Mitgliederversammlung des VZAP

Am 27. April fand in Bad Hersfeld die jährliche Mitgliederversammlung des VZAP statt, zu der 46 stimmberechtige Mitglieder anwesend bzw. vertreten waren. Der Präsident wies auf das 70-jährige Bestehen des Verbandes hin, der am 15. Februar 1949 mit Dr. Gustav Rau als Präsident und Dr. Ekkehard Frielinghaus als Generalsekretär gegründet wurde. Damals gab es 13 eingetragene Pferde, vor allem aus Osteuropa.
Im weiteren Verlauf wurde der 2018 verstorbenen Mitgliedern gedacht, unter denen beispielsweise Liesl Vetter, Willi Poth und Dr. Dieter Schön zu nennen sind. Sodann fand die Ehrung der Elitepferde 2018 statt und die Sportpferdeplaketten wurden vergeben.


Der kommissarische Zuchtleiter Burchard Schröder stellte die Jahresstatistiken 2018 vor, wonach der Verband 1423 Mitglieder (Freunde und Züchter) hatte und damit rund 30% weniger als im Jahr 2014. Der Zuchtpferdebestand hat im gleichen Zeitraum bei den eingetragenen Zuchthengsten um 36 % abgenommen, bei den Zuchtstuten lediglich um 20 %; insgesamt ein Verlust von 25 %.
Als positive Entwicklung kann die erhöhte Anzahl neu eingetragener Zuchtpferde 2018 im Vergleich zu den Vorjahren gelten, so daß hier die Zahlen von 2014 nach Durchlaufen einer Talsohle annähernd wieder erreicht wurden. Auch der Im- und Export zeigt sich auf dem niedrigsten Niveau seit langem, wobei noch immer die arabischen Länder das Ziel der meisten Exporte sind, hier vor allem Ägypten.
Der Jahresabschluß verzeichnete einen positiven Abschluß des Wirtschaftsjahrs, weshalb die neue Gebührenordnung in einer revidierten Version angenommen wurde, die die Kosten für den Equidenpass gleich belässt.
Mit dem Rücktritt von Dr. Nils Ismer (geschäftsführender Vorstand) und Bernd Zimmermann (Gesamtvorstand) wurden Neuwahlen fällig. Für den geschäftsführenden Vorstand stellten sich Walter Fath, Barbara Schwarz und Heinz Mader zur Verfügung; die Wahl fiel auf Walter Fath. Für die Wahl in den Gesamtvorstand stellten sich Maria Sens und Heinz Mader zur Verfügung; die Wahl fiel hier auf Maria Sens.
Das mit großer Spannung erwartete Thema, der Antrag des “European Breeders Trusts” (EBT) auf vollumfängliche Erfüllung des Vertrags zwischen VZAP und EBT (d. h. Durchführung der EBT-Auktion anläßlich des ANC), wurde nach der Mittagspause behandelt. Dr. Astrid von Velsen führte souverän durch dieses heikle und mitunter emotionsgeladene Thema. Dr. Nagel erläuterte die Entwicklung des ANC’s und die Verantwortlichkeit des ANC-Committees. Dieses hatte sich in seiner Zusammensetzung über die Jahre verändert. Das derzeitige ANC-Committee hatte Anstand an der Auktion des EBT genommen und Dr. Nagel stellte die Befürchtung in den Raum, daß das ANC-Committe eine einstweilige Verfügung erwirken könne, die verhindert, daß der ANC mit Auktion stattfinden kann. Auf der anderen Seite droht das Risiko einer Schadenersatzklage durch den EBT, wenn der Vertrag (VZAP / EBT) gekündigt wird. Es wurde weiter bekanntgegeben, dass der Vertrag VZAP / EBT zwischenzeitlich gekündigt wurde, der Kündigungsgrund sei die Nichtbezahlung einer Rechnung, was eine Schadensersatzforderung relativ unwahrscheinlich mache.
Nach langer Diskussion wurde schließlich als Vorratsbeschluß darüber abgestimmt, ob der VZAP den mit dem EBT geschlossenen Vertrag für 2019 und 2020 vollumfänglich erfüllen soll. Außer den anwesenden EBT-Mitgliedern stimmten alle anderen Mitglieder dagegen oder enthielten sich der Stimme. Damit war der Antrag des EBT abgelehnt (siehe Kommentar “Zwischen Skylla und Charybdis”).
Aber es gab auch noch erfreuliche Entwicklungen. So wurde dem Antrag stattgegeben, in Zukunft (ab 2019, aber spätestens 2020) anläßlich des ANC-Turniers ein Nationales Championat für arabische Dressurpferde bzw. Springpferde durchzuführen. Dieser Antrag wurde ohne Gegenstimmen angenommen. Und auch eine Teilnahme des VZAP an der Equitana 2021 wurde mehrheitlich beschlossen.
Zum Abschluß informierte der Präsident die Mitglieder über das Ausscheiden der Zuchtleiterin nach Ablauf der Probezeit, und darüber dass Burchard Schröder aufgrund der räumlichen Entfernung nur sehr begrenzte Zeit in der Geschäftsstelle sein kann. Diese Situation wurde von der aufsichtsführenden Behörde beanstandet, so dass nach einer anderen Lösung gesucht werden mußte. Diether von Kleist stellte sich freundlicherweise als kommissarischer Zuchtleiter für eine Übergangslösung zur Verfügung.
Damit ging eine Versammlung zu Ende, die zuvor in den Social Media schon für zahlreiche Diskussionen gesorgt hatte. Die Vertreter des EBT haben das Ende der Versammlung jedoch nicht mehr erlebt, sie haben die Sitzung vorzeitig verlassen.
Gudrun Waiditschka

Zwischen Skylla und Charybdis

Den einen war sie ein Dorn im Auge, die anderen sahen darin ein Marketinginstrument, das der Araberzucht Europas dienen sollte – die Rede ist von der Auktion des “European Breeders Trust”, die eingebettet in den ANC in Aachen abgehalten wurde.
Die Initiatoren dieser Auktion haben sich natürlich schon die richtige “location” ausgesucht: Beim ANC sind alle “high-end-Züchter” der Show-Szene anwesend, potente Sponsoren und Käufer geben sich die Hand und die Veranstaltung bietet das richtige Ambiente, den richtigen Rahmen. Besser hätte man es nicht treffen können! Dafür mußte man doch lediglich in Kauf nehmen, dass die Halle zur Primetime am Samstagnachmittag umgebaut wurde und bis in den späten Abend dann mit einer Auktion belegt war, der viele nur mit Kopfschütteln, wenn nicht gar mit Grausen beiwohnten. Hier ging es nicht mehr um Pferde, hier wurden “Aktien auf die Zukunft” verkauft, Embryonen und Embryonenrechte kamen unter den Hammer, und eigentlich könnte man das Ganze als “Glücksspiel” bezeichnen. Dass sich damit 99 % der deutschen Züchter nicht identifizieren konnten und diesem Tun ablehnend gegenüberstanden, das konnten sich die Initiatoren kaum vorstellen. Es ist aber so.
Nicht nur, dass die große Mehrheit der Züchter mit derlei oftmals pferdeverachtenden Machenschaften nichts zu tun haben will, sie fürchten auch um ihren guten Ruf. Denn “in der Welt da draußen”, außerhalb der High-End-Show-Szene, da war der Ruf der deutschen Züchter bereits angekratzt. Denn für den Otto-Normal-Züchter firmiert der VZAP auf der Ausschreibung, in der Werbung etc. als der “Organisator”, und das gilt oberflächlich betrachtet dann auch für alles, was an diesem Wochenende auf dem ANC-Gelände stattfindet. Und daher wird eben der deutsche ZUCHT-Verband mit diesen Machenschaften in Verbindung gebracht, er und seine Mitglieder, die Züchter, werden mit dieser Auktion in einen Topf geworfen. Und genau das wollten viele der Züchter nicht mitmachen.
Und so kam es wie es kommen mußte – und womit die EBT-Mitglieder offensichtlich nicht gerechnet hatten. Das Ergebnis der Abstimmung – unabhängig davon, ob nun der Vertrag VZAP / EBT wegen Nichtbezahlens einer Rechnung gekündigt wurde – zeigte deutlich, dass die Mehrheit der anwesenden Züchter sich gegen die Auktion ausgesprochen hat. Es war ein Votum gegen Auktionen mit Embryonen und Embryonenrechten, gegen Aktien und Shareholders und gegen den ganzen High Society Schnickschnack in der Pferdezucht.
-gw-