Viel zu früh ist der Leistungssportler Gandalf VM Anfang Januar aufgrund einer schweren Kolik über die Regenbogenbrücke gegangen.
Gandalf war ein Ausnahmehengst – nicht nur aufgrund seiner Leistung und sportlichen Erfolge, auch durch seine Abstammung: Gezogen wurde er von Melitta Burger aus einer Vollblutaraberstute Ghani Bint Khaled in Anpaarung mit dem Trakehner Konvoi, der seinerseits ebenfalls rund 12,5 % Vollblutaraberblut führt. Wenngleich viele Warmblutzüchter Angst vor so viel Araberblut haben, so hat Gandalf mit einem Stockmaß von stolzen 1,70 m bewiesen, dass dazu kein Grund besteht. Und nicht nur das: Mit nicht einmal zweieinhalb Jahren wurde er 2006 Gesamt-Körungssieger aller Araberrassen beim VZAP gegen ausnahmslos ältere und z.T. sogar mit HLP-Meriten dekorierte Hengste. Im Sommer 2007 stand für ihn selbst die HLP an, die leider nicht ganz so lief, wie sich seine Züchterin das gewünscht hätte: Der Rappe schloß die Prüfung als jüngster Teilnehmer mit 90,15 Punkten ab. Da hatte man nach den Trainingsnoten mehr erwartet.
Aber seine Züchterin und Besitzerin Melitta Burger war von ihrem Hengst überzeugt, und nicht nur sie! Auch Bruno Six war der Meinung: “Der hat Biss, der hat Spaß an seiner Aufgabe. Der wird mal ein ganz Großer!”
Trotz des Ergebnisses in der HLP sollte sein Weg in den Sport führen, und so absolvierte er bald darauf seine ersten Starts in Geländepferde- und Vielseitigkeitsprüfungen. Damit war auch der Weg ins Bundeschampionat geebnet, und zur Überraschung seiner bayerischen Konkurrenz wurde er Bayerischer Trakehner Geländepferde-Champion.
Bereits in seiner ersten Saison 2010 erzielte der gerade 6-jährige Hengst mit Martin Drescher im Sattel bei vier Starts in CIC*-Prüfungen auch vier Platzierungen – an Leistungsvermögen und -bereitschaft mangelnde es ihm sichtlich nicht! Und bereits bei Abschluß der nächsten Turniersaison (2011) landete Gandalf unter allen Vielseitigkeitspferden aller Rassen und Jahrgänge auf Platz 76 und hat damit den Sprung in die TOP 100 in Deutschland geschafft – das soll erst einer nachmachen! Er steigerte sich in den folgenden Jahren bis zum CCI** und beeindruckte immer wieder durch seine ungemeine Gelassenheit und Coolness. Und obwohl die Turniersaison 2015 verletzungsbedingt bereits im August beendet war, schaffte er im selben Jahr die HLP Turniersport (Vielseitigkeit).
Bei all den sportlichen Einsätzen blieb leider nicht viel Zeit für züchterische Aktivitäten, so dass nur wenige Fohlen von ihm gefallen sind. Das ist jetzt umso bedauerlicher, da seinem Leben so frühzeitig ein Ende gesetzt wurde.
G. Waiditschka