“Night of the Arabian Legends”

Um es vorweg zu nehmen – ein ANC ohne Feuerwerk, Paul Potts und Embryonenauktion, bei dem nach dem Motto “weniger ist mehr” das Pferd wieder in den Mittelpunkt gerückt wurde, kam dem deutschen Publikum sicherlich entgegen und hatte trotzdem nichts von seinem Reiz oder seiner Attraktivität verloren. Der Samstag-Nachmittag war wieder den Pferden – nicht dem Hallenumbau – gewidment, und der Samstag-Abend gar der 70-Jahre-Feier des VZAP. Soweit so gut!

Gut gemeint war dann die Geburtstagsfeier des VZAP, auch wenn sie einige Schwächen und Längen hatte… Die Schwäche lag in der Organisation des Abendessens, zu dem alle VZAP-Mitglieder eingeladen waren. Also erst Wertmarke in der Meldestelle holen, dann Wertmarke in ein Armbändchen umtauschen, dann rann ans Büffee – und dann…? Tja, dann gab’s leider keine Tische für die Nicht-VIPler, so dass man angehalten war, auf den Tribünen, den Teller auf dem Schoß, mit Messer und Gabel zu jonglieren und zu hoffen, dass nicht jemand durch die Reihen drängt… Ein Stehempfang mit Fingerfood – weniger ist mehr – wäre da besser gewesen.

Die Längen machten sich dann zu Beginn des eigentlichen Abendprogramms bemerkbar, als sich die Gedenkminute für die verstorbenen Züchter Liesl Vetter und Willi Poth, für Dorothy Stream (ANC Committee), Gijs Eggink (ECAHO Offizieller, DC) und Ryan Jones (Vorführer) auf 10 Minuten dehnte. Und auch Dr. Nagels Vortrag über die Anfänge des VZAP und des ANC waren hochinteressant, aber da in Deutsch gehalten für das internationale Publikum nicht verständlich – und dann sind 15 Minuten verdammt lang…

Eines der Highlights des Abends war dann aber ganz klar die “Jump & Drive” Darbietung – das war “action pur”! Nele Schlichte lieferte sich mit Al Ashar und “ihrem” Ponygespann ein Wettrennen gegen das Team Jonathan Marquardt mit Aziz Ibn Sauda Zahra und seinem Ponygespann. Alle hatten ihre Gaudi, das Publikum war begeistert, und als dann für beide Teams “zufällig” die gleiche Zeit gemessen wurde, hatte Zeitnehmer Wolfgang Eberhardt die Lacher auf seiner Seite.

Sehr verdient auch die Ehrung der Familie Ismer, die dieses Jahr mit der Graf-Landsberg-Velen-Medaille der FN in Bronze ausgezeichnet wurde. Ein Gestüt von dieser Größe über 60 Jahre in dritter Generation erfolgreich zu führen, ist wirklich eine Leistung, die ihresgleichen sucht!

Sehr schön auch die Ehrung verdienter Pferde wie Essteema, Triple Crown Siegerin aus deutscher Zucht. Auch wenn sie leider nicht persönlich anwesend war, so hatten sie und ihr Züchter Reinhard Sax diese Ehrung mehr als verdient. Ähnliches gilt für Al Lahab, der bereits als Fohlen von Inge und Hansjürgen Friedmann gekauft wurde und es ebenfalls zum Weltchampion (und mehr) brachte. Er kam aus Italien angereist, um dann über den Umweg Aachen wieder nach Hause auf den Lunzenhof zu fahren. Es ist schön, solch verdiente Pferde wiederzusehen – diese Idee dürfte gerne Schule machen! Was dann allerdings die Dritte im Bunde, Rihab Al Nasser, in diesem Reigen zu suchen hatte, und wofür Sheikh Nawaf bin Nasser al-Thani geehrt wurde, hat sich mir nicht erschlossen…

Und noch eine Ehrung stand auf dem Programm: Haifi El Sorrento, der beste “Dressur-Araber” den Deutschland derzeit zu bieten hat, wurde mit der WAHO-Trophy ausgezeichnet. Gold in der Dressur, in der Classic Pleasure und im Classic Allround machten ihn dieses Jahr zum erfolgreichsten Teilnehmer beim Europa-Championat der Sport-Araber in Wiener Neustadt, neben vielen weiteren Erfolgen in der Dressur – auch gegen Warmblüter bis Klasse M. Seit 2010 wird er von Susanne Hoyler ausgebildet und ist ein wunderbarer Botschafter für das arabische Reitpferd. Besitzerin Edith Lipp nahm die WAHO-Trophy aus den Händen des WAHO-Vizepräsidenten Marek Trela entgegen.

Zum Abschluß folgte eine Ponyquadrille mit 20 Deutschen Reitponys, die alle (angeblich) mindestens 25 % Araberblut haben. Das war wieder “action”, das Publikum hat’s gefreut, und der eine oder andere Hüpfer wurde von den jungen Reitern geschickt ausgesessen. Aber eine Quadrille mit (gut) geritten Arabern wäre werbewirksamer für das Arabische Pferd gewesen, und man sollte sich fragen, warum man keine Quadrille mit Arabern zustandebekommen hat – es müssen ja nicht gleich 20 sein. So hat der Araberzuchtverband bestenfalls Werbung für Ponys gemacht…

Alles in allem ein Abend, der auch dem “kleinen Züchter” nette Unterhaltung bot, auch wenn das Programm noch ausbaufähig ist und in einigen Punkten zwar gut gemeint war, aber nicht wirklich gut gemacht.
Gudrun Waiditschka