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Stutenlinie Murana I 1808

Wenn es bei den Vollblutarabern eine „deutsche“ Stutenlinie gibt, dann ist es die der Murana I Or.Ar. 1808. Keine andere Linie hat die deutsche Zucht so geprägt und hat mit ca. 5000 Nachkommen eine so große Verbreitung in Deutschland.

Baron von Fechtig hatte anfangs des 19. Jahrhunderts die Geschäftsidee, arabische Pferde auf eigene Rechnung und Risiko aus dem Orient nach Europa zu bringen und hier gewinnbringend zu verkaufen. Dazu reiste er anfangs selbst nach Kairo, um die Pferde auszuwählen, ab 1815 bediente sich der Baron eines Veterinärs, der mit der französischen Armee unter Napoleon nach Ägypten gekommen war und nach Rückzug derselben im Orient blieb. Dieser reiste dann „von Aleppo und Damaskus aus in das Innere der von arabischen Stämmen bewohnten Länder, um Ankäufe rein arabischer Hengste und Stuten zu besorgen, wovon im Jahr 1816 der erste Transport ankam“. In diesem ersten Transport direkt aus Syrien war auch Murana I Or.Ar., geboren 1808, Apfelschimmel, „sie war edel, stark und regelmäßig gebaut, besaß ein schönes, starkes Fundament, ausgezeichnetes Hintertheil mit vortrefflichen Sprung-Gelenken“. Erstaunlicherweise wurde von ihr kein Gemälde und keine Lithografie gefertigt, sodass diese Beschreibung der einzige Hinweis auf ihre Qualität ist. Auch der Stamm der Stute ist unbekannt, doch haben genetische Untersuchungen in jüngerer Zeit bewiesen, dass ihre weiblichen Nachkommen in direkter Stutenlinie dieselben mt-DNA-Marker aufweisen wie die der Stute Gazella Or.Ar., welche 1845 aus Syrien nach Polen importiert wurde – von ihr wissen wir den Stamm: Koheil Adjouze!

Die Stutenlinie in Zahlen

Nachfolgend wurde versucht, einen Überblick über die Stutenfamilie der Murana I zu geben. Dazu wurde in erster Linie die VZAP-Datenbank herangezogen und zu jeder Stute ihre Töchter aufgelistet. Heraus kam eine Stutenlinie mit 2554 weiblichen Nachkommen (also rund 5000 Pferden, wenn man die Hengstfohlen mit einrechnet) allein in Deutschland. Wo Pferde ins Ausland verkauft wurden, wurden diese nicht weiter verfolgt. Von diesen ca. 2500 Stuten sind noch 684 im zuchtfähigen Alter (d.h. nach 2000 geboren), dies ist etwa ein Viertel. Das sieht auf den ersten Blick nach viel aus, aber wenn man bedenkt, dass auf die Murana-I-Linie bei dem von mir untersuchten Fohlenjahrgang 2017 (s. AP 4/2018) nur 37 Fohlen entfielen, relativieren sich diese Zahlen, denn es bedeutet, dass von über 600 Murana-I-Stuten nur 37 Fohlen gefallen sind, also nur rund 5 % der Stuten züchterisch genutzt wurden.
Im Folgenden sind die Größenangaben der einzelnen Familien angegeben. Dazu wurde die Gesamtzahl der Nachkommen der Familie in Relation zu der Anzahl der heute noch potentiell zuchtaktiven Stuten gestellt. Für die gesamte Murana-I-Linie wäre das (2554/684). Diese Zahlen können sich noch (geringfügig) ändern, wenn weitere Datenbanken ausgewertet werden. Die gesamte Stutenlinie, deren Umfang in gedruckter Form dieses Heft sprengen würde, finden Sie auf der Website „Projekt alte deutsche Linien“ – www.in-the-focus.de/alte-linien
Die untenstehende Stutenlinie zeigt nur einen kleinen Ausschnitt von ca. 330 Stuten.

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Die gesamte Murana-I-Stutenlinie finden Sie hier

2001 erschien eine Neuauflage des Buches “Klassische Araber alter deutscher Blutlinien” der Interessensgemeinschaft IGMAL (IG Weil-Marbach – Achental – Lütesburg) . Diese 2. Auflage ist stark erweitert, zum Stand 2001 aktualisiert und durch einige Kapitel ergänzt worden. Auf 320 Seiten werden verschiedene Nachkriegszuchten und deren Stammpferde sowie bedeutende Zuchtstätten vorgestellt. Eine Liste der Gestüte und Deckhengste aus alten deutschen Blutlinien runden das Buch ab, sind aber natürlich heute nicht mehr aktuell.
Das Buch ist in unserem Online-Shop zum Preis von 29,90 € erhältlich.
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