Genetische Spurensuche (I)

In den letzten Jahren wurde mit neuen genetische Analysemethoden das Pferdegenom unter die Lupe genommen. Heraus kamen einige neue Erkenntnisse über den Stammbaum unserer Pferde, ihre Domestikation, die “Ur-Väter” und “Ur-Mütter” aller Hauspferde, die Entstehung der Rassen und vieles mehr.

Eurasiatische Steppe – das Domestikationszentrum des Pferdes

Ursprung und Domestikation

Im Wesentlichen sind sich die Wissenschaftler darin einig, dass das Pferd in einer langen und sehr gut dokumentierten Kette der Evolution aus einem kleinen fuchsgroßen Waldbewohner entstanden ist. Im Laufe von ca. 60 Millionen Jahren wurde aus diesem Eohippus (Hyracotherium), dem Vorfahre der Einhufer, schließlich das heutige Pferd Equus caballus.
Die nächste Station war die Domestikation. Diese fand dem Anschein nach vor rund 5500 Jahren in der sogenannten Botai-Kultur statt. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse aber besagen, dass die damals in der Steppe Nord-Kasachstans domestizierten Pferde nicht die Vorfahren der heutigen Pferderassen sind, denn im Erbgut der modernen Hauspferde findet sich so gut wie keine DNA der Botaipferde. Vielmehr sind diese Botai-Pferde die Vorfahren der Przewalski-Pferde. Diese Erkenntnis “degradiert” die Przewalski-Pferde, die häufig als die letzten Wildpferde betrachtet wurden, zu verwilderten Hauspferden, die aber nichts mit unseren heutigen Hauspferderassen zu tun haben.
Charleen Gaunitz vom Naturgeschichtlichen Museum Dänemarks in Kopenhagen fand heraus, dass während des dritten Jahrtausends vor Christus eine weitere, nicht mit den Botaipferden verwandte Pferdegruppe zum Ursprung aller domestizierten Pferdepopulationen geworden sein muß. Im Gegensatz zu den bisherigen Erkenntnissen zur Domestikation des Pferdes, wurden die Vorfahren unserer modernen Pferderassen also möglicherweise in anderen, eher westlichen Ursprungszentren domestiziert. Dies geschah vor rund 4000 Jahren, und damit fällt diese moderne Domestikation des Pferdes mit einer Ausbreitung der menschlichen Population während der frühen Bronzezeit zusammen (Indo-Europäische Migration). Ungeachtet des Zeitpunkts und des eigentlichen Genpools, auf den die Menschen damals zurückgegriffen haben, bleibt ein wahrscheinliches Domestikationszentrum für unsere heutigen Pferde die Eurasische Steppe, die sich von Kazachstan bis nach Moldavien ausbreitet. Die neuen Genominformationen enthüllten auch zum ersten Mal, dass vor etwa vier- bis fünftausend Jahren eine noch nicht beschriebene Linie von Pferden auf der Iberischen Halbinsel umherstreifte. Sie sind jedoch verschwunden und nicht die Vorfahren der modernen iberischen Pferde. Ritzzeichnungen aus der mittleren Steinzeit, die in Südspanien gefunden und auf etwa 5.000 v. Chr. datiert wuren, zeigen Pferde, die von Menschen gführt werden. Eine der ältesten Darstellungen eines Reiters kann in der Vermelhosa-Stätte im Côa-Tal betrachtet werden. Es ist eine Felsritzzeichnung, die einen Reiter und Jäger darstellt, der mit einem Speer bewaffnet ist und der Eisenzeit zugeschrieben wird (erstes Jahrtausend vor Christus). Im Lichte der obigen Erkenntnis zu einer ausgestorbenen Equidenart auf der Iberischen Halbinsel erhalten diese Ritzzeichnungen eine neue Bedeutung.

Entstehung der Rassen

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