Mlecha oder Gazella?

In den meisten Büchern über das arabische Pferd in Polen finden wir diese drei Abbildungen der Gründerstuten Gazella, Mlecha und Sahara, die Graf Juliusz Dzieduszycki aus dem Orient importierte. Die Aquarelle schuf Juliusz Kossak, ein bekannter polnische Künstler, mit dem Dzieduszycki befreundet war. Die Aquarelle werden auf 1845 datiert, also dem Jahr, in dem die Stuten nach Polen kamen. Kossak war damals 21 Jahre alt und daher sind sie im Stil ein wenig primitiv, dennoch schön und mit dem Charme dieser Zeit, aber sie wurden vor seinen Pariser Studien bei den Vernets gemalt.
In allen älteren Publikationen wird die oben dargestellte Stute (1) als “Gazella” bezeichnet, die Stute (2) als “Mlecha”. Bis Prof. Andrzej Strumiłło, ein Kunstexperte, eine andere Erklärung fand. Er suchte nach guten Reproduktionsvorlagen der Aquarelle dieser drei Stuten als Illustrationen für ein Buch und konnte in Bialowieca eine Nachfahrin von Juliusz Kossak ausfindig machen. Sie war im Besitz des originalen Aquarells von Juliusz Kossak. Prof. Strumiłło bat sie um eine Kopie des Bildes, aber leider war das, was er erhielt, nicht von ausreichender Qualität. Er dankte ihr und sagte, er werde versuchen es zu verwenden, auch wenn die Qualität leider nicht genügend sei. Die Überraschung war groß, als er zu Weihnachten das Original als Geschenk erheilt! Das Aquarell hing fortan in seinem Wohnzimmer. Aber nach einigen Jahren fand er, dass das Werk dort hängen sollte, wo auch der großzügige Wohltäter zu Ehren kommt – in Janow Podlaski.
Jedoch gab es ein Problem mit der Identifikation der Stute auf diesem Bild, denn einige Quellen besagen, dass es sich um Mlecha handelt, andere sagen, es sei Gazella. Prof. Strumiłło zeigte das Aquarell den Experten und Organisatoren der Vorkriegsausstellung von Juliusz Kossak in Lemberg. Diese kamen zu dem Schluß, dass es sich um Mlecha handelt. Ihre Expertise ist nun auf der Rückseite des Originals zu finden. Wie man sieht, schafft Wiederholung nicht immer Wahrheit …
-gw-