Die Dobegg in der Schweiz hat sich mit den Jahren in ein Pferdezentrum mit Shagya-Arabern entwickelt, wo der Distanzsport gepflegt wird.
Annette und Alois Irniger betreiben mit ihrer Familie einen idyllisch gelegenen, grossen Bauernbetrieb auf der Dobegg im aargauischen Niederrohrdorf. Das Zentrum der Dobegg ist der Landwirtschaftsbetrieb. Hier leben 30 Milchkühe, 25 bis 30 Aufzuchtrinder und 30 Pferde auf 30 Hektar. Für das Vieh stehen grosszügige Weiden zur Verfügung und die Landwirtschaft sorgt für das nötige Futter.
Pferdehaltung als Betriebszweig
Ein bedeutender Zweig dieses Betriebes ist die Pferdehaltung. Etwa 30 Pferde bevölkern den Pferdestall, wovon etwa die Hälfte privaten Kunden gehören. Auf der Dobegg werden verschiedene Dienstleistungen rund ums Pferd angeboten. Langjährige Erfahrung mit Pferden und Kindern helfen Annette Irniger bei der Führung von Reitergruppen bei Ausritten in die zauberhafte Umgebung von Niederrohrdorf. Alois Irniger ist, nebst den umfangreichen Arbeiten auf dem Hof, zuständig für das Anreiten und Einfahren von Jungpferden. Tochter Lilian Mätzener-Irniger ist auf dem Betrieb Bereiterin mit Berufsprüfung, sie bietet kompetent Reitunterricht in Gruppen und für Einzelreiter in Dressur und Springen an. Sie bereitet ihre Schüler auch auf Prüfungen, wie unter anderen auf das Reiterbrevet vor. Lilian hat aber auch vor einem Jahr, dank ihrer landwirtschaftlichen Ausbildung, den Hof übernehmen können. Der Betrieb wird nun in Form einer Generationengemeinschaft zusammen mit den Eltern geführt.
Pferde werden auf dem Hof der Familie Irniger seit über vier Jahrzehnten gezüchtet. Als 16-jähriger konnte Alois seine Eltern überzeugen, ihre Freiberger-Stute Fanny decken zu lassen. Später kaufte er sich mit seinem ersten selbst verdienten Geld eine Einsiedler Stute aus dem klösterlichen Marstall. Viele Jahre wurden original Freiberger und CH-Warmblutpferde gezüchtet, ausgebildet, geritten, gefahren, auf Turnieren vorgestellt und nach Möglichkeit verkauft.
Der Traum vom Distanzreiten
Nachdem die vier Kinder von Annette und Alois etwas grösser geworden waren, wollte sich Annette den lang gehegten Traum von einem Araberpferd erfüllen. In der Distanzreiterei hatte man schon über die Shagya-Araber gesprochen. Durch Zufall stiess sie auf die Radautzer Shagya-Araberstute Dahoman XXXIX-9, in Österreich Dalia genannt, aus der 335 Hadban XXV-21. Sie war im Besitz von Franz Lehner und stand bei Christa Reiner in Deutschland, nahe der Schweizer Grenze. Eine Bedeckung mit dem Hengst Djardan (v. Daikir) war beim Kauf inklusive. Aus der Paarung entstand der Hengst Duban, der die Irnigers vollends von dieser tollen Pferderasse überzeugte.
Duban, das Multitalent
Duban zeigte sich von klein auf sehr lernwillig und absolut problemlos im Umgang. Mit wenigen gezielten Trainingseinheiten in Springen, Dressur und der Vielseitigkeit, sowie leichter Wald- und Feldarbeit auf dem Bauernbetrieb, wurde er auf die Hengstleistungsprüfung 2008 im ostbayerischen Kreuth vorbereitet. Sehr groß war die Freude der Besitzer, als Duban mit seinem Ausbildner Alois Irniger im Sattel die höchste Note aller Teilnehmer errang. Aber auch die Experten waren begeistert von den Leistungen des eher unscheinbaren Hengstes und überhäuften ihn mit zahlreichen Höchstnoten.
Mit Samba (Shagan / Balalaika), geb. 1992 aus dem Gestüt Steinhoff in Lippstadt, kam 2006 eine Spitzenstute auf die Dobegg. Die bildhübsche Stute brachte zwei Hengst- und ein Stutfohlen zur Welt, bevor sie leider zwanzigjährig einging. Ihre jetzt fünfjährige Tochter Swing (v. Duban), ist aber die Nachfolgerin, in die große Hoffnungen gesetzt wird. Mit Jessica (Sharif / Jourkaida) steht noch eine Spitzenstute im Gestüt und mit dem Wallach Schedir (Sharif / Juma) bilden diese zwei Shagya-Araber ein oft gesehenes Paar auf Distanzritten. Überhaupt werden die Shagya-Araber hauptsächlich im Distanzreitsport eingesetzt und von Annette und Alois selbst über lange Strecken trainiert und vorgestellt. Annette Irniger meint: “Es ist auch immer wieder schön zu erleben, wie lernwillig diese Pferde sind, ob im Geschirr, beim Springen, in der Vielseitigkeit oder beim täglichen Ausritt”.
Mit Schedir wurde Alois Irniger im August 2016 sogar Schweizer Meister der Distanzreiter (s. AP 3/2016, S. 60). Und auch im Sommer 2015 ritten Annette mit Jessica und Alois mit Schedir am internationalen Distanzritt in Châtillon sur Chalaronne, anlässlich der ISG-Delegiertenversammlung in Frankreich mit, wo sie einen 4. bzw. 5. Platz belegten.
Es bleibt die Hoffnung, dass Irnigers ihre Begeisterung für die Shagya-Araber an viele interessierte Shagya-Araber Freunde in der Schweiz weiter geben können. Der kleine Enkel Leo hat schon jetzt, nebst dem Hund und den Enten, sein absolutes Lieblingspferd: Der temperamentvolle Schedir hat es ihm angetan.
Bruno Furrer