Erfolgreicher Neustart

Nach einer zweijährige Corona-Pause und viel Unsicherheit, ob das ANC-Turnier überhaupt durchgeführt werden kann, fand am ANC-Wochenende ein gelungener Neustart statt. Dazu hat auch beigetragen, dass die Vollblutaraber durch eigene Klassen mehr in den Mittelpunkt gerückt sind, und mit der Anerkennung des Turniers durch die ECAHO auch ein Nationales Championat stattfinden konnte – mit Geldpreisen.

Das diesjährige ANC-Turnier in Aachen war geprägt von großen Vollblutaraber-Klassen, die bis zu 17 Starter hatten (Dressur Kl. L), von alten Hasen, die für qualitätsvolle Ritte sorgten, und von jungen Pferden und Nachwuchsreitern, die ihr Bestes gaben, aber wo es manchmal vielleicht noch nicht ganz reichte, denn das Dressurstadion in der Aachener Soers ist für ein junges Pferd durchaus „beeindruckend“. Insgesamt aber konnte man mit den gezeigten Leistungen zufrieden sein, denn über 43 % der Dressur-Starts erhielten eine Wertnote von 7,0 oder besser!

Die neuen Teilnahmebeschränkungen bezüglich der arabischen Rassen haben sich ebenfalls bewährt: Statt der 29 Deutschen Reitponys wie beim letzten Turnier 2019, die weder mit dem ausrichtenden Verband noch mit der arabischen Rasse etwas gemein hatten, waren dieses Jahr nur zwei Reitponys dabei, die aber 50 % ox-Anteil aufweisen konnten. Auch die Anzahl verbandsfremder Arabisch Partbreds wurde durch die neue Regelung drastisch eingeschränkt, statt 29 Partbreds waren es nur noch fünf, denen man den Araber dafür meist auch ansah. Der Anteil der Vollblutaraber konnte zwar nur um drei Pferde gesteigert werden (von 23 auf 26), aber angesichts dessen, dass das Turnier kaum beworben wurde, weil es lange Zeit nicht sicher war, ob es überhaupt stattfinden kann, ist dies schon als Erfolg zu verzeichnen. Erfreulich ist auch, dass wieder zahlreiche Teilnehmer aus den Niederlanden (7), aus Dänemark (8) und Belgien (1) kamen, eine Reiterin war aus der Ukraine und ritt Pferde des Gestüts Agmal Arabians in Südafrika, die bei Johanna Ullström in Frankreich stehen. Also an „Internationalität“ mangelte es nicht.

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Die Highlights
Das Highlight des Turniers war sicherlich Padrons Must unter Tove Roy aus Dänemark. Die beiden sind bestens bekannt als Europameister der Sport-Araber in der Dressur 2017. Padrons Must ist mittlerweile 20-jährig, vielleicht nicht mehr ganz so elastisch und auch im Raumgriff könnte er besser sein, aber er hat alle Lektionen punktgenau und sauber ausgeführt, was von den Richtern mit 8,2 (M) und 7,9 (M) belohnt wurde. Aber Tove Roy hatte auch noch ein „Nachwuchspferd“ dabei, den bereits 11-jährigen Zox Suspect, ein Sohn von Zonyx, der auch hier in Aachen schon am Start war und überragend gewonnen hatte. Zonyx war dann auch folgerichtig Europameister der Sport-Araber in der Dressur 2016. „Zox Suspect war der erste Sohn von Zonyx in Dänemark“, erklärt Tove Roy. „Er war als junges Pferd verletzt, daher hat man ihn bei Kirk Arabians (der Züchter) nochmals 1,5 Jahre auf die Weide gestellt. Anschließend habe ich ihn 7-jährig gekauft, und er hatte nie mehr irgendwelche Probleme.“ Die beiden sind seit 2018 regelmäßig auf Turnieren in Dänemark unterwegs – und die Routine merkt man. Auch wenn Zox Suspect hier in Aachen immer hinter Padrons Must plaziert war, ist er vom Bewegungspotential sicher der bessere Kandidat. Zum letzten Mal hatte Haifi El Sorrento unter Susanne Hoyler seinen Auftritt in Aachen – er ist eigentlich bereits seit eineinhalb Jahren im Ruhestand und dient nun jungen Reitern als Lehrpferd, aber er wurde nochmals „reaktiviert“ um seine Ehrung als bester Dressur-Araber des VZAP (nach Ranglistenpunkten) entgegenzunehmen (siehe „Soris Abschied“). Ein paar Pünktchen hat er sich hier in Aachen noch dazuverdient, aber man merkte, dass er nicht mehr voll im Training stand. Jeweils dritte Plätze in der M und M waren ihm dennoch sicher.
Ein Neuling in Aachen war FA Monaco (MM Sergio / Princess Odessa) 2014 unter Lotte Lenaerts aus Belgien, die auf Anhieb den 2. Rang in der M erringen konnten.


Nationales Championat Dressur
Die L-Trense hatte dieses Jahr 17 Vollblutaraber am Start – das gab es wohl noch nie und gibt berechtigte Hoffnung für die Zukunft, denn hier waren auch etliche neue Reiter bzw. Nachwuchspferde dabei. So hatte Lise Frandsen, die früher mit Fair Orkan hier in Aachen startete, ihr Nachwuchspferd AF MyRock (AF Umoyo / Mirtasza) *2017 gesattelt. Dieser rein russisch gezogene Wallach zeigte für seine fünf Jahre eine gute Leistung, mußte sich in beiden L-Dressuren nur von den oben genannten „alten Hasen“ geschlagen geben und gewann dafür dann aber die L-Kür!
Diese Prüfung wurde auch als ECAHO Nationales Championat ausgetragen, denn dieses Jahr klappte zum ersten Mal die Kooperation mit der ECAHO Sport-Kommission, das ist beiden Seiten hoch anzurechnen. Damit konnte also erstmalig ein Nationales Championat nach ECAHO-Regeln ausgetragen werden – und dafür gab es dann auch für den Erst- bis Drittplazierten jeweils 200 € aus dem European Breeders Fund der ECAHO. Außerdem zählt das Turnier (bzw. die Vollblutaraberklassen) auch zum High-Point Award-System, wofür es Punkte gibt, die dann in bare Münze umgerechnet werden (das Thema wurde bereits verschiedentlich in zurückliegenden Ausgaben behandelt).
Bester deutscher Teilnehmer war dann auch Haifi El Sorrento unter Susanne Hoyler, der seine Karriere damit auch mit dem Nationalen deutschen Meister-Titel in der Dressur abschließen konnte. Der hübsche Elbes (Kahil Al Shaqab / Elfuria) *2013 aus der Zucht von Janow Podlaski wurde mit Naila Al-Wawi Vize-Meister, und Maracana (Mefisto / Navara) *2014 unter Lena Ihle konnte sich ebenfalls über 200 € freuen.
Auch für das Springen war eine APrüfung als Nationales Championat ausgeschrieben, aber da keine Vollblutaraber daran teilnahmen konnte der Titel dieses Jahr auch nicht vergeben werden. Wenige Teilnehmer im Springen Das Springen war insgesamt etwas mager besetzt, nur 36 der 150 Starts entfielen auf diese Disziplin. Aus Deutschland war es unter den Vollblutarabern nur FA Dajan (Kanz Albidayer / FA Dafina) *2015, der sich in den Parcours wagte. Mit seiner erst 17-jährigen Reiterin war er außerdem einer der ganz wenigen, die sowohl Springen als auch Dressur gingen. FA Dajan kennen wir von seiner Hengstleistungsprüfung 2021, die er damals unter Miriam Conrad mit Bravour ablegte. Seine jetzige Reiterin Karla Stanko war vielleicht nicht energisch genug, sodass er im Springen nicht immer die Beine anzog, aber dennoch konnte er das E-Springen für sich entscheiden. In der Dressur gaben die beiden in jedem Fall ein gutes Bild ab und konnten sich damit in der A* an die Spitze setzen! Die anderen Springen machten die Pferde der anderen Rassegruppen unter sich aus. Aber das Limit war klar beim L-Springen erreicht, das nur noch von drei Pferden in Angriff genommen wurde, von denen keines fehlerfrei blieb. Im Stilspringen A konnte sich Jonathan Marquardt auf Ismael AA (v. Marek AA) mit einer sensationellen Stilnote von 9,0 auf den ersten Platz setzen, gefolgt von dem Anglo-Araber Diether von Ludwigsburg (v. Ocamonte xx) unter Eike Seehrich. Auch über 0,95 m war Ismael AA mit Jonathan Marquardt stilistisch das beste Paar. Dieses Mal folgte der Shagya-Araber-Hengst Bahrain von Ludwigsburg unter Ina-Charlotte Seerich auf Platz 2.

Doppelter PALTRA-Cup
Die Dressurprüfungen der „anderen Rassegruppen“, d. h. der Shagya-Araber, Anglo-Araber und Partbreds, waren ebenfalls „dünner“ besetzt als bei den Vollblutarabern. Die M** gewann der Schecke Camar Gabun mit Isa Lindemann im Sattel mit einer Wertnote von 6,8 – vergleicht man dies mit der Vollblutaraber-Abteilung, so müssen sich diese wirklich nicht verstecken, denn dort war die beste Note eine 7,9! In der M* gewann dann wieder Ismael, in der L-Dressur GEKE Equigrip’s Casino du Delt unter Ann-Carolin Schwarz. Hier gab es dann im PALTRA-Cup, der jedes Jahr für eine Kombi-Prüfung vergeben wird (L* und L**), ein ungewöhnliches Patt, denn sowohl Ann-Carolin Schwarz mit Casino du Delt wie auch Tove Roy mit Padrons Must hatten die gleichen Ergebnisse – und somit wird der Preis dieses Jahr zweimal vergeben!

Ausblick
Es soll nicht verschwiegen werden, dass es auch weniger erfreuliche Darbietungen gab, insbesondere in der Dressur. Diese Reiter wurden folgerichtig von den Richtern aufgefordert, auf eine Benotung zu verzichten. Hier hatten sich offensichtlich einige Reiter überschätzt, vielleicht aufgrund ihrer Erfolge in der Classic und Hunter Pleasure. Nun sind diese Prüfungen erst der Einstieg in die Reiterei und können nicht als Dressurprüfung gelten – da gilt es eben noch weitere Stufen im Ausbildungsweg zu absolvieren.
Insgesamt aber hat der positive Eindruck überwogen und es ist zu hoffen, dass es in diesem Sinne – Förderung für den Vollblutaraber – weitergeht. Einige richtige und wichtige Weichen sind mit diesem Turnier gestellt worden.
Gudrun Waiditschka