Die letzten Beduinenpferde Ägyptens

Da ich mich sehr für die kulturelle und biologische Herkunft des arabischen Pferdes interessiere, durfte ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, die Tahawi-Beduinen in Ägypten zu besuchen, als sich die Möglichkeit dazu ergab. Und so fuhr ich mit Yasser Ghanim Al-Tahawi nach Al-Sharqiyah, einer Provinz im Osten Ägyptens, um seine Familie kennenzulernen, die hier lebt und seit Beginn des 19. Jahrhunderts Pferde züchtet.

Die Geschichte der Tahawi

Es war vor ungefähr 1000 Jahren, als zwei große Beduinenstämme, die Banu Sulaym und die Banu Hilal, das Herz der arabischen Halbinsel verließen und nach Ägypten auswanderten. Aber der Kalif von Ägypten war besorgt, sie würden das Land übernehmen – Beduinen waren damals bekannt dafür, Ärger zu machen. Also schickte er sie nach Tunesien, um einen Aufstand der Berberstämme niederzuschlagen. Die Banu Sulaym nahmen Libyen und Tunesien ein, die Banu Hilal Algerien und Marokko. Vor ungefähr 300 Jahren kam dann ein Teil der Banu Sulaym wieder zurück, jetzt nannten sie sich Al Hanadi und ließen sich im Westen Ägyptens nieder. Während der Regierungszeit von Muhammad Ali Pascha (1769 – 1849) schützten sie ihn vor den Mamelucken und kämpften 1797 an seiner Seite gegen Napoleon. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts halfen die Tahawi, ein Teilstamm der Hanadi, Muhammad Ali in seinem Krieg gegen die Saudis in Arabien, später gegen den türkischen Sultan in Syrien und der Türkei. Sie wurden für ihren Militärdienst großzügig belohnt und erhielten Land, auf dem sie sich in den 1830er Jahren niederließen, unweit der Stadt Ismailia. Hier leben die Tahawis seitdem, jedoch haben sie ihren nomadischen Lebensstil aufgegeben und sind Großgrundbesitzer geworden.

Bis in die 1940er Jahre unterhielten die Tahawis enge Beziehungen zu den großen pferdezüchtenden Beduinenstämmen in Syrien und auf der Arabischen Halbinsel. Ihre Pferde stammen ursprünglich von den Wüstenarabern ab, die sie in den 1880er bis zu den 1940er Jahren von den Stämmen der Sba’ah, Ruwalah, Fad’aan, Hassinah und Shammar importierten. Die Tahawis-Pferde, die die Grundlage für ihre Gestüte bildeten, gehörten den folgenden Stutenstämmen an:Kuhailah Ajouz, Kuhailah Tamriyah, Kuhailah Nawwaqiyah, Kuhailah Khallawiyah, Kuhailah Ras El-Faddawi, Kuhailah Je’aithiniyah, Kuhailah Wadnah, Kuhailah Kharass, Kuhailah Krush, Kuhailah Haifi, Saqlawi Jedrani, Saqlawi Sheifi, Saqlawi Nejmet El-Sobh, Saqlawi Weberi, Meanaqui Sbeli, Meanaqui Hadragi, Hamdani Semri, Shuwaiman Sabbah, Obeyan Abu Geriss, Obeyan Sharrak, Dahman Amir, Dahman Aziz und Dahman Shahwan.

Zum Ende des 19. Jahrhunderts waren die Tahawi-Pferde so berühmt, dass die Scheichs ihre Nachzucht sogar an die königlichen Stallungen nach Kairo lieferten. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein waren die Tahawi-Beduinen die größten Züchter arabischer Pferde in Ägypten. Laut Judith Forbis besaßen sie in den 1940er Jahren rund 3000 Pferde, die als die besten ihrer Zeit galten und auch respektable Rennrekorde aufwiesen.

Besuch bei den Tahawi-Beduinen

Kairo verlassend, folgten wir drei Stunden lang der Straße nach Ismailia und es war interessant zu sehen, wie sich die Landschaft veränderte. Als wir noch auf der Autobahn fuhren, kamen wir durch wüstenähnliche Gebiete, in denen Obst- und Palmplantagen vorherrschten. Je näher wir den Dörfern kamen, desto mehr sah man fruchtbaren, schwarzen Boden und grüne, üppige Felder, die die Wüste ersetzten. Das Nildelta ist seit Jahrhunderten sehr fruchtbar, aber seit der Assuan-Staudamm das Gebiet vor Überschwemmungen, die der Düngung dienten, bewahrt, mussten die Bauern ihre Anbaumethoden ändern und nutzen heute ein System von Bewässerungskanälen.

-------------------------------------------------------------------------------------------------

Der weitere Artikel ist nur für Online-Abonnenten sichtbar.


Bitte loggen Sie sich ein, wenn Sie schon Abonnent sind: Login-Seite

Bitte gehen Sie zum Shop, wenn Sie Abonnent werden wollen: Shop-Seite
Das Online-Abo kostet 20 € für 1 Jahr
-------------------------------------------------------------------------------------------------