Am 7. April feierte Ursula Lixfeld, kurz Ulix genannt, ihren 80. Geburtstag. Araberfreunde kennen sie noch von ihrer Ausstellung anläßlich der 400-Jahr-Feier in Marbach – aber sie hat weit mehr gemacht in ihrem schaffensreichen Leben!
Ulix – die Malerin, Illustratorin und Autorin (sie hat 1 Kinderbuch, 1 Jugendbuch, Erzählungen und Lyrik veröffentlicht) ist eine Frau mit bewegter Lebensgeschichte.
Von dem Zeitpunkt an als sie das braune Tagebuch entdeckt hatte, das ihr Vater noch vor ihrer Geburt für sie begonnen hatte und in dem er sein Kind „dem Führer der Deutschen, Adolf Hitler” (Zitat) widmete und behauptete, sie freue sich über die Namen, die ihr die Elterngegeben hatten (Ursula Brigitte Bormet) hatte sie Schwierigkeiten mit eben diesen Namen.
In ihrer ersten Ehe mit einem Schweizer Geologen Dieser, in der sie hauptsächlich illustrierte, hieß sie Kunz und nannte sich Urs Kunz-Bormet. Dieser Name steht also auch in den Büchern an denen sie in dieser Zeit arbeitete.
In der zweiten Ehe wurde Ursula Lixfeld daraus. Ihr erstes Gedichtbändchen „Traumvogelfedern” erschien unter dem Pseudonym Una Marsal (einem Hugenottennamen aus der väterlichen Linie) und das zweite „Wenn das Flügelpferd kommt, koch ich kein Gelee” erschien schließlich unter dem lakonischen Kürzel „Ulix” mit dem sie schon lange ihre Bilder signierte.
Sie hat an der Werk-Kunst-Schule in Wiesbaden studiert (9 Semester, Examen) und anschließend mehr als 40 Bücher für verschiedene Verlage illustriert und zum Teil die Umschläge gestaltet. Mit „Fury” und „Lassie” (beim damaligen Quelle-Verlag) begann ihre Laufbahn als Illustratorin. Es folgten vorwiegend Tierbücher, da die Verlage ihre Begabung für die Darstellung von Tieren erkannten, in erster Linie von Pferden, die sie seit ihrer Kindheit auf dem Land faszinierten. Daraus entwickelte sich eine Spezialisierung auf das Thema Pferd.
Nachdem sie eine durch brutale Behandlung gefährlich böse gewordene Stute zum Reitpferd ausgebildet und somit vor dem Schlachter gerettet hatte, schrieb sie über diese Erfahrung das Buch „Nur ein Pferd” und versah es mit Illustrationen und Umschlag.
Schon immer zeichnete sie vorwiegend nach der Natur. Ihre Vorbilder suchte und fand sie unter den Großen der Kunstgeschichte. Sie wollte so leichthändig und frei zeichnen können wie Rembrandt, Delacroix und andere aber auch anatomisch so präzise wie die bekannten Pferdemaler Gericault, die Adams oder Volkers. Dazu kam die Begegnung mit der älteren chinesischen Kunst, die beides vereinte und in deren auf das Wesentliche reduzierten Darstellungen expressiver Ausdruck zum Vorschein kam.
1973 zur 400-Jahr-Feier des Haupt-und-Landgestütes Marbach in Baden Württemberg, das eine Weltberühmte Araberzucht beherbergt, organisierte Ulix die erste Ausstellung „Das Pferd in der Kunst” nach dem Krieg. Damit schuf sie ein Forum für die Handvoll Pferdemaler, die es damals gab. Die offizielle Kunstszene interessierte sich zu diesem Zeitpunkt nicht für realistische Pferdedarstellungen. Das erste Angebot für eine Ausstellung in einer Galerie kam aus Paris. Zahlreiche weitere, zum Teil mit internationaler Beteiligung folgten.
Aufträge für Pferdeportraits kamen von Züchtern und Reitern. So hat Ulix eine Reihe namhafter Zucht- und Reitpferde aber auch geliebte Familientiere für ihre Besitzer gemalt. Besonders gern denkt sie an das Aquarell von einem Kaninchen, dass sie für einen kranken Jungen portraitiert hat, der es doch so sehr wünschte, dass sie sich für ein paar Stunden mit ihren Malsachen zu dem Tierchen in den Stall setzte.
Nach ihrem Studium war der Landstallmeister a.D. Hubert Rudofsky, der in den letzten Kriegswirren mit dem amerikanischen General Patton die Lipizzaner rettete, ihr Mentor und strenger Lehrmeister die Pferdeanatomie betreffend. Seine umfangreiche Pferdekunstsammlung, zu der auch zwei Arbeiten von Ulix gehören befindet sich heute im Besitz den Deutschen Pferdemuseums in Verden an der Aller, das ebenfalls das Ölportrait des Vollblutaraberhengstes „Kaisoon” besitzt, der einst ein Staatsgeschenk von Ägypten an die Bundesrepublik war.
Die Pferdeportraits wurden zum Brotberuf, dessen Anstrengungen sie sehr forderten. Denn es war ihr wichtig, das jeweilige Tier persönlich kennen zu lernen und zu beobachten, manchmal auch zu reiten, also nicht einfach Fotos abzumalen, die man ihr schickte. Sie fuhr kreuz und quer durch dir Bundesrepublik in die Gestüte, Reit- und Privatställe, wenn man sie beauftragte, zeichnete und aquarellierte vor Ort und malte das Bild zu Hause im Atelier fertig.
Neben den Pferden drängte es sie, auch anderes darzustellen. Notwendig wurde immer wieder für sie, sich zu Umwelt- und Tierschutz zu äußern, oder gesellschaftliche Themen aufzugreifen. Das sind dann keine Bilder, die man sich gerne über das Sofa hängt. Aber in Ausstellungen hat sie die Erfahrung gemacht, dass besonders Jugendliche auf diese Bilder reagieren. In Gesprächen und Eintragungen ins Gästebuch gaben sie zu verstehen, dass sie sich entlastet, weil weniger allein fühlten, wenn sie diese Bilder ansahen. Bei Landschaften und Gartenbildern erholte sich die Malerin zwischendurch. Ferner war Ulix als Dozentin an der VHS Erbach, wie auch an der privaten Kunstschule in Fränkisch Kulmbach tätig.
Zu den über Jahre angewendeten künstlerischen Techniken wie Zeichnung, Pastell, Aquarell, Öl- und Acrylmalerei, sowie Kaltnadelradierung und Vernis mou (Drucktechnik – Tiefdruck – weich- locker aus dem Handgelenk) und Monotypie kam das Modellieren hinzu. In letzter Zeit lernte sie mit Gips zu arbeiten, bei dem Bildhauer Thomas Helbing in Barnitz.
1997 zog sie mit ihrem Vollblutaraber „Mudar”, den sie als Fohlen vom Züchter bekommen hatte, von Hessen nach Schleswig -Holstein. Der Hengst wurde in ihrer Obhut 31 Jahre alt.
Eine große Freude für Ulix ist, daß ihre Tochter Corinna ein besonderes Talent für den feinfühligen Umgang un ddie Ausbildung von Pferd und Reiter hat und sich trotz der Arbeit mit Haus und Kindern an ihren eigenen Pferden erfreuen kann.
Gabriele Schluck