Zurück zur Natur

.

.

Es mag übertrieben sein, wenn berichtet wird, dass manche Kinder glauben, dass Kakao von braunen oder gar von lila Kühen stammt. Aber eine Entfremdung der Menschen von der Natur lässt sich nicht leugnen – und diese fängt im Kindesalter an.
Wenn Kinder die meiste Zeit des Tages mit elektronischen Medien verbringen, statt in der freien Natur zu spielen, oder sich gar mit Tieren zu beschäftigen, dann brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn es immer schwieriger wird, für Tierhaltung und “-nutzung” Verständnis oder gar Rückhalt in der Gesellschaft zu finden. Insbesondere die Pferdehaltung wird in Zukunft weiter unter Druck geraten. Das fängt bei den Kosten an, die durch Umwelt- und Tierschutzauflagen steigen werden, und geht bis hin zu den “Tierrechtlern”, die jegliche “Nutzung” von Tieren, und sei es das Reiten von Pferden, verbieten wollen.
Was gemeinhin vergessen wird, ist der positive Effekt, den Tiere – auch Pferde – auf den Menschen ausüben, insbesondere auf Kinder. Sie erleben bedingungslose Liebe und Zuneigung, sie lernen Respekt vor dem Leben, Verantwortung für ein Mitgeschöpf und Empathie, die kein Smartphone, Tablet oder Fernsehgerät vermitteln kann.
Ich selbst bin in der Stadt aufgewachsen und habe mir nichts sehnlicher gewünscht, als einen Hund. Bekommen habe ich einen Wellensittich, und zahllose Besuche im Zoo, Spaziergänge im Park und Eichhörnchenfüttern auf dem Friedhof. Dann machten meine Eltern mit mir einen Ausflug nach Marbach – von da an gehörte dies zum jährlichen Pflichtprogramm für meine Eltern. Mit 14 oder 15 fand ich dann endlich einen Reitstall, der alles bot, was mein Herz begehrte: Hunde, Katzen, Kaninchen, Hühner, Gänse, Ziegen, Ponys – ach ja, und auch Pferde. Reiten konnte man gegen “Arbeitsleistung”, d.h. Boxen misten, Stroh aufladen, Heu machen, Koppeln abäppeln, Sattelzeug putzen – es wurde nie langweilig und das Reiten war die Belohnung, das Tüpfelchen auf dem “i”, wenngleich ich manches mal abends zu kaputt war, um diese Belohnung überhaupt noch in Anspruch zu nehmen. Aber ein Wochenende ohne “Stall” war für mich Höchststrafe.
Heute haben selbst Kinder auf dem Dorf vielfach keine Möglichkeit mehr, “in den Stall” zu gehen. Vielleicht haben sie auch gar kein Interesse daran, weil die Ablenkung durch die elektronischen Medien zu groß ist. Aber vielleicht muß man das Interesse auch erst wecken? Gerade das Arabische Pferd hat durch seinen menschenbezogenen Charakter, durch seine vorsichtige Art, mit (kleinen) Kindern umzugehen, viel Potential, Kindern – aber auch Erwachsenen – die Angst vor großen Tieren zu nehmen. Beispiele hierzu gibt es schon – auch unter Araberzüchtern und -besitzern. So kann man beispielsweise ein entsprechendes Angebot an Kindergärten oder Schulen machen, oder zum “Streichelnachmittag” einladen, einen “Tag der Offenen Tür” organisieren, der ganz speziell für Familien gedacht ist, mit Streicheltieren, Kinderreiten, etc. Der Möglichkeiten gibt es viele, und gerne würden wir darüber berichten – um anderen Mut zu machen und um guten Ideen eine Plattform zu bieten.
Zum Beginn eines neuen Jahres fassen wir traditionell viele gute Vorsätze. Vielleicht sollten wir uns für 2018 den Vorsatz fassen, die Liebe zum Tier, die Liebe zum arabischen Pferd zu verbreiten, in dem wir mit gutem Beispiel vorangehen. In diesem Sinne wünsche ich allen ein erfolgreiches Jahr 2018!
Gudrun Waiditschka