Tag des Arabischen Pferdes in Marbach

Am ersten Juni-Wochenende präsentierten sich bei heißen Sommertemperaturen die jüngsten “Marbacher” einem fachlich versierten Publikum. 12 Fohlen sind gefallen, das jüngste gerade mal zwei Wochen alt, davon sieben Hengst- und fünf Stutfohlen.
Den größten Anteil der Fohlen stellte Naoufil (Mahadin / Namije) mit sechs, gefolgt von Musab mit vier Fohlen. Zum ersten Mal kam auch der internationale Championhengst El Nabila B (Kubinec / El Layla Walayla), gezogen in Bábolna, zum Einsatz.

Dahi und Shafali, zwei Stuten aus der Weiler Murana I-Linie, reisten letztes Jahr nach Belgien zu Johanna Ullström um mit El Nabila bedeckt zu werden. Das Ergebnis waren nun ein Stut- und ein Hengstfohlen. Insbesondere das Hengstfohlen zeigte sich hier mit einer sehr schönen Galoppade und viel Aufrichtung. Der Idee zum Einsatz dieses Hengstes lag die Suche nach einem Vertreter der Bairaktar-Hengstlinie zugrunde. Diese ist eigentlich nur noch über den russischen Stamm via Amurath Sahib – Arax – Nabeg vertreten. Diese Pferde aber sind in der Regel eher vom kompakten Typus, nicht der feine, elegante Typ, wie man es von Dschehim beispielsweise gewohnt war. Daher fiel die Wahl auf El Nabila B, da er aufgrund seiner ägyptischen Mutter, der herausragenden Elf Layla Walayla kein typischer Vertreter der russischen Linie ist. Außerdem knüpfte man mit dieser Wahl auch an die jahrhundertealte Zusammenarbeit mit dem ungarischen Staatsgestüt Bábolna an, aus dem El Nabila B bekanntermaßen ursprünglich kommt.

“Unsere Bereiter wünschen sich immer Nachkommen von Musab, weil die so einfach im Umgang und beim Einreiten sind”, erklärte Gestütschefin Astrid von Velsen-Zerweck. Und so kann sich das Reitkommando in vier Jahren auf vier gelungene Musab-Kinder freuen. Auch die Nachkommen von Naoufil versprechen gute Reitpferde zu werden, und sicher bringt der eine oder die andere auch das extra Quentchen “Härte und Biss” mit, die der Vater aufweist.

Der Mahadin-Sohn Naoufil hat übrigens Konkurrenz bekommen: Sein Halbbruder Al Habib (Mahadin / Mahmeya v. Sheik Mabur) hat eine Beschälerbox bezogen. Al Habib ist jedoch ein völlig anderer Typus Pferd, er steht stark im alten Marbacher Typus, hat einen sehr typvollen Kopf – ohne viel Dish, dafür aber mit einem wunderschönen Auge, und erinnert auch sonst an die Marbacher Pferde vergangener Tage. Al Habib wurde anläßlich der zweistündigen Schauvorführung in der großen Reithalle erstmals dem Publikum präsentiert. Gestütsleiterin Astrid von Velsen wies in diesem Zusammenhang auf die wertvollen alten deutschen Linien hin, die leider – insbesondere in der Privatzucht – immer weiter ins Hintertreffen geraten. Ein Staatsgestüt darf – oder muß vielleicht sogar – entgegen den Modeströmungen arbeiten und sich auch auf das eine oder andere züchterische Experiment einlassen.

Der Tag wurde mit einer bunten Schauvorführung in der Reithalle beendet, bei der die Salukis von Meike Göbel mit ihrer Tochter Sarie, die derzeit eine Ausbildung in Marbach macht, natürlich nicht fehlen durften. Beide zeigten ein weiteres Schaubild mit zwei Tandems – natürlich mit Arabern – was gar nicht so einfach ist! Ebenso vorgestellt wurden die Hauptbeschäler WM Nafis, Naoufil und Musab unter dem Sattel. Ein Highlight der besonderen Art aber war der Englische Vollblüter und “schnellste Schecke der Welt”, Silvery Moon, der sich ganz gelassen unter dem Westernsattel zeigte. Das zeugt wirklich von einem hervorragenden Interieur, daß das ehemalige Rennpferd sich nun im Westernstil präsentiert. Und nein, in Marbach werden üblicherweise die Pferde nicht in der Westernreitweise ausgebildet, geritten wurde Silvery Moon nicht etwa von einem Mitglied des Reitkommandos, sondern von der Gestütsangestellten Simone Goller. Die Silberne Herde – bereichert durch den Farbtupfer namens Maaza – bildete wie immer das Abschlußbild. Und die Damen wußten auch genau wann die Musik zu Ende ist und reihten sich schon mal am Ausgang auf.
Gudrun Waiditschka