Zu schnell unterwegs…

Der Sieg bei der diesjährigen Weltmeisterschaft der Distanzreiter ging nach Spanien, aber nur, weil die drei schnellsten Reiter am letzten Gate disqualifiziert wurden. Bedauerlicherweise überschattete wieder der Tod eines Pferdes diese Meisterschaften – und das auf europäischem Boden.

World-Endurance Champion 2016:  Jaume Punti Dachs mit Twyst Maison Blanche.  Foto: Christian Lüke, distanzreiten.com

World-Endurance Champion 2016: Jaume Punti Dachs mit Twyst Maison Blanche.

Foto: Christian Lüke, distanzreiten.com

Mitte September fanden in Samorin/Slowakei die Weltmeisterschaften der Distanzreiter statt. Ursprünglich sollten diese in den Vereinigten Arabischen Emiraten stattfinden, aber nach diversen Skandalen, die von toten Pferden bis hin zu getürkten Qualifikationsrennen reichten, entschloss sich die FEI nach internationalen Protesten dieses Championat nach Samorin, nur wenige Kilometer südöstlich von Bratislava an der Donau gelegen, zu vergeben.
Die 160 km, die es zu meistern galt, waren in 5 Loops eingeteilt, von denen der erste und insbesondere der letzte entlang der Donau führten. Höhenmeter gab es keine zu überwinden, die Strecke führte, von einem kleinen Wäldchen abgesehen, überwiegend durch offene Agrarlandschaft oder entlang der Donau – “technisch anspruchsvoll” ist anders.

Viva L’Espana

Die Spanier dominierten die diesjährigen Weltmeisterschaften, und brachten von fünf Reitern drei unter die Top Ten, was ihnen das Team-Gold einbrachte. Sieger der Einzelwertung wurde der Spanier Jaume Punti Dachs mit einer Gesamtzeit von 06:46:42 Stunden bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 23,61 km/h auf Twyst Maison Blanche (Arques Perspex / Hisham de Lardus). Vize-Weltmeister wurde Alex Luque Moral, ebenfalls Spanien, auf der Anglo-Araberstute Calandria PH in 06:47:32 bei 23,56 km/h. Die Bronze Medaille ging an SH Sheikh Nasser Bin Hamad Al Khalifa, Bahrain auf Waterlea Dawn Treader (Lormar Shaman / Akala). Die letzte Runde absolvierten der erst- und drittplatzierte mit einer Geschwindigkeit von knapp 30 km/h, der zweitplatzierte sogar mit 34 km/h.
Eine in diesem starken Feld sehr gute Leistung erzielten die deutschen Teilnehmer: Ursula Klingbeil mit ihrer 9-jährigen Vollblutaraberstute Aid du Florival (Aigoual Tamer / Asra du Florival) erritt sich den 26. Platz bei einer Zeit von 8:12:57 und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 19,48 km/h, die 22-jährige Melanie Mannherz belegte mit der rein ägyptischen Marbacherin Nuriye (NK Bolbol / Nureddina) in 8:37:46 und 18,54 km/h den 31. Platz. Barbara Lissarague aus der Schweiz kam mit dem überwiegend spanisch gezogenen Ainhoa Arkiris (Soleil Dainhoa / Ainhoa Arkadine) auf Platz 33 in 8:49:19 und 18,15 km/h. Die Österreicherin Helga Wunderer mit Ariella sowie die Deutsche Jule Klingbeil mit Oris kamen leider wegen Lahmheit ihrer Pferde nicht ins Ziel. Der Ausschluss Ariellas konnte jedoch von einigen Augenzeugen vor Ort nicht ganz nachvollzogen werden.
Die Teamwertung konnte Spanien vor Frankreich und den Niederlanden für sich entscheiden. Um in die Wertung aufgenommen zu werden, müssen mindestens drei Reiter eines Landes den Ritt positiv beenden. Dies gelang von 26 teilnehmenden Nationen nur 7.

Der Tod von Ajayeb

Überschattet wurden diese Weltmeisterschaften vom Tod der Stute Ajayeb: die von Sheikh Rashid Dalmook Al Maktoum gerittene 15-jährige Stute Ajayeb (Tidjani / Gharam) brach sich im vierten Loop das Röhrbein und mußte eingeschläfert werden. Sie kam Beobachtern bereits am Gate 3 lahm vor, wurde aber durchgewunken. Vier Wochen zuvor gewann Ajayeb mit dem selben Reiter mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 26,02 km/h noch einen 120 km Ritt, 2015 wurde sie unter dem diesjährigen Gewinner Punti Dachs am gleichen Ort Europameister.
Von den Vereinigten Arabischen Emiraten, die zu den Favoriten gehörten, schieden alle fünf Pferde dieses Jahr aus, unter ihnen auch Saif Ahmed al Mozroui mit Nopoli del Ma und Abdulla Ghanim Al Marri mit Quran El Ulm, die die Finish-Line vor Jaume Punti Dachs überritten. Hier kam es im Finish zum Eklat, denn es war ein Jammer mit anzusehen, wie sich der 12-jährige Wallach Nopoli del Ma (Tidjani / Urania) unter seinem Reiter Al Mozroui als Erster ins Ziel quälte. Er wurde von der eigenen Crew lautstark als Sieger bejubelt und von Dubai TV im Livestream als Weltmeister ausgerufen – ungeachtet des offensichtlichen Zustands des Pferdes. Dass Nopoli noch vorgetrabt, und nicht sofort disqualifiziert oder vorher zurückgezogen wurde, löste vor Ort Zwischenrufe sowie große Empörung aus. Am Vetgate war er kaum mehr fähig, zu traben, und man sah von Weitem, dass das Pferd lahm, überfordert und am Ende seiner Kräfte war. Seine Durchschnittsgeschwindigkeit betrug in der letzten Runde 29,46 km/h.
Der Sieger der Weltmeisterschaft 2014, Sheikh Hamdan bin Mohd al Maktoum, schied mit dem Angloarabischen Vollblut Ramaah bei Gate 4 wegen Lahmheit aus. Bis dahin lag er im Spitzenfeld. Damit waren alle Reiter aus den UAE ausgeschieden.

Nächstes Mal in USA

In Samorin gingen insgesamt 133 Reiter aus 41 Nationen an den Start, von denen nur 47 ins Ziel kamen (35%). Für die nächsten Weltmeisterschaften 2018 in den USA wünscht man sich einen besseren Schnitt, sowie einen technisch anspruchsvolleren Kurs, denn die Strecke in Samorin erinnerte vor allem während der Loops entlang der Donau doch sehr an die Wüstenrennen in den UAE. Gut, der Staub und die Hitze blieben Pferd und Reiter diesmal erspart.
Alexandra Dietl

Die Abstammungen der Pferde

Das Siegerpferd Twyst Maison Blanche (Arques Perspex / Hisham de Lardus) ist ein Enkel des russischen Distanzvererbers Persik mit viel französischem Blut (daneben Crabbet, polnisch, etwas ägyptisch), und geht in der Mutterlinie auf die tunesische Stute Arca zurück, die 1880 nach Frankreich exportiert wurde.
Waterlea Dawn Treader (Lormar Shahman / Akala), mit dem Sheikh Nasser die Bronze-Medaille holte, stammt hauptsächlich aus Crabbetlinien mit etwas Golden Cross sowie spanischem Blut. In der Mutterlinie geht er auf Shagya-Blut aus den sogenannten Ayerza Linien zurück.
Aid du Florival (Aigoual Tamer / Asra du Florival) unter Ursula Klingbeil hat einen guten Anteil an Weil/Marbacher Blut und geht, wie das Siegerpferd, auf Persik , Baroud III und Baj zurück. Ansonsten ist sie eine bunte Mischung aus nahezu allen Blutlinien.
Ainhoa Arkiris (Soleil Dainhoa / Ainhoa Arkadine) von Barbara Lissarague geht über Kashmir, Nana Sahib und Rizada über 25 mal auf den begehrten Distanzvererber Shahzada zurück.
Alexandra Dietl