Dunkle Wolken und ein Hoffnungsstrahl

Da veranstaltet der VZAP schon seit Jahren ein tolles Turnier im Dressurstadion in der Aachener Soers – und dennoch kommen immer weniger Vollblutaraber aus Deutschland an den Start. Eine Standortsbestimmung ist dringend nötig und Überlegungen, wie man den Turnierstart mit einem Vollblutaraber attraktiver machen könnte.

Es kamen mit acht Vollblutarabern, sechs Shagya-Arabern und vier Anglo-Arabern aus Deutschland, sowie weiteren 15 Vollblutarabern aus dem Ausland, so wenige Vertreter dieser drei Rassen wie noch nie zum Turnier in die Aachener Soers. Der Rest waren 53 Arabisch Partbreds mit mindestens 12,5 % Araberanteil, von denen die wenigsten beim VZAP eingetragen sind. Der Anteil der Arabisch Partbreds, und hier insbesondere der Reitponys nimmt zu, und damit erklärt sich auch die Zunahme bei den Starts insgesamt. Wer also nur auf die Starterzahlen, oder die Anzahl gemeldeter Pferde schaut, und glaubt, es ist doch alles bestens – der verschließt die Augen vor den eigentlichen Problemen.

Die deutschen Teilnehmer

Aber kommen wir zu den Hauptakteuren, den Pferden und Reitern und beginnen wir mit den Vollblutarabern aus Deutschland. Hier haben sich die meisten in den Dressurklassen A bis L getummelt, und nur zwei Paare, Haifi El Sorrento (BS Specific / Haifi Dinjah) unter Susanne Hoyler und Malik Ibn Prognoz (Prognoz / Juvara) unter Janine Holze wagten sich in die L-Kür und in die M-Dressuren. Haifi El Sorrento ging klar als erfolgreichstes Pferd des Turniers hervor: Er errang einen dritten Platz in der M** hinter den Reitponys Top Durella und Sunny, die M* – wo die Rassengruppen VA und ShA unter sich waren – gewann “Sori” überlegen, und auch in der L-Kür, wo alle Rassegruppen gemeinsam starteten, war er der beste Vollblutaraber hinter Validos Black Pearl unter Magdalena Schumacher und Adrette G unter Virginia Spönle, beide mit Partbreds beritten. Malik Ibn Prognoz mit Janine Holze wurde in allen drei Prüfungen hinter Haifi El Sorrento plaziert, doch ist es schön zu sehen, dass dieses Paar langsam den Anschluß findet.

In der Gruppe der Pferde, die sich auf A bis L-Niveau bewegen, tauchte erstmals die bereits 19-jährige Vollblutaraberstute Maschatka (Dinar / Majmakala) unter Lina Zell auf, die sich auch prompt in der L-Trense hinter Haifi El Sorrento und noch vor Malik Ibn Prognoz plazierten konnte. Der vielseitigste Teilnehmer unter den Vollblutarabern war Al Ashar (Ashur / Aswana V) unter seiner jungen Reiterin Nele Schlichte. Dieses Paar startete als einzige sowohl in der Dressur, wo sie mit einer Note von 7,5 den zweiten Platz in der A-Dressur belegten, wie auch im Springen, wo sie sich bis zum Stilspringen A** plazieren konnten.

Insgesamt zeigten sich die Shagya-Araber vielseitiger als die Vollblutaraber und so war auch die Shagya-Araber-Stute O Hara (Brokat Q / Obeya) mit Mareike Placke in beiden Disziplinen – Dressur und Springen – unterwegs. In der Dressur Kl. A* reichte es noch zur Plazierung, im Stilspringen A** lag sie gleichauf mit dem Partbred Ai Al Shama Sheikh Al Badi auf dem ersten Platz. In der gleichen Prüfung belegten die beiden Shagya-Araber Massimo (Muzulman / Tigra) unter Eike Seehrich und Bahrain von Ludwigsburg (Bazar / Smaragd L) unter Ina-Charlotte Seerich gemeinsam den zweiten Platz. Als Lehrmeister für seine Reiterin zeichnet sich Saladin (Pamour / Santana II) unter Selina Öcal aus, die ebenfalls vielseitig starteten, sowohl in der Dressur, wo sie bei 13 Startern noch in die Plazierung kamen, als auch im Springen.

Die ausländischen Teilnehmer

Insgesamt waren die ausländischen Starter dieses Jahr nicht so erfolgreich wie in den Vorjahren, wie üblich aber waren sie vor allem in der Dressur unterwegs und stellten alleine fünf Starter in der M*. Bester ausländischer Starter war hier Galahad (Werbum / Granada) unter Helena Jodie Byrne aus Dänemark. Sie war auch letztes Jahr in Aachen sehr erfolgreich, startete dieses Jahr bereits bei den Europa-Meisterschaften in Wiener Neustadt, von wo sie zwei Bronze-Medaillen in Dressur und Classic Pleasure nach Hause brachte. Das Paar versuchte sich auch im Springen, jedoch wird deutlich, dass Galahads Talent mehr im Dressursport liegt. Ebenfalls mit dabei war Angel Elegantkah (Amurath Muntahi / Markitanka) mit ihrer Reiterin Cindy Bijl, die für die Niederlande starteten und sich in der M* plazieren konnten. Ansonsten sah man die ausländischen Starter mit einigen Nachwuchspferden in der A-Dressur, wo beispielsweise der früher im Westernsport gerittene Erogant nun mit Vera Dopper unter dem Dressursattel zu sehen war und zweimal einen zweiten Platz in der A* und A** belegte.

Nationales Championat 2020

Die gute Nachricht ist also, dass das Turnier weiter zugelegt hat, der Trend ist ungebrochen. Insgesamt gab es mit 287 Starts so viele, wie noch nie (!). Aber die schlechte Nachricht folgt sofort, und das ist die abnehmende Teilnahme der Vollblutaraber und Shagya-Araber. Zur Erinnerung: 2017 waren es noch 14 + 7 (= 21), 2018 waren es 11 + 8 (= 19), 2019 noch 8 + 6 (= 14). Auch die Anzahl der Vollblutaraber aus dem Ausland hat abgenommen, waren es letztes Jahr noch 21 ‘Ausländer’, so waren es dieses Jahr nur 15. Gingen im letzten Jahr noch 120 Starts auf das Konto der VA/ShA, waren es dieses Jahr nur noch 93 (incl. der ‘Ausländer’). Veranstalten wir bald ein Turnier nur noch für Partbreds?

Es ist fünf vor zwölf, etwas für die Förderung der Vollblutaraber im Turniersport zu tun. Das dachte sich auch Isabella Neven DuMont, ehemalige Chefredakteurin des Araber Journals, als sie letztes Jahr unser Plädoyer für ein Nationales Sport-Championat an dieser Stelle gelesen hatte. Sie griff die Idee auf, und hat am 27. April 2019 in diesem Sinne einen Antrag an die Mitgliederversammlung gestellt und auch gleich das Sponsorship dafür in Aussicht gestellt. Dieser Antrag wurde auch ohne Gegenstimmen angenommen.

Nun überlegte man im VZAP, wie man das denn wohl am besten umsetzen könne. Für 2019 kam man noch nicht “zu Potte”, und so machte man kurzerhand einen “70-Jahre-VZAP-Preis” daraus, und entwarf ein (kompliziertes) Punktesystem, um den Sieger und die Plazierten zu ermitteln. Soweit so gut. Testläufe sind dazu da, um daraus zu lernen. Und daher sollte man sich für nächstes Jahr etwaige Verbesserungsmöglichkeiten überlegen. So muß dieses Nationale Championat, das ja zur Teilnahme ermutigen soll, zwingend vorher intensiv beworben werden. Auch sollte es ein “Highlight” sein, und nicht eine mathematische Berechnung, über den Verlauf eines Turnierwochenendes ermittelt, wofür dann am Ende des Tages, wenn kaum mehr jemand anwesend ist, noch schnell ein Preis verteilt wird. Besser wäre eine, bis maximal zwei Prüfungen, die gewertet werden – damit kann man dies auch dem Publikum als “Nationales Championat” näher bringen, so daß es ggf. sogar Zuschauer aus der großen Halle anlocken könnte, oder die Sieger gar im Rahmen des ANC geehrt werden könnten.

Und wenn es auch nicht die Aufgabe der Presse ist, sich bei den Sponsoren zu bedanken, so soll dies hier dennoch ganz bewußt geschehen. Mit Familie Paltra und Isabella Neven DuMont haben wir zwei engagierte Sponsoren, die speziell den Sport fördern wollen. Auch Familie Fath und Thomas Mayer haben dieses Jahr das Turnier finanziell unterstützt.

Für nächstes Jahr hat der VZAP nun ein “Nationales Championat” versprochen. Damit wird für die „Araberreiter“ ein Turnierstart in Aachen noch interessanter, denn der diesjährige Sonderpreis war mit 200 € für den Sieger – siehe Tabelle – dotiert, 100 € für den Zweitplazierten und 50 € für den 3. Platz, in diesem Rahmen wird sich das auch für 2020 bewegen. Selbstredend werden nur deutsche Starter beim Nationalen Championat berücksichtigt. Das vielfältige Prüfungsangebot bietet für nahezu jeden Reiter genügend Startmöglichkeiten, damit sich auch eine längere Anreise lohnt. Es wird von Seitens des VZAP auch darüber nachgedacht, weitere Disziplinen anzubieten, und so beispielsweise das Turnier um Westernprüfungen oder Working Equitation zu ergänzen. Also, notieren Sie sich bereits jetzt den 25.-27. September für “Aachen 2020”!
Gudrun Waiditschka