Happy Birthday – Mandana

Nicole Barth war gerade 15 Jahre alt und verbrachte all ihre Freizeit im Gestüt Mundinger, als dort im Mai 1989 die Stute Mandana geboren wurde. Es war Liebe auf den ersten Blick. “In ihr hatte ich vom ersten Augenblick an eine unglaubliche Freundin, Weggefährtin und irgendwie auch eine Seelenverwandte, wenn es so etwas gibt”, erzählt Nicole Barth. Mandana wurde Nicoles “Schatten” und folgte ihr überall hin auf dem Gestüt. Zwei glückliche Jahre sollte das so bleiben. Doch ein Gestüt wie das der Mundingers mit damals 30 bis 40 Vollblutarabern, muß natürlich auch verkaufen – und als der Preis stimmte, mußte auch ihre geliebte Mandana gehen. “Als Mandana das Gestüt verließ, brach für mich eine Welt zusammen – und auch ich ging fort. Ich hatte nicht vor, je wieder auf das Gestüt Mundinger zurückzukehren”, so Nicole. “Aber im Spätsommer 1991 überredete mich mein Mann zu einem Besuch bei Irmi und Hans Mundinger. Viele Tränen flossen, als wir uns in den Armen lagen und uns wieder versöhnten. Abgesehen davon, dass ich meine ‘Zieheltern’ wieder hatte, erhielt ich von diesen auch recht schnell die Information, wo Mandana nun stand. Ab diesem Moment besuchte ich Mandana zunächst mindestens ein Mal im Monat, wenn möglich häufiger. Jedes Mal wenn ich kam, blubberte sie mich zur Begrüßung leise an. Jedes Mal stand ich dann in ihrer Box und heulte wie ein Schlosshund. Mandanas neuen Besitzer traf ich nie. Und immer, wenn ich eine Sternschnuppe erblickte, gab es nur diesen einen Wunsch: Lass ein Wunder geschehen! Lass mein Mandänchen wieder zu mir nach Hause finden!”

Mandana (Amwal El Shaklan / Mecca) *1989
photo: Oliver Seitz


Acht Jahre zogen ins Land, bis zu Nicoles 25. Geburtstag. Ihr Mann Max hatte eine besondere Überraschung vorbereitet. Zusammen mit Harry Dammer, Nicoles Chef, gelang es ihm in einer “Nacht-und-Nebel-Aktion” Mandana zu kaufen, da ihr Besitzer das Interesse an der Stute verloren hatte. “Gegen 21.00 Uhr bat mich mein Mann, daß ich mir von ihm die Augen verbinden lasse”, erzählt Nicole. “Daraufhin führte er mich die steile Treppe hinunter in den verschneiten Hof. Langsam folgte ich ihm ungefähr bis in die Mitte des Hofes. Dann hob er meine Hand bis ungefähr auf Schulterhöhe. Als ich ihr Fell berührte, durchzuckte es mich wie ein Blitzschlag: ‘Mandana!!!’ Im Umkreis von rund fünf Metern um sie herum brannten kleine, von milchig-weiß schimmerndem Papier geschützte Kerzen im Schnee. Mandana selbst stand auf einem Strohbett. Ihre großen, dunklen Augen blickten mit dem wissenden Blick einer Vollblutaraberstute, die bereits in jungen Jahren viel erleben musste, an mir vorbei in die Nacht hinaus. Ihre weichen Nüstern stupsten sanft meine Wange. Ich merkte nicht, wie sich meine Geburtstagsgesellschaft langsam über die Treppe in den verschneiten Hof ergoss. Kaum einer, der an diesem Abend keine Träne vergoss.”
Seit diesem Tag sind Nicole und Mandana wiedervereint, und auch das ist schon wieder elf Jahre her. Mandana schenkte ihr zwischenzeitlich vier Fohlen, aber wirklich unbezahlbar ist sie als Ammenstute für Waisenfohlen, um die sie sich rührend kümmert. Zwar hatte sie selbst nie Milch, aber als “Nanny” bei der Erziehung ist so eine Stute ausgesprochen wertvoll. Mögen ihr noch viele Jahre zusammen mit Nicole vergönnt sein! Gudrun Waiditschka