Hengstleistungsprüfung in Stadl Paura

Das Teilnehmerfeld war zur diesjährigen HLP im Pferdezentrum Stadl Paura relativ groß und vielfältig. Insgesamt nahmen acht Hengste an der Prüfung teil, darunter zwei Shagya-Araber, zwei Partbred-Araber und vier Vollblutaraber. Drei der Hengste waren aus Deutschland angereist. Netterweise hatte der Wettergott ein Einsehen am der Tag der Geländeprüfung und nachmittags kamen sogar kurz ein paar Sonnenstrahlen durch den anfangs sehr dichten Nebel.
Die HLP in Stadl Paura ist eine Stationsprüfung über 30 Tage und ist speziell auf die besonderen Merkmale des Arabers ausgelegt. Sie zielt darauf ab, die Rittigkeit und Leistungsfähigkeit der Pferde zu prüfen, um eine laufende Verbesserung der Rassen zu erzielen.
Das Team von Stadl Paura hat alle Pferde hervorragend betreut und vorgestellt. Ein Teil der Hengste wurde im Pferdezentrum angeritten und auf die Prüfung vorbereitet. Betreut wurden die Pferde unter der Aufsicht von Ausbildungsleiter (Reiten) Rudolf Krippl und die Bereiter Kristina Waltenberger und Michael Spörk. Beide bewiesen ein ausgesprochenes Händchen für „ihre“ Araber. Alle Pferde bestanden die Prüfung und haben die Aufgaben im Abschlusstest unerschrocken gemeistert.

Sieger der Hengstleistungsprüfung wurde der braune imposante und sehr rahmige Shagya-Araber-Hengst Shengo Khaliff (Koheilan XI / Shena), der mit 8,30 eine überdurchschnittlich gute Benotung erzielte. Mit Bestnoten in Charakter und Temperament überzeugte er in allen Teilbereichen. Er stammt in der Vaterlinie von dem auch in der Vollblutaraberzucht bedeutenden Koheilan I ab, der auf Koheilan Adjuze zurückgeht. In der Mutterlinie findet man mit Milordka eine ebenfalls in der VA-Zucht wichtige Leistungsvererberin. Shengo Khaliff war letztes Jahr Europachampion der Junioren-Hengste und ist beim ZSAA gekört. Auf die Nachzucht dieses Hengstes kann man gespannt sein. Besitzer ist das Shagya-Araber Gestüt Muzulman in Deutschland, Züchter: Jebáckovi Iveta in Libor/CZ.

Zweiter mit 8,17 wurde Vollblutaraber Dashan Adjuvense (Mamoun / Damahi). “Klein aber oho” flog er mit der zweitbesten Zeit über die Rennbahn. Ursprünglich im Westernstil geritten, überraschte er Ausbildungsleiter Rudolf Krippl mit seiner Vielseitigkeit und bewies im Freispringen wie auch im Gelände seine Qualitäten. Im Charakter und Temperament erhielt er ebenfalls die Höchstnote 10, im Freispringen, das er das erste Mal während der HLP in Angriff nahm, zeigte er sich talentiert.
Dashan stammt väterlicherseits aus Altdeutschen Linien und geht in der Hengstfamilie über Wisznu auf Kuhailan Haifi zurück. In der Mutterlinie findet man, wie beim Sieger, ebenfalls Koheilan-I-Blut über eine Halbschwester väterlicherseits zu Koheilan I, die in der Mutterlinie auf Adjuze zurückführt. Dashan wird voraussichtlich 2021 zur Körung vorgestellt.

Der dritte bis fünfte Platz lagen sehr nah beieinander. Der Voll-
blutaraber Al Ilaf Thamin (Emiratus B / Tamira Bint Thaman) belegte mit 8,02 hier den 3. Platz. Gut vorbereitet durch seine Besitzerin Angelika Bruckner und auch durch seine Kutsch-Ausbildung in Stadl Paura, hatte er die besten Pulswerte beim Konditionstest und imponierte mit der besten Note von 8,25 beim Fremdreitertest und in der Rittigkeit. Thamin ist rein ägyptisch gezogen und und stammt über Ibn Nazeema/Galal aus der Hengstfamilie des Saklawi I. Sowohl von Vater- als auch Mutterseite geht er auf El Aziza aus der Stutenfamilie der Ghazieh zurück. Im Erscheinungsbild erinnert Thamin an seinen Vorfahren Ibn Galal. Gezüchtet wurde er von Sabine von Elm/D. Zur Körung wurde er bislang noch nicht vorgestellt.

Vierter wurde ein weiterer Vollblutaraber: Quadir-Styr-eha (Quickly Sauveterre / Darike). Der sportlich angelegte, gelassene Schimmel hatte die ebenfalls sehr gute Wertnote von 7,99. Quadir überzeugte mit Höchstnoten im Charakter und Temperament. Sein Springvermögen ist hervorzuheben – im Freispringen hatte er die beste Note mit 8,75. Entsprechend seiner distanzgeprägten Vorfahren hat er flache, aber genügend raumgreifende Bewegungen.
Quadir ist hauptsächlich französich/tunesich gezogen und weist, neben einem guten Schuss spanischen Bluts, russische, alt-deutsche, polnische und Crabbet-Vorfahren auf. Er kommt aus der hierzulande seltenen, aber berühmten Leistungslinie des russischen Persik und geht somit auf Denouste/Latif zurück. In der Mutterlinie findet man die einflussreiche spanische Ocalina (u.a. auch bei Rennsieger Ainhoa Eclipse zu finden, sowie die Mutter von Bambu), die auf Arabka de Pompadour zurückgeht. Züchter und Besitzer ist Mag. Markus Hubmann/AT.

Den fünften Platz belegte mit der hohen Wertnote 7,95 dichtauf NuStar Kossack (Kunar T / Nustice Kossack). Obwohl aus keinem typischen Leistungspedigree stammend, legte er als erster Starter eine für das Teilnehmerfeld unaufholbare Zeit auf der Rennbahn hin. Im Gegensatz dazu war Freispringen nicht sein Metier. Hier scheint er, bevor er nach Stadl-Paura kam, schlechte Erfahrungen gemacht zu haben. Rudolf Krippl ging darauf ein. Das Geländespringen lag ihm dagegen und wurde von den Richtern im Abschlusstest mit der zweitbesten Note 8,13 (ex aequo zu Quadir) bewertet. Im Fremdreitertest beeindruckte er mit einer 8,0. Im Abschlusstest zeigte er im Gelände seine bisher beste Leistung.
NuStar ist hauptsächlich russisch gezogen und hat über WH Justice einen Showhengst als Muttervater. Im Aussehen und durch seine gute Leistung bedient er beide Welten. Vorbereitet wurde er in relativ kurzer Zeit von Theresa Altenstrasser.
Die Hengstfamilie NuStars ist Bairaktar über Arax. In der Mutterlinie stammt er über Nepriadwa (u. a. Mutter von Naftalin) von Elsissa ab. Züchter ist Kossack Stud, Besitzer sind Verena und Thomas Altenberger/AT.

Der 6. Platz ging mit der nach wie vor hohen Note 7,84 an den Partbred Araber Ilex (Impact / Dakota Ink Spots), der ebenfalls aus Deutschlands angereist war. Mit seinen drei Jahren war er der jüngste im Bunde und wurde von Stadl Paura angeritten und vorbereitet. Ilex kann seinen Vater, Rennsieger Impact, nicht leugnen – auch er hatte Freude am Laufen und hatte die drittbeste Zeit auf der Bahn. Im Freispingen bewahrte er Übersicht und hatte eine schöne Manier. Für die Springanlage im Gelände erhielt er im Abschlußtest die beste Note des Teilnehmerfelds (8,5). Seine Reiterin Kristina Waltenberger meinte, es habe richtig Spaß gemacht. Vaterlinie ist hier der französische Rennpferdevererber Manganate, der wie Persik von Denouste/Latif abstammt. Mütterlicherseits ist Ilex hauptsächlich CMK-gezogen (Crabbet Maynesboro Kellogg, amerikanische Foundation Linien) und geht auf Rosemary/Rodania zurück. Züchter/Besitzer sind Svetlana und Olaf Nodorf/D.

Auf dem 7. Platz zu finden war der zweite Partbred-Araber des Lots, Gamespots el Mazel (Craklin Hotspots / Anoukis el Pharaon). Auch er war zum Anreiten in Stadl Paura und hatte dabei verletzungsbedingte Pausen. Seine große Stärke zeigte sich im Freispringen, was er mit Bravour und mit viel Spaß an der Sache meisterte. Game stammt von dem aus einer Vollgeschwisteranpaarung stammenden Craklin Hotspots, der hauptsächlich CMK-gezogen ist. Er gehört der Vaterlinie von Ibrahim db (via Skowronek) an. Die Mutter ist rein ägyptisch, stammt von dem direkt aus Ägypten nach Frankreich importierten SEA Bekheet ab und geht über die nach Österreich Import Bint Shahbaa auf Inshass-Blut und die seltene Linie der Jauza zurück.
Gezüchtet wurde Gamespots el Mazel von Stephanie Chaouat/FR. Besitzerin ist Anita Platzer/AT.
Der 8. Platz ging an den vierjährigen Shagya Araber Siglavy-611 [Siglavy A1] (557 Siraj al Leil / Shagya Remiz). Er zeigte sich ausgesprochen rittig, war aber bei der Abschlussprüfung nicht in seiner bester Tagesform. Das kann passieren. Trotzdem schloss er mit guten 7,28 Punkten ab. Siglavy-611 führt Blut aus Borike, Babolna und Mangalia und entstammt der selten gewordenen Hengstfamilie des Siglavy. In der Mutterlinie geht er auf 627 Ungarin zurück. Züchter und Besitzer ist Franz Hoppenberger/AT.
Dr. Peter Zechner, u. a. Zuchtleiters des ÖAZV, sagte, dass die Ergebnisse der HLP die Richtigkeit der Körentscheidungen unterstreichen. Die Qualität der vorgestellten Pferde ist im Schnitt besser geworden, was auch Bereiter und Fremdreiter bekräftigten.
Es ist zu hoffen, dass in Zukunft die Teilnehmerzahlen weiter steigen. Es scheint, der Reitbarkeit wird wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt! Dem Ziel eines brauchbaren, leistungsbereiten und charakterlich guten Arabers ist man mit diesem Prüfungslot auf jeden Fall näher gekommen.
Alexandra Dietl