ich bislang von diesem Paar gesehen hatte. Der dritte Platz ging an Al Khattar W’rsan mit Line Moen aus den UAE, der nicht ganz auf der Höhe seiner sonstigen Leistung zu sein schien.
Bleiben wir noch kurz bei den klassischen Disziplinen. Beim Springen konnte der Europa-Meister von 2014 seinen Erfolg wiederholen: Walor mit Daria Klimecka aus Polen. Man muß sagen, der Parcours war nicht ganz einfach, denn die Arena war deutlich kleiner als in Janow Podlaski und daher der Parcours technisch anspruchsvoller. Walor war der einzige mit einem Null-Fehler-Ritt, es folgten drei Reiter mit jeweils vier Fehlern. Silber und Bronze wurden daher über die Zeit ermittelt und ESP Haife de F mit Melanie Kirisits war 2,5 Sekunden schneller als die drittplazierte Espinosa Qahira unter Alexandra Moosburger, beide Österreich. ESP Haife gewann außerdem Gold in den Österreichischen Meisterschaften – ein toller Erfolg und Comeback nach einigem Verletzungspech und Krankheit von Pferd und Reiter in den letzten vier Jahren! Die Bronzemedaillengewinnerin Espinosa Qahira (v. LM Libretto) hat mit diesem Ergebnis ihre Vielseitigkeit eindrücklich unter Beweis gestellt, denn sie ist vom Europa-Championat 2006 in Stadl Paura bekannt, als sie im Einspännerfahren teilnahm und zweite im Marathon wurde.
Reiten mit Spaß
Es gibt insgesamt vier Pleasureklassen, eine davon für klassische Reiter (Classic Pleasure), eine für Westernreiter (Western Pleasure), und zwei für beide Reitstile zusammen (Mounted Native Costume – Kostümreiten, und Damensattel). Und entgegen der Unkenrufe zu Beginn, gibt es heute mehr Teilnehmer unter den klassischen Reitern als unter den Westernreitern, denn die Classic Pleasure hatte 27 Starter!
Haifi El Sorrento wurde bereits als Goldmedaillengewinner in der Classic Pleasure genannt. Tamon (v. Wagant) aus Dänemark mit Viuf Shannon im Sattel errang die Silbermedaille. Das Paar hat sich über die letzten Jahre stark verbessert und das Pferd ist mit dem Training auch zunehmend ausdrucksvoller geworden.
Muteeaa W’rsan mit Line Moen aus den UAE waren die Gewinner der Bronzemedaille, aber sie errangen auch zweimal Gold im Kostümreiten und im Damensattel, sowie die Silbermedaille im Classic Allround, der Kombinationswertung. Muteeaa ist eine ausgesprochen elegante Stute, und sie scheint bald Al Khattar W’rsan an der Spitze der UAE-Dressurpferde abzulösen. Ihr Vater ist der legendäre Monarch AH, der ja eigentlich als Vater von Rennpferden sich einen Namen gemacht hat, Zweite in der Kostümklasse war wie bereits erwähnt Haifi El Sorrento, und Muteeaas Stallgenosse Al Sakab W’rsan, geritten von Emma Ganzarain errang Bronze.
Die Damensattelprüfung, auch wenn leider nur wenige Damen diese Herausforderung angenommen haben, ist immer sehr schön zu sehen, weil diese Reitweise so elegant wirkt. Dieser Eindruck bestärkte sich auch dieses Jahr, als Line Moen ganz in rot zum Sieg ritt. Sehr klassisch und elegant war auch Ann-Kathrin Rupp mit dem Ägypterhengst Naoufil (v. Mahadin), beide komplette Newcomer am Europa-Championat, denn es war das erste Mal, dass das Haupt- und Landgestüt Marbach an dieser Veranstaltung teilnahm. Die beiden waren nur ein Teil des Teams, das insgesamt aus drei Reitern und vier Pferden bestand, die alle einen sehr positiven Eindruck hinterließen. Mit 24 Jahren das älteste teilnehmende Pferd an diesem Turnier war der Gewinner der Bronzemedaille dieser Klasse, Najim. Er ist der lebende Beweis dafür, dass ein gut trainiertes Pferd lange jung bleibt.
Let’s go Western!
WAS Zahims Zarina wurde bereits oben als erfolgreichstes Pferd des Turniers genannt. Im Hinblick auf die Westerndisziplinen, liegt GFH Sandhya knapp hinter ihr, denn sie gewann Silber in genau den gleichen drei Disziplinen, Pleasure, Trail und Allround. Die fünfjährige Sandhya ist von dem früheren Europa-Champion Baikal und repräsentiert die Zucht vom Gut Fronleitenhof, wenngleich sie zwischenzeitlich verkauft ist an Elisabeth Steiner; ihr Reiter war Andre Reitermayr. Die Königsdisziplin Reining, wurde von dem Aufsteiger GFH Sonar Seganges (v. Ganges) unter Reinhard Hochreiter gewonnen. Dieses Team startete letztes Jahr auch am NRHA Europa-Championat und Sonar ist im Besitz der Familie Dries vom Gut Fronleitenhof, Österreichs erfolgreichstes Gestüt für Western-Araber.
Ein neues Gesicht an der Europa-Meisterschaft war Djbella KB aus Deutschland mit Lynn Troppenz im Sattel, die auf Anhieb die Silbermedaille in der Reining gewannen. Bronze ging wie erwähnt an WAS Zahims Zarina.
Das Europa-Championat ist immer ein “Mega-Event”. Um diesen zu organisieren, braucht es rund 40 Offizielle, Richter, Parcoursbauer, Tierärzte, Sprecher, Schaubüro-Besetzung, Richterassistenten und natürlich darf man auch die Küche nicht vergessen, die alle so gut mit Essen versorgte. Und so ist es keine Selbstverständlichkeit, dass Sissi Chat, die treibende Kraft hinter allem, sich bereit erklärt hat, auch nächstes Jahr das Europa-Championat zu organisieren. Und der Termin steht auch schon fest: 26.-29. August 2018 am gleichen Ort.
Gudrun Waiditschka