WAHO Konferenzen haben einen großen Reiz, und so folgten rund 200 Teilnehmer der Einladung des Königshauses, nach Bahrain zu kommen. Aber es ist nicht nur das gesellige Beisammensein und das Wiedersehen mit alten Freunden, die Pferde und das kulturelle Angebot, das eine WAHO-Tagung attraktiv machen, es gibt auch interessante, harte Fakten zur Entwicklung unserer Pferderasse.
Bahrain – ein Gruppe von 33 kleinen Inseln im Arabischen (oder Persischen) Golf, von denen man sagt, dass hier einst der Garten von Eden war. Die Inseln wurden bereits vor 5000 Jahren besiedelt und die Gegend – von Kuwait, Bahrain, Katar und der Ostküste von Saudi Arabien – war bekannt als Dilmun. Dilmun wird als eine der ältesten Zivilisationen des Mittleren Ostens betrachtet. Es war ein wichtiges Handelszentrum und am Höhepunkt seiner Macht kontrollierte es die Handelsrouten im gesamten Persischen Golf. Später wurde Bahrain bekannt für seine Perlentaucher und den Perlenhandel, mit dem ein gewisser Wohlstand einher kam. Aber wer hier ein beschauliches kleines Fischerdorf erwartete, wurde bitter enttäuscht: Heute ist Manama eine moderne Stadt, die versucht, mit Doha, Abu Dhabi oder Dubai mitzuhalten.
Es leben auf diesen Inseln rund 1,4 Millionen Menschen und 5000 Pferde, von denen 2000 Vollblutaraber sind. Diese haben eine wenigstens 200jährige dokumentierte Geschichte in Bahrain, die mit den Kriegspferden der herrschenden Al Khalifa-Familie begann (siehe letzte Ausgabe). Ein solch traditionsreicher und historischer Ort ist ohne Frage der perfekte Rahmen für eine WAHO-Konferenz.
Vom Kriegspferd zum Friedensstifter
Die Konferenz wurde formell eröffnet durch den Kronprinzen von Bahrain, Prinz Salman bin Hamad Al Khalifa, der die rund 200 Gäste aus aller Welt aufs herzlichste willkommen hieß. Es ist schon so etwas wie ein Markenzeichen der WAHO-Konferenzen geworden, dass sie ein Treffpunkt für die Freunde des arabischen Pferdes aus der ganzen Welt sind, unabhängig von jeglichen politischen oder religiösen Ansichten oder unterschiedlicher kultureller Herkunft. Der gemeinsame Nenner ist jedermanns Interesse am arabischen Pferd. Und wie es Jenny Lees so treffend sagte in ihrer Eingangsrede: “Über viele Jahrhunderte hinweg war das Arabische Pferd ein hervorragendes Kriegspferd. Anhand der Anzahl von Ländern in diesem Raum hier und heute, scheint es, dass das Arabische Pferd nun der Zement für eine dauerhafte Freundschaft ist und ein universeller Friedensstifter.” Und der Präsident der WAHO, Peter Pond, wies auf den Anachronismus hin, in dem viele Pferdefreunde heute leben: “Wir leben in einem sehr schnelllebigen Internet-Zeitalter, mit sozialen Medien, Live-Chats und manchmal auch unrealistischen Erwartungen für sofortige Antworten und sofortige Resultate… Wer aber mit Pferden zu tun hat braucht Zeit und Geduld… Es ist in gewisser Weise ein Anachronismus für uns, die wir um die halbe Welt fliegen, nur um ein paar Tage lang Menschen zu treffen und uns mit ihnen auszutauschen, neue Freundschaften zu schließen mit Gleichgesinnten aus aller Welt, die alle die gleich Passion haben – das Arabische Pferd. Ich hoffe, wenn Sie hier wieder abreisen, dass Sie bereichert und belebt wurden durch neue Freundschaften und einem tieferen Verständnis dafür, wofür die WAHO eigentlich steht.”
Die Konferenz
Peter Pond wandte sich dann den formalen Dingen der Tagung zu, d.h. dem Bericht über die Arbeit des Vorstands. Er informierte über den Mitgliedsantrag von China, dessen Stutbuchorganisation Mitglied der WAHO werden will. Der Export von Vollblutarabern nach China wächst ständig und in den letzten paar Jahren wurden ca. 200 Pferde importiert, alle aus “WAHO-akzeptierten Stutbüchern”, aber oftmals ohne Exportzertifikat. Das Eintragungsprozedere in China ist für Araber ähnlich wie bei Englischen Vollblütern, und China hofft, sein erstes Stutbuch an der nächsten WAHO-Tagung 2019 fertig zu haben und vorstellen zu können. Chinas Antrag für die Beantragung der Mitgliedschaft (Applying Registering Authority Member) wurde angenommen.
Danach erinnerten die WAHO-Delegierten an die seit der letzten WAHO-Konferenz Verstorbenen. Unter ihnen wurde Izabella Pawelec-Zawadzka als Erste genannt und ihr Leben und Wirken wurde mit einem wundervollen Film von Horsefly Films gewürdigt.
Der Präsident stellte dann den WAHO-Vorstand vor, und informierte die Mitglieder über die Veränderungen seit der letzten Konferenz. Der (frühere) Vize-Präsident Sami Al Nohait ist nach einer schweren Erkrankung noch nicht wieder hergestellt. Daher wurde 2016 Dr. Marek Trela zum Vize-Präsidenten gewählt. Prinzessin Alia Al Hussein, Sami Al Boenain, Ali Shaarawi und Caroline Sussex wurden vom Status eines Beraters zum Vorstandsmitglied ernannt und alle wurden einstimmig durch die anwesenden Delegierten bestätigt. Eine ausführliche Vorstellung aller Vorstandsmitglieder wurden den Delegierten ausgeteilt und kann auf der WAHO Website (www.waho.org) eingesehen werden. Später im Laufe der Sitzung wurde Caroline Sussex als neuer Kassier gewählt, da David Angold in Ruhestand ging.
Wie an der letzten Konferenz in Qatar versprochen, beschäftigte sich der Vorstand auch mit der Satzung, um sie auf den neuesten Stand zu bringen und in Zukunft einen demokratischeren Modus zur Auswahl der Berater zu finden. Die revidierte Satzung wurde den Delegierten vorgelegt und in einer geheimen Wahl einstimmig angenommen. Peter Pond erklärte, dass die WAHO “sich nun mit einer stärkeren und besseren Satzung vorwärts entwickeln kann, mit einem neuen Prozedere, wie man in Zukunft neue Vorstandsmitglieder finden kann, von dem wir hoffen, dass es als demokratischer als das bisherige empfunden wird. Wir freuen uns auf die WAHO Konferenz in Australien 2019, wenn wir zum ersten Mal diesen Modus für die Nominierung und Wahl neuer Berater umsetzen können.”
Rund um die Welt
Die Berichte der einzelnen Länder, auch wenn es viel Zeit in Anspruch nimmt, sind sehr informativ, denn die Araberzucht eines jeden Landes hat seine eigene Geschichte und Entwicklung. Es ist außerdem interessant, welch unterschiedlichen Zulauf die einzelnen Aktivitäten, z.B. Rennen, in den einzelnen Ländern haben. In einigen Ländern sind die Zahlen der neu registrierten Pferde drastisch gesunken, während es in anderen stetig aufwärts geht.
Wenn man sich die Statistik anschaut, so ist das Land mit der höchsten Anzahl an Fohlengeburten nach wie vor die USA, was zu erwarten ist, da es das größte WAHO Mitgliedsland ist. Jedoch ist die Anzahl der registrierten Fohlen in den letzten Jahren erheblich gesunken. In der Fohlenstatistik sind sechs der Top Ten-Länder aus dem arabischen Raum, und nur ein Land in der Top Ten ist aus Europa, nämlich Frankreich. Die größten Züchternationen der arabischen Welt sind Saudi Arabien, Ägypten und die UAE.
Weltweit wurden 2015 mehr als 23.000 Araber-Fohlen geboren. Von diesen Fohlen wurden die meistin in arabischen Ländern geboren (35 %), gefolgt von Europa (23 %), Nordamerika (14 %), Asien (inkl. Türkei und Iran, 13 %), dann folgen Südamerika, Südafrikanische Länder (da die nordafrikanischen Länder (Maghreb) zu den arabischen Ländern gezählt wurden) und Australien / Neuseeland. Die weltweite Anzahl an registrierten Fohlen ist seit 2013 um ca. 1500 Köpfe gestiegen, das entspricht einem Zuwachs von 6,7 %.
Die großen Gewinner (seit 2013) sind Iran (wo die Anzahl der neu registrierten Pferde um 60% angestiegen ist, aber die Zahlen aus 2015 könnten auch verspätete Registrierungen aus dem Vorjahr beinhalten) und die arabischen Länder Oman (plus 280 % mit 171 registrierten Fohlen in 2015), Qatar (+81 %), Bahrain (+61 %), und Kuwait (+49 %); während auf der anderen Seite die “Verlierer” stehen: Argentinien (-32 %), Kanada (-32 %), und Uruguay (-39 %). Deutschland hat seit 2013 etwa 14 % an Fohlengeburten verloren und liegt bei 663 Fohlen pro Jahr (2015). Vielfach sind diese Auf- und Abschwünge mit den ökonomischen Verhältnissen in den jeweiligen Ländern verbunden, aber sie zeigen auch auf, wo die Züchter eines Landes einen “speziellen Pfad” eingeschlagen haben und sich auf nachgefragte Zuchtrichtungen, z.B. für Distanz, Rennen oder Schau konzentrieren.
Interessante Informationen erreichten uns aus Syrien: Trotz des Krieges, der das Land zerreißt, erhalten die Züchter dennoch ihre Pferdezucht aufrecht und es gab in 2016 rund 800 registrierte Fohlen, das bedeutet, es wurden in Syrien mehr Araberfohlen geboren als in Deutschland! Der Stutbuchführer Mohamad Al Chaieb berichtete, dass sie etwa ein Drittel der Pferde in den letzten Kriegsjahren verloren haben, und das National-Gestüt, welches eine Zuchtgruppe von sorgfältig ausgewählten Pferden alter Syrischer (Wüsten)-Linien beherbergte, wurde völlig zerstört und alle Pferde wurden gestohlen. Eine kleine Anzahl konnte kürzlich wiedergefunden werden und man ist dabei, die Anlage wieder aufzubauen. Doch trotz dieser widrigen Umstände haben die Syrer 2016 eine Schau in Damaskus organisiert, sowie einige Distanzritte und acht Flachrennen.
Stutbuch-Angelegenheiten
Xavier Guibert berichtete von den Ergebnissen des “WAHO World Registrars Meeting”, dessen Vorsitzende er ist. Er erklärte die letzten EU Direktiven, die auch Änderungen im Pferdepass beinhalten. Er betonte wie wichtig es für die Stutbuchorganisationen ist, bei der EU Lobbyarbeit zu betreiben, um eventuelle Änderungen bei der UELN zu verhindern und zu Verhindern, dass der Pferdepass (der der Identifikation dient), vom Abstammungsnachweis (Pedigree) getrennt wird. Das Registrars Meeting schlug vor, dass Namensänderungen erlaubt sein sollten, wenn es dafür gute Gründe gibt und nur wenn das Pferd noch nicht in irgendeinem sportlichen Wettbewerb oder Schau teilgenommen hat oder mit ihm gezüchtet wurde. Dieser Vorschlag wurde mit Mehrheitsbeschluß im Registrars Meeting verabschiedet und an den Vorstand weitergeleitet. Einige weitere Themen, die für einen reibungslosen Ablauf der Stutbucharbeit wichtig sind, wurden diskutiert. Empfehlungen für eine Aktualisierung der Registrierungsregeln wurden gemacht, die an der nächsten Tagung in Australien dann zur Abstimmung kommen werden.
Es wurde darauf hingewiesen, dass Pferde, deren Entstehung durch genetischer Manipulation erfolgte (z.B. Klonen), gemäß den WAHO-Regeln (sowie EU-Regeln) nicht registriert werden können. In den USA werden nur Pferde registriert, die eine Mutter und einen Vater haben, was effektiv ebenfalls alle Klone ausschließt. WAHO wird in Hinblick auf die Möglichkeiten der genetischen Manipulationen neue Regeln erarbeiten, inklusive einer Definition.
Botschaft der WAHO
Mit dem Bericht des Kassiers, David Angold, für den es die letzte WAHO-Tagung in diesem Amt war, da er zurückgetreten ist, wurde der offizielle Teil der Jahreshauptversammlung beendet. In seiner Abschlußrede machte Peter Pond auf einige wichtige Dinge aufmerksam. Einer davon der Mißbrauch des Arabischen Pferdes im Sport, insbesondere im Distanzsport, wo einige Pferde in der laufenden Saison während des Rittes Beinfrakturen erlitten. Er sagte: “Es ist zutiefst schockierend und kann einfach nicht hingenommen werden, dass dies so weitergeht, ohne dass wir unsere Stimme erheben, um diese Pferde zu verteidigen, die selbst keine Stimme haben und keine andere Wahl haben, als in der Geschwindigkeit zu rennen, die ihnen ihr Reiter aufzwingt. Arabische Pferde haben ein großes Herz, enormen Mut und Tapferkeit, weshalb sie die erste Wahl im Distanzsport sind. Ruhig zu bleiben und diese Pferde einfach ihrem Schicksal zu überlassen, wäre gegen alle unsere innersten Werte und Ziele. Ich kann Ihnen versichern, dass der Vorstand einen Brief an die FEI schreiben wird, um Druck auszuüben, damit eine Lösung gefunden wird, und zwar schnell, denn die Situation ist sehr ernst” (der genannte Brief an die FEI kann zwischenzeitlich auf der WAHO-Website eingesehen werden). Er fügte noch hinzu, dass WAHO die Bouthieb-Initiative von HH Sheikh Sultan Bin Zayed Al Nahyan außerordentlich begrüßt, deren Regeln dazu dienen, die Pferde im Distanzsport zu schützen und zugleich den Wettbewerbscharakter und den Spaßfaktor beim Distanzreiten zu erhalten.
Er schloß seinen Bericht, in dem er betonte, dass die WAHO eine unpolitische Organisation sei, in der jedes Stutbuch, egal welcher Größe und egal in welchem Land, gleich ist, und dass die WAHO nicht von irgendeiner Gruppe unter Druck gesetzt werden könnte, ihre Regeln in die eine oder andere Richtung zu ändern. Er sagte: “Wie Jay Stream
oft wiederholte, ‘es sind nicht die Pferde, die die Probleme in die WAHO bringen, es sind die Leute’. Wir haben uns immer bemüht, und werden dies auch in Zukunft tun, alle Probleme in der bestmöglichen Weise zu lösen, und zwar dann, wenn sie auftauchen, und im besten Interesse der WAHO, im Interesse unserer Mitglieder und dem arabischen Pferd.”
Das Begleit-Programm
Ein wichtiger Bestandteil der WAHO-Tagungen ist jeweils das Begleitprogramm, das den Gästen einen Einblick in das Land, in dessen Kultur aber auch in dessen Pferdezucht gibt. Und natürlich war dies auch in Bahrain der Fall, wo wir während der speziell organisierten “Perlen von Bahrain”-Tage mit einem Besuch des Königlichen Gestüts und des Gestüts von Prinz Mohammed Bin Salman Al Khalifa verwöhnt wurden (siehe letzte Ausgabe), die mit traditionellen Bahraini-Blutlinien züchten. Als drittes Gestüt lud Al Rashediah von Rashid A. Rahman al Jasmi ein, der mit ägyptischen Blutlinien züchtet, um genauer zu sein mit Katharinenhof, Ansata und Imperial-Linien. Abgesehen von den “lebenden” Pferden, wo insbesondere die bekannten Zuchthengste Jamil Al Rayyan (Ansata Hejazi / Dana Al Rayyan) und ZT Faa’iq (Anaza El Farid / ZT Jamdusah) – siehe Foto – begeisterten, waren es die wasserspeienden Pferdeköpfe, geschaffen von Karen Kasper, die wie auf einer Perlenschnur aufgereiht dastehen, und wirklich einen faszinierender Anblick gaben.
An anderes Nachmittagsprogramm führte uns auf die Rennbahn vom Rashid Equestrian & Horseracing Club. Hier konnten die Tagungsteilnehmer den WAHO Cup, ein Rennen über 1400 m mit sieben Startern – alle gezogen aus traditionellen Bahraini-Blutlinien – erleben, sowie den Jay W. Stream Traditional Arabian Horse Cup, der 12 Starter zählte, alle in traditionellen Kostümen beritten. Es war ein Rennen “nur zum Spaß an der Freud” und bot einen schönen Abschluß des Araberrenntages.
Wie es bei WAHO-Tagungen üblich ist, gab es auch noch viele interessante Vorträge von Gastrednern, jedoch aus Platzmangel muß an dieser Stelle auf die nächsten Ausgaben verwiesen werden, denn es wäre schade, ihnen nicht genügend Raum zu geben.
An dieser Stelle sei HM König Hamad bin Isa Al Khalifa, dem Schirmherrn der Tagung und HH Sheikh Isa bin Salman Al Khalifa, dem Gastgeber für die großzügige Einladung zur 22. WAHO-Tagung gedankt. Allen an der Organisation beteiligten, aber insbesondere Dr. Khalid Hassan und Mr. Jehangir Rustomjee vom Königlichen Gestüt, gilt dieser Dank ebenso, denn es war wieder ein – im wahrste Sinne des Wortes – einmaliges Erlebnis! Ich bin sicher, alle regelmäßigen “WAHO-Geher” freuen sich schon auf die nächste WAHO-Tagung, die im Februar 2019 in Australien stattfinden wird!
Gudrun Waiditschka
Lesen Sie auch über den Besuch im Königlichen Gestüt in Bahrain.