Neue Methode zur Messung der Schmerzempfindlichkeit bei Distanzpferden

Dr Morgane Schambourg, DMV, MSc, Dipl. ACVS/ECVS, hat Untersuchungen zur Schmerzempfindlichkeit an den Beinen von Distanzpferden durchgeführt und eine Methode entwickelt, wie diese gemessen werden kann.

Für die Wahrnehmung von Schmerzen sind die Nozizeptoren (Schmerzrezeptoren) verantwortlich. Es sind dies im Wesentlichen freie Nervenendigungen sensibler Neurone des Rückenmarks, die in allen schmerzempfindlichen Geweben des Körpers vorkommen. Werden diese Schmerzrezeptoren z.B. in den Beinen medikamentös “ausgeschaltet”, empfindet das Pferd keine Schmerzen mehr, auch wenn Schädigungen vorhanden sind. Daher ist eine Veränderung der Schmerzempfindlichkeit der Gliedmaßen im Pferdesport verboten. Sie ist aber gleichzeitig schwer zu erkennen und damit schwer zu ahnden.

Morgane Schambourg hat daher eine objektive Feldmethode entwickelt, um die mechanische nozizeptive (Schmerzempfindlichkeits-)Schwelle (MNT) bei Distanzpferden zu bestimmen. Dazu verwendete sie einen ferngesteuerten pneumatischen Auslöser, um die Schmerzempfindlichkeits der Vorderbeine bei 108 Distanzpferden zu messen. Durch das ferngesteuerte Signal wird mit einer 1mm starken Metallspitze Druck auf das Vorderbein ausgelöst. Sobald das Pferd auf diesen Druck, z.B. durch kurzfristiges Wegziehen des Beines, reagiert, wird der Wert gemessen der nötig war, um diese Reaktion auszulösen.

In Ruhezustand lag der durchschnittliche Wert bei 1,9 Newton (N). Je höher der Wert ist, desto mehr Kraft muß aufgewendet werden, um die Abwehrreaktion auszulösen, d.h. desto geringer ist die Schmerzempfindlichkeit. Der Wert lag bei Pferden, bei denen die Schmerzempfindlichkeit nicht verändert wurde, bei 1,2 N vor dem Distanzritt und 2,4 N nach dem Ritt. Bei Pferden, deren Schmerzempfindlichkeit herabgesetzt wurde, lag der Wert bei durchschnittlich 23,1 N, teilweise wurden 25 N überschritten, der Wert bei dem aus Sicherheitsgründen aufgehört wurde. Wurden die Pferdebeine mit Mepivacaine behandelt, einem lokalen Betäubungsmittel, das die Nervenimpulse, und damit die Schmerzsignale an das Gehirn blockiert, stieg der Schmerzempfindlichkeitsgrenzwert nach nur 10 Minuten auf über 25 N. Die Schmerzempfindlichkeit kam auf ihren Ausgangswert nach ca. 330 Minuten zurück, was aber individuell unterschiedlich war. Keines der Pferde sträubte sich gegen die Anwendung dieser Technik.

Die Methode ist praktisch, nicht traumatisch, wiederholbar und unter Feldbedingungen bei Distanzpferden gut verträglich. Die Technik differenzierte anhand der Schmerzschwelle nach dem Rennen Pferde mit normaler Empfindlichkeit von Pferden mit eingeschränkter Empfindlichkeit.

Die Technik wurde an der FEI Endurance Conference April 2018 (640 Downloads) vorgestellt und nun veröffentlicht: Schambourg, M., Taylor, PM. (2019) Mechanical nociceptive thresholds in endurance horses; Veterinary Record, Erstveröffentlichung: 28 September 2019. doi: 10.1136/vr.105499