Gedanken zu Amateurschauen

Es gab und gibt zahlreiche Versuche, den „kleinen Züchtern“ wieder die Freude an Schauen zurückzugeben – wobei unter dem Begriff „kleine Züchter“ ganz pauschal all jene zusammengefasst sein sollen, die ihr Pferd (aus Tierschutzgründen) nicht in fremde (Trainer-)Hände geben wollen oder dies (aus finanziellen Gründen) nicht können. Darunter fallen auch all jene, die einfach nur Freude daran haben, ihr Pferd selbst vorzustellen, u.a. weil sie stolz darauf sind, welch innige Verbundenheit sie mit ihrem Pferd haben und wie gut die Zusammenarbeit klappt. Dieser gesamte Personenkreis wird dann gerne als „Amateure“ bezeichnet, wobei bei diesem Wort oftmals ein „wollen, aber nicht können“ mitschwingt, das bei genauerer Betrachtung jedoch unfair ist, denn es bezeichnet eigentlich nur jemanden, der kein „Profi“ ist, also damit nicht seinen Lebensunterhalt verdient. Es hat primär nichts mit dem eigentlichen „Können“ oder der „Fachkenntnis“ zu tun, sondern beinhaltet eine Teilnahmebeschränkung. In jedem Fall aber bezieht es sich auf den Vorführer.

So zeigt sich ein arabisches Pferd am schönsten –
ohne im Maul zu behindern an der langen Leine vorgestellt.

Schauen aber stellen das Pferd in den Mittelpunkt, denn sie haben sich aus „Zuchtschauen“ entwickelt, also der Beurteilung von Zuchtpferden. „Amateur-Schauen“ sind für mich daher ein Widerspruch in sich selbst, denn der Begriff vermischt das „Vorführen“ und die „Pferdebeurteilung“ – wenngleich hier in Stadl Paura das Vorführen nicht bewertet wurde. Die Aljassimiya-Challenge hatte den richtigen Ansatz, indem auch der Vorführer beurteilt wurde, aber diese Beurteilung floß mit in die Endnote ein, womit diese eine Mischung aus Vorführen und Pferdequalität wurde. Damit hat man sich von der „Zuchtschau“ entfernt, bei der es ja um die Qualität des Pferdes geht. Aber für die Aljassimiya-Challenge stand ja auch eine andere Idee Pate, nämlich junge Leute für die „Shows“ zu begeistern und junge Trainer zu „rekrutieren“.

Wie also kann man erreichen, dass sowohl der Pferdebeurteilung Rechnung getragen wird, als auch die Vorführung als solches bewertet wird? Die (Pferde-)Richter fühlen sich in aller Regel nicht dazu berufen, auch die Vorführung zu beurteilen. Also sollten sie bei ihrem Handwerk bleiben, und die Vorführung von einer weiteren Person gerichtet werden. Diese muß Pferde „lesen“ können, ihr Verhalten in Bezug auf den Menschen interpretieren können und dann diese Beobachtungen in Noten ausdrücken. Somit hätte man bei einer Vorstellung zwei von einander getrennte Beurteilungen – und natürlich auch zwei Ranglisten: In der einen stehen die Pferde im Mittelpunkt, in der anderen die Vorführer, denn die Beurteilung der Pferdequalität in Hinsicht auf seinen Verwendungszweck als Zucht- und Reitpferd hat primär nichts mit der Art und Weise der Vorführung zu tun, wenngleich diese dem (Pferde-)Richter die Beurteilung erleichtern oder erschweren kann.
Gudrun Waiditschka